Streit um Intendanz Tanztheater und Adolphe Binder haben sich geeinigt

Wuppertal · Kurz vor dem anstehenden Gerichtstermin am Freitag haben sich die Parteien geeinigt: Adolphe Binder und das Tanztheater trennen sich.

Wuppertal: Tanztheater Pina Bausch und Adolphe Binder haben sich geeinigt
Foto: Fries, Stefan (fri)

Von Katharina Rüth

Kurz vor dem anstehenden Gerichtstermin am Freitag vor dem Landesarbeitsgericht haben sich Adolphe Binder und das Tanztheater geeinigt. Nach Informationen der WZ wird die Intendantin mit fast einer Million Euro abgefunden, das Tanztheater nimmt alle Vorwürfe gegen sie zurück.

Damit geht ein langer Konflikt zu Ende: Das Engagement von Adolphe Binder als Intendantin im Mai 2017 war mit großen Hoffnungen verbunden gewesen. Sie sollte das Tanztheater acht Jahre nach dem Tod seiner Begründerin Pina Bausch in die Zukunft führen.

Doch Streitigkeiten innerhalb des Tanztheaters endeten damit, dass das Tanztheater ihr im Juli 2018 außerordentlich und fristlos kündigte. Hintergrund ist, dass der auf fünf Jahre abgeschlossene Vertrag keine ordentliche Kündigung vorsah.

Adolphe Binder klagte gegen die Kündigung, erhielt in allen Instanzen Recht: Die Vorwürfe des Tanztheaters, sie habe den Spielplan nicht rechtzeitig vorgelegt, reichten nicht für eine außerordentliche Kündigung, erklärten die Richter. Zuletzt verwarf das Bundesarbeitsgericht am 18. Dezember die Beschwerde des Tanztheaters gegen die Nichtzulassung der Revision.

Nicht entschieden hatte das Gericht, ob Adolphe Binder wie von ihr gewünscht wieder im Tanztheater arbeiten kann – dort arbeitet jedoch schon seit Anfang 2019 mit Bettina Wagner-Bergelt eine neue Intendantin. Das Gericht hatte den Parteien Zeit für Verhandlungen dazu gegeben. Der Antrag Binders lautete allerdings auf Weiterbeschäftigung bis zum Abschluss des Gerichtsverfahrens – er wäre mit der inzwischen erfolgten Rechtskraft erledigt gewesen, teilte das Gericht mit.

Streit um einen Kopfhörer
und Reisekosten

Darüber hinaus hatte Adolphe Binder weitere strittige Ansprüche gestellt. Sie verlangte Vergütung bis Januar 2020 abzüglich erhaltenen Arbeitslosengelds, insgesamt knapp 214 000 Euro. Gestritten wurde in diesem Zusammenhang darüber, ob Adolphe Binder in der Zeit seit der Kündigung Einnahmen aus selbständiger Arbeit hatte.

Sie forderte außerdem Geld für Kopfhörer der Firma Bose zurück: 335 Euro hatte das Tanztheater von ihrem Gehalt einbehalten, weil der Kauf nicht abgesprochen gewesen sei. Streit gab es auch über den Einbehalt von 463 Euro – das sind Kosten für die Mitreise einer langjährigen, kurz zuvor ausgeschiedenen Ankleiderin zu einem Gastspiel in London. Die Parteien stritten darüber, ob Adolphe Binder berechtigt war, die Ankleiderin als Dankeschön zu dieser Reise einzuladen.

Verhandelt wurde auch über Abmahnungen, die Adolphe Binder aus ihrer Personalakte entfernt haben wollte. Sie beziehen sich auf den Erwerb des Kopfhörers, die Fahrt der Ankleiderin, das Verändern von Reisedaten, die Verlängerung einer Asienreise von Adolphe Binder und die medialen Äußerungen Adolphe Binders zu ihrer Kündigung. Adolphe Binder wollte darüber hinaus bei der letzten Abmahnung einen Widerruf, ebenso beim Thema Spielplan.

Über diese Fragen sollte am Freitag verhandelt werden. Doch das Gericht teilte am Mittwochnachmittag mit, dass sich die Parteien geeinigt haben. Wie diese Einigung aussieht, dazu wollten sich die Parteien am Mittwoch nicht äußern. Stadtdirektor und Kämmerer Johannes Slawig (CDU) erklärte nur: „Ich bin froh und erleichtert, dass die Sache geklärt ist.“ Das sei auch wichtig für die Kompagnie. „Über alles andere ist Stillschweigen vereinbart.“

In einer gemeinsamen Pressemitteilung von Tanztheater und Adolphe Binder am Donnerstag wird das Tanztheater nach WZ-Informationen alle Vorwürfe zurücknehmen und erklären, dass es den Gerichtseinschätzungen folgt. Denn das Tanztheater solle nicht länger mit dem Streit belastet werden. Wegen der unterschiedlichen Auffassungen über die Aufgaben einer Intendantin gehe man getrennte Wege.

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