Vandalismus Unbekannte beschädigen Klavier am Hauptbahnhof

Wuppertal · Seit November können Besucher in der Halle des Wuppertaler Hauptbahnhofs auf einem Klavier spielen - zur Freude vieler Pendler. Nun wurde das Instrument von Unbekannten beschädigt.

 Am Mittwoch soll das Instrument repariert werden.

Am Mittwoch soll das Instrument repariert werden.

Foto: Schwartz, Anna (as)

. Man läuft durch den Hauptbahnhof und plötzlich ist da Klaviermusik. Für einen Moment lässt man die Hektik hinter sich und lauscht dem Fremden, der dort spielt. Möglich war das seit vergangenem Dezember.

Doch jetzt haben Unbekannte das Klavier am Döppersberg beschädigt. Die Sitzbank, die am unteren Teil des Instruments fest gekettet gewesen war, ist offenbar mit Gewalt heraus gebrochen worden, teilte Hartmut Faust auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Er und sein Team von Piano Faust hatten im vergangenen Jahr das Klavier für die Initiative „Meine Stunde für Wuppertal“ aufgestellt.

Der Kerngedanke der Ehrenamtler-Initiative: „Wenn jeder Wuppertaler eine Stunde seiner Zeit für seine Stadt aufwendet, dann haben wir über 300 000 Stunden, um Wuppertal schöner und lebenswerter zu gestalten.“ Das Piano am Döppersberg ist eine der Ideen, die umgesetzt worden sind.

Wuppertaler reagieren in sozialen Netzwerken mit Unverständnis

Der Gedanke dazu kam wiederum Initiator Markus von Blomberg bei einer Reise. In der französischen Stadt Chamonix stand in einer Wartehalle ein Klavier, darauf ein Schild „Spiel mit mir“. Die Musik löste in Blomberg so viele positive Emotionen aus, dass er dieses Gefühl an den Döppersberg bringen wollte. Gesagt, getan.

Viele Wuppertaler reagierten im sozialen Netzwerk Facebook mit großem Unverständnis auf die Sachbeschädigung, sind jedoch nicht erstaunt. „War ja nur eine Frage der Zeit. Sehr schade! Ich freue mich jedes Mal, wenn ich durch die Halle gehe und da spielt jemand Klavier“, schreibt eine Facebook-Nutzerin, andere User schlugen für den Bereich eine Überwachungskamera vor.

Klar sei so eine Beschädigung ärgerlich, sagte Hartmut Faust. Dennoch überwiegen für ihn die „unzähligen schönen Erlebnisse“ rund um das Instrument in der Halle des Hauptbahnhofs. Immer wieder würden Reisende spontan musizieren, in den sozialen Netzwerken gebe es mittlerweile zahlreiche Filme mit Klaviermusik aus dem Wuppertaler Hauptbahnhof.

Bestes Beispiel ist die Geschichte von Anfang dieses Jahres, als ein Wuppertaler Klavierspieler zum Facebook-Star wurde. An einem verregneten Januarmorgen setzte sich Tran Nhat Khang Le, der auf seinen Zug wartete, an das Klavier. Er spielte das verträumte Stück „Comptine d`un autre été“ aus dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Le wurde von einer Passantin gefilmt. Sie stellte das Video bei Facebook ein. Fünf Tage später hatte der Film über 72000 Aufrufe.

Mittlerweile hat der Künstler eine eigene FB-Seite mit knapp 1000 Fans und stellt Live-Videos online. Auch von dem Klavier am Wuppertaler Haupbahnhof.

Das Klavier am Hauptbahnhof
ist nach wie vor bespielbar

Immerhin Glück im Unglück in Sachen Klavier: Bespielbar ist es nach wie vor, auch mit der Beschädigung. Am Mittwoch hat ein Mitarbeiter von Piano Faust die Klaviersitzbank repariert. Anja Wehmeyer von Piano Faust gibt Entwarnung: „Das Klavier ist wieder wie neu.“ Das Schöne sei gewesen, wie viele besorgte Wuppertaler im Laden angerufen hätten. Zu den Kosten konnte Wehmeyer nichts sagen. „Das läuft bei uns unter ferner liefen. Das machen wir gerne und würden es auch immer wieder tun.“

Sie mahnte in diesem Zusammenhang auch davor, sofort von Vandalismus zu sprechen. Fest stünde dies in ihren Augen überhaupt nicht, man solle nicht unnötig Panik machen. „Sehen wir es doch mal so. Das Klavier steht seit Dezember und wir haben jetzt April. Das heißt, dass fünf Monate nichts passiert ist. Hoffen wir und glauben wir daran, dass es in Zukunft auch wieder so bleibt.“

Auch Markus von Blomberg misst dem Vorfall keine große Bedeutung bei, sondern der schnellen Hilfsbereitschaft der Wuppertaler und ihrer Spielfreudigkeit. „Die Wuppertaler halten zusammen und kümmern sich. Das ist einfach nur cool“, sagte er. Eine Anzeige wurde nicht erstattet.

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