Schwierigkeiten bei Abellio S-Bahn-Linie 7: Dem „Müngstener“ droht der Totalausfall

Solingen/Remscheid · Abellio hat nicht nur finanzielle Schwierigkeiten, sondern bei der S7 auch massive Probleme mit den Fahrzeugen.

 Kommt der Zug oder nicht? Diese Frage müssen sich die Fahrgäste der S-Bahn-Linie 7 täglich stellen

Kommt der Zug oder nicht? Diese Frage müssen sich die Fahrgäste der S-Bahn-Linie 7 täglich stellen

Foto: Christian Beier

Die Unruhe um die S-Bahn 7 („Müngstener“) und ihren Betreiber Abellio wird größer. Wegen seiner Zahlungsschwierigkeiten nimmt das Unternehmen einen gesetzlichen Schutzschirm in Anspruch, der die Zahlungsfähigkeit sichern soll. Auf den Zugverkehr werde sich dies aber nicht auswirken, versichert Abellio. Anders verhält es sich bei den anhaltenden Problemen mit Schäden an den Radreifen der Züge.

Dadurch fallen vielen Bahnen aus, zeitweise fahren Ersatzbusse. Die Ursache für die Schäden gibt weiterhin Rätsel auf. Darum ist laut Abellio auch ein vorübergehender Totalausfall des „Müngsteners“ nicht auszuschließen. Abellio betreibt die S-Bahn-Linie von Solingen über Remscheid nach Wuppertal seit siebeneinhalb Jahren.

Der aktuelle Vertrag mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) läuft bis 2028. Mit dem Verbund streitet das Unternehmen seit längerer Zeit über eine bessere Bezahlung der erbrachten Leistungen. Das Schutzschirmverfahren steht in diesem Zusammenhang. Die Schäden an den Fahrzeugen seien aber nicht auf die finanziellen Schwierigkeiten zurückzuführen, versichert Abellio.

Diese Einschätzung teilt der VRR laut Sprecherin Sabine Tkatzik.  An der Suche nach Gründen für die Schäden an den Rädern ist neben Abellio auch die Deutsche Bahn (DB) beteiligt. Sie ist für die Streckeninfrastruktur zuständig. Unter anderem mit einem Messzug untersucht sie die Gleise der Strecke. Nach Angaben eines DB-Sprechers habe man dabei bisher keine Schäden gefunden.

Darum gehe man davon aus, dass die Ursache für den hohen Verschleiß an den Rädern nicht auf den Zustand der Schienen zurückzuführen sei. Abellio stehen auf der Strecke statt neun nur drei Züge zur Verfügung Bleibt die Untersuchung der Züge: Aber auch dabei ist Abellio bei der Ursachenforschung bisher nicht fündig geworden. Wie lange diese Suche andauern werde, sei noch nicht abzusehen, erklärt eine Abellio-Sprecherin. Sie schildert: „Aktuell ist es, als würden wir eine Nadel im Heuhaufen suchen.“ Von anderen Linien in der Region sind solche Schäden nicht bekannt.

Derzeit stehen nach Abellio-Angaben anstatt der sonst üblichen neun Züge nur drei zur Verfügung. Und auch dabei handele es sich bereits um Ersatzbahnen, die von anderen Linien abgezogen worden seien, sagt die Sprecherin auf Nachfrage. So gelingt es laut VRR-Sprecherin Tkatzik immerhin, einen 20-Minuten-Takt mit Lücken aufrechtzuerhalten. Zusätzliche Fahrten in den Hauptverkehrszeiten entfallen aber. „Soweit sinnvoll und möglich“ würden ausfallende Fahrten durch Ersatzbusse geleistet – die allerdings eine entsprechend längere Fahrzeit haben als die S-Bahnen.

Gefahr für Ausfälle
steigt weiter an

Über das weitere Vorgehen beraten die beteiligten Unternehmen und der Verkehrsverbund in regelmäßigen Telefonkonferenzen. Gespräche über Anpassungen der Verträge gehen weiter. Die Zugausfälle erklärt die Abellio-Sprecherin damit, dass ihr Unternehmen noch größere Schäden an den Fahrzeugen vermeiden wolle. Sie erklärt: „Je größer der Verschleiß, desto größer der Schaden.“ Da dann noch umfangreichere Instandsetzungsarbeiten notwendig seien, stiege damit auch die Gefahr noch stärkerer Beeinträchtigungen für die Fahrgäste.

Unterdessen gehen bei der finanziellen Großbaustelle die seit Monaten andauernden Gespräche zwischen den in Nordrhein-Westfalen tätigen Eisenbahnunternehmen und den Verkehrsverbünden VRR, NWL und NVR über mögliche Anpassungen bei den Verträgen weiter. Wie Abellio geht auch der VRR davon aus, dass dies keine zusätzlichen Auswirkungen auf den Zugverkehr haben werde.

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