Engelsjahr Eine Reise auf Engels’ Spuren und Bezüge zum Heute

Museumsleiter Lars Bluma erklärt, was die Museumsbesucher ab 2020 erwartet.

 Lars Bluma ist der Leiter des Historischen Zentrums.

Lars Bluma ist der Leiter des Historischen Zentrums.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Engels-Haus und Museum für Frühindustrialisierung werden derzeit saniert und zum Engels-Geburtstag am 28. November 2020 wieder eröffnet. Wie dann die Ausstellungen aussehen sollen, erklärt Museumsleiter Lars Bluma.

„Im Engelshaus gab es bisher eine Mischung“, erklärt der Historiker, „ein bisschen Wohnkultur, ein bisschen Biografie.“ Das soll künftig klar getrennt werden. Das Musikzimmer im Erdgeschoss und das Tapetenzimmer im ersten Stock sollen einen Eindruck vermitteln, wie wohlhabende Bürger vor 200 Jahren lebten. Die anderen Räume erhalten modernes Ausstellungsmobiliar.

Darin werden sie die Person Friedrich Engels anhand seiner Lebensstationen darstellen. Denn der Philosoph, Unternehmer und Revolutionär hatte ein bewegtes Leben, lebte in Bremen, Köln, Berlin, Brüssel Paris, London und Manchester. „Wir nehmen die Besucher mit auf eine imaginäre Reise “, kündigt Bluma an. Jeder Ort solle dabei für etwas stehen, London sei der Finanzplatz, Manchester die Stadt des Hochkapitalismus. Zeigen will das Museum dazu Schriftstücke und Fotografien aus der Zeit.

„Wir machen das anders als die Ausstellungsmacher in Trier“, betont Bluma. Die Herkunftsstadt von Karl Marx habe viel bürgerliche Repräsentationskultur der Zeit gezeigt. In Wuppertal sollen Fotografien einen Eindruck davon vermitteln, um was es Engels ging, nämlich die Lebensverhältnisse der Arbeiter. Es gebe Aufnahmen aus den Slums in Manchester. „Sie geben einen authentischen Eindruck davon, was Engels gesehen hat“, sagt Bluma.

Die Engels-Ausstellung wird zunächst für das Haus der Jugend konzipiert, wo sie von März bis September 2020 zu sehen sein wird, ergänzt um Stücke aus dem Engels-Nachlass in Amsterdam. Dann wird sie ins Engels-Haus umziehen. Und dafür neu gedacht werden müssen, um sie an die kleineren Räume mit wenig Wandflächen zwischen Fenstern und Türen anzupassen.

In der Ausstellung zur Frühindustrialisierung bleibt vieles erhalten. Verändern wird sich der Laufweg: Künftig beginnt der Rundgang oben und führt bis ins Erdgeschoss, wo dann ein Museumsshop und ein Café warten. Am Anfang der Ausstellung will Bluma die Voraussetzungen der frühen Industrialisierung darstellen: Welche Gewerbe es im Bergischen gab, welche Probleme die Landwirtschaft hatte, was die Garnfreiheit bedeutete. „Das war ein langer evolutionärer Prozess zur Industrialisierung“, sagt er.

Industriekultur,
die Engels erlebt hat

Er will den Boom ab 1800 zeigen und seine Folgen – das Anwachsen der Bevölkerung und wie die Wupperstädte damit umgingen, wie Wohnungen entstanden, wie Ernährung und Wasserversorgung funktionierten.

Dabei werde zwar die Textil-Industrie im Mittelpunkt stehen, aber er will auch andere Gewerbe der Region zeigen wie Werkzeug-Herstellung, Chemiewesen, Maschinenbau. Gleichzeitig will er zeigen, welche Märkte die Unternehmen aus dem Wuppertal eroberten und wie globalisiert die Wirtschaft schon damals war. Aber auch zeigen, welche innovativen Ideen zur Unterstützung der Arbeiter entstanden. Und es werde um Wasser als Ressource und Umweltgeschichte gehen.

Am Ende soll die Ausstellung die Frage stellen, was Wuppertal heute ist, was aus der Historie erhalten bleiben soll. „Wir fragen die Besucher nach ihrer Meinung“, sagt Bluma. Ähnlich will er bei jedem Einzelthema Bezug zum Heute herstellen: „Themen wie Kinderarmut und Umweltschäden muss sich jede Gesellschaft neu stellen.“

Um das Angebot für das Engelsjahr zu erweitern, arbeiteten sie mit Partnern zusammen, planen Bustouren, die zum Beispiel von Wuppertal über Engelskirchen – Standort der Engelsfabrik und Museum – nach Köln führen. Dass es in der Umgebung noch viele weitere Zeugnisse der Zeit gebe, sei ein großer Vorteil Wuppertals gegenüber Trier. „Wir haben die Chance, die Industriekultur zu zeigen, die Engels erlebt hat.“

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