Firma bleibt Traditionsunternehmen Vombaur baut im neuen Gewerbegebiet Nächstebreck

Wuppertal · Die Firma Vombaur bleibt Wuppertal erhalten. Der Kompromiss zwischen Bürgerverein und Stadt sieht vor, dass nur zwei statt zehn Hektar bebaut werden.

 So soll der Neubau der Zentrale von Vombaur in Nächstebreck aussehen.

So soll der Neubau der Zentrale von Vombaur in Nächstebreck aussehen.

Foto: vombaur GmbH & Co KG

Das Wuppertaler Traditionsunternehmen Vombaur wird seinen Standort von Ronsdorf nach Nächstebreck verlegen. Geschätzt zehn Millionen Euro wird der Spezialist für technische Textilien, dessen Produkte in der Medizin ebenso zum Einsatz kommen wie in der Luftfahrt, in den Neubau an der Nächstebrecker Straße/Bramdelle investieren. 19 500 Quadratmeter werden Vombaur dort zur Verfügung stehen. Also knapp zwei der insgesamt rund zehn Hektar, die vor Jahrzehnten für einen Friedhof vorgesehen waren und die die Stadt mit einem Gewerbepark überplanen wollte. Doch nach Protesten aus der Anwohnerschaft, angeführt von Hermann Josef Richter und dem Bürgerverein, reduzierte man zunächst auf fünf und jetzt eben auf zwei Hektar.

„Und das ist auch endgültig“, stellte Richter am Montag nach der Vorstellung der Pläne im Rathaus zufrieden fest. Dass der ursprüngliche Kompromiss noch fünf Hektar vorsah, habe daran gelegen, dass die Stadt kleinteiliges Gewerbe ansiedeln wollte. Mit Vombaur findet dort aber ein ausgewachsener Produktions- und Entwicklungsstandort mit 80 Mitarbeitern seine Heimat, so Richter, der mehrfach den Betrieb besucht hatte.

Gut elf Kilometer liegt der aktuelle Standort mitten in Ronsdorf vom neuen im Wuppertaler Osten entfernt. Wenn alles zeitlich klappt, soll Anfang 2023 der Einzug erfolgen, erklärt Geschäftsführer Peter vom Baur. Allerdings fehle noch Baurecht.

Der Rat soll im Juni den B-Plan auf den Weg bringen

Den Bebauungsplan soll der Rat in seiner Juni-Sitzung auf den Weg bringen. Stadt und Unternehmen machten deutlich, dass sie auf den Aufstellungsbeschluss hoffen. Denn: Vombaur stand fast schon vor dem Absprung. Die Suche nach einem neuen größeren Grundstück innerhalb Wuppertals gestaltete sich schwierig. „Für ein Wuppertaler Traditionsunternehmen, das vor 215 Jahren in Ronsdorf gegründet wurde, war das eine äußerst unbefriedigende Situation“, erklärte Peter vom Baur. Dass ausgerechnet in Corona-Zeiten die Entscheidung fiel, sei ein Zeichen von Zuversicht. In ihrer Historie habe die Firma einige Krisen gemeistert, wie vom Baur augenzwinkernd in einem Exkurs anführte. Schon Napoleons Kontinentalsperre, die Wirtschaftsblockade gegen Großbritannien, habe Vombaur damals überstanden.

Die Lösung mit Nächstebreck sei gemeinsam mit dem Bürgerverein erarbeitet worden, hieß es am Montag. Auf dem kleineren, südlich gelegenen Gewerbeareal Bramdelle soll der neue Standort entstehen. In den zwei Hektar sind bereits Reserveflächen enthalten, also noch Wachstumspotenzial für die Zukunft. Anders als auf großen Teilen des restlichen Areals befänden sich dort vor allem Äcker und keine Bäume, die gefällt werden müssten, so vom Baur. Der Neubau ist an einige Auflagen gebunden, vorgeschrieben ist unter anderem eine Dachbegrünung. „Das Konzept stellt einen guten Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie dar“, betonte Oberbürgermeister Andreas Mucke, der froh ist, dass Vombaur in Wuppertal gehalten werden kann. Auch Richter ist mit dem Erreichten zufrieden und lobte den fairen Diskurs mit der Stadt. Ein Großteil der Fläche bleibt nun dauerhaft Landschaftsschutzgebiet. Trotzdem werden dort Arbeitsplätze erhalten.

Fünf Minuten sind es zukünftig vom neuen Vombaur-Standort übrigens zum Firmensitz von Jumbo in Sprockhövel. Die Unternehmen — beide Spezialisten auf dem Textilsektor — hatten im vergangenen Jahr eine Gesellschaft gegründet. Man bleibe zwar eigenständig, erklärte Andreas Kielholz, CEO von Jumbo, zukünftig gebe es dann aber noch mehr Möglichkeiten der Kooperation. Sozusagen über die Stadtgrenzen hinweg: 2016 hatte Jumbo selbst von der Wittener Straße aus Wuppertal wegziehen müssen, weil die Stadt — anders als jetzt bei Vombaur — damals keine passende Erweiterungsfläche anbieten konnte.

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