Mirke Utopiastadt als Soziale Skulptur ausgezeichnet

Mirke. · Projekt erhält 10 000 Euro, weil es im Sinne von Joseph Beuys zur gesellschaftlichen Entwicklung beiträgt.

 David J. Becher (li.) vom Vorstand führte die Jury im Vorfeld der Preisverleihung durch die Utopiastadt.

David J. Becher (li.) vom Vorstand führte die Jury im Vorfeld der Preisverleihung durch die Utopiastadt.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Acht Jahre gibt es das Projekt Utopiastadt in der Elberfelder Nordstadt. Nun wurde im Café Hutmacher im Mirker Bahnhof die Arbeit, die seitdem ehrenamtlich von vielen Personen tagtäglich geleistet wird, mit einem Preis ausgezeichnet: 10 000 Euro erhält die Utopiastadt von der SSC Social Sculpture Corporation.

Die vergab in Anlehnung an die Idee des Künstlers Joseph Beuys von der Sozialen Skulptur in diesem Jahr zum ersten Mal den „Social Sculpture Award“. Neben dem ebenfalls ausgezeichneten Beuys-Schüler Johannes Stüttgen erhält die Utopiastadt den Preis zur Ehrung ihrer „Sozialen Plastik“, wie Suzanne Augenstein das Areal und das Engagement der Utopiastadt-Mitarbeiter betitelte.

Die SSC fördert nach Angaben auf ihrer Internetseite „die Idee der Sozialen Skulptur, die eine gesellschaftliche Transformation zu mehr sozialer Gerechtigkeit, ökologischer Verantwortung, gelingender Kooperation und Teilhabe zum Ziel hat“. Sie unterstütze als gemeinnützige GmbH wegweisende Projekt und Einzelpersonen, um die Idee der Sozialen Skulptur zu verbreiten. Suzanne Augenstein würdigte, dass aus dem stillgelegten Mirker Bahnhof eine neue soziale Nutzung hervorging.

Gewaltige Evolution
von 100 auf 40 000 Quadratmeter

Christoph Grothe vom Vorstand der Utopiastadt zählte auf, was inzwischen zur Utopiastadt gehört: Veranstaltungsräume im Bahnhof Mirke, ein eigener Garten, in dem auch Lebensmittel angebaut werden, eine Fahrradwerkstatt sowie ein kostenloser Verleih von Pedelecs.

Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) nannte die Mitglieder der Utopiastadt „Trendsetter“: „Das brauchen wir hier“, forderte er in seiner Rede. Es sei wichtig, querzudenken. Mucke erinnerte zudem an den jahrelangen Leerstand des Mirker Bahnhofs. 2011 sei dann mit Beginn des Projekts Utopiastadt aus dem Stillstand Bewegung geworden.

Er freue sich zudem über die gewaltige Evolution des Projektes. Am Anfang habe der Utopiastadt eine Fläche von 100 Quadratmetern zur Verfügung gestanden, die sich auf 40 000 Quadratmeter vervielfacht habe.

Nächste Projekte: eine kostenfreie Werkstatt und der Solar Decathlon

Vorgeschlagen für den Award hatte die Utopiastadt Bettina Paust, Leiterin des Wuppertaler Kulturbüros, die ebenfalls ein Mitglied der Jury des SSC ist. „Die Utopiastadt hat Beuys’ Idee der Sozialen Plastik in die Realität umgesetzt“, sagte sie. „Hier kann jeder Mensch, der ehrenamtlich mitmacht, aktiv etwas für gesellschaftliche Zwecke bewirken.“ Bettina Paust, die selbst über Beuys forscht, erklärte zudem, dass die Utopisten die Realität nicht nur in der Theorie gestalten. „Sie sind weitsichtig und zukunftsorientiert.“

So sind in der Utopiastadt auch schon die nächsten großen Projekte geplant. Zum Beispiel wird es bald eine kostenfreie Werkstatt in dem Gebäude neben dem Mirker Bahnhof geben, kündigte David Becher vom Vorstand an. „Dorthin kann dann jedermann gerne kommen, der einen Stuhl reparieren oder vielleicht auch einen Proto-Typen für die Uni basteln möchte“, so Becher.

Im September 2021 wird auf der Freifläche an der Trasse der vierte „Solar Decathlon Europe“ ausgerichtet. Bei diesem internationalen Wettbewerb werden 18 Studententeams aus aller Welt auf dem „Utopiastadt-Campus“ innovative Stadthäuser bauen, die allein Sonnenenergie nutzen und die sie bis dahin entwickelt haben. 

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