Fahrradspur Wuppertal: Radspur erschwert den Arztbesuch

Wuppertal · In Wuppertal können am Wall die Taxen nicht mehr bis vor die Ärztehäuser fahren. Das ärgert nicht nur Patient Erich Merken.

 Erich Merken und Nico Höttges sehen keine pragmatische Möglichkeit für eingeschränkte Patienten, noch zu den Ärzten zu kommen. Die Radspur verhindere, dass Taxen nah an die Türen fahren können. 

Erich Merken und Nico Höttges sehen keine pragmatische Möglichkeit für eingeschränkte Patienten, noch zu den Ärzten zu kommen. Die Radspur verhindere, dass Taxen nah an die Türen fahren können. 

Foto: Fischer, Andreas

Der Wall hat seit dem 7. Februar eine Radspur. Und die neue Streckenführung erhitzt die Gemüter. Etwa weil so die Zuwege zu den Ärzten in den Häusern 24, 26 und 28 nicht mehr so einfach seien, für die, die per Taxi kommen müssen.

Erich Merken (80) etwa wohnt in der Südstadt und ist aktuell auf einen Rollator angewiesen. Wenn er zum Arzt muss, dann „laufe ich ja nicht den Berg runter“, sagt er. Dann fahre er eben Taxi. Aber seit dem 7. Februar könnten ihn die Taxifahrer nicht mehr vor der Tür absetzen – wegen der Radspur.

Für Merken ist das unverständlich. „Entweder muss ich auf der Straße herausgelassen werden und dann – manchmal mit Rollator – die Straße queren, oder ich muss von den Taxiständen aus laufen“, sagt der Senior. Und beides könne man alten Menschen, die beeinträchtigt sind, nicht zumuten, findet er. Aus seiner Sicht habe die Stadt da eine Fehlplanung hingelegt. Wegen der „drei Radfahrer“, die die Spur nutzten, müssten jetzt die Ärzte und Patienten leiden.

Stadt und Politik sind pro Radweg, Taxifahrer und Apotheke dagegen

Bei der Stadt winkt Sprecher Thomas Eiting ab. „Wir kennen das Problem aus Zeiten des Zweirichtungsverkehrs“, sagt er. Während der B7-Sperrung war der Wall für drei Jahre in beide Richtungen befahrbar, damals gab es auch keine Halteflächen vor den Ärztehäusern. Er verweist aber darauf, dass Taxen zu den Lieferzeiten in die Fußgängerzone fahren und da die Patienten herauslassen könnten – nah an den Ärztehäusern.

Taxiplätze gibt es vom Neumarkt bis zum Bäcker Dahlmann. Hinzu kommen Behindertenparkplätze auf der rechten Fahrbahnseite, kurz vor und hinter den Ärztehäusern.

Merken sieht das aber als unverhältnismäßig, Umwege in Kauf zu nehmen, ob von der einen oder der anderen Seite, angesichts der geringen Zahl von Radfahrern, von der er ausgeht.

Die Taxizentrale Wuppertal ist ebenso unzufrieden mit der Situation. Laut Geschäftsführer Nico Höttges habe Merken recht – und eigentlich könnten die Taxen auch nicht in die Fußgängerzonen einfahren, meint Höttges. Deshalb gebe es keine praktische Möglichkeit mehr, Patienten abzuliefern. Dabei seien die eine wichtige Kundengruppe. Er sorgt sich, dass die Kunden sich andere Ärzte suchen. Die Zustände am Wall ärgern Höttges generell. Deshalb gebe es noch ein Termingespräch mit OB Andreas Mucke.

Bei der Burg Apotheke am Wall ist man ebenfalls auf der Seite von Erich Merken und den Taxifahrern. Die Filialleiterin Ildiko Tukarcsy, sagt, sie habe zwar keine persönliche Beschwerde bekommen. Aber „ältere Leute kommen ja nicht mit dem Fahrrad, auch wenn das schön wäre. Für viele ist die Anfahrt jetzt unmöglich.“

Die Zeit mit dem Zweirichtungsverkehr lässt sie als Vergleich nicht gelten – das sei befristet gewesen. Sie sagt vielmehr, die Stadt mache „systematisch die Innenstadt kaputt“.

Dabei benennt sie nicht nur die Situation der Ärzte und Patienten, sondern auch die der Händler, die von der Stadt nicht informiert worden waren und jetzt Probleme mit der Lieferung hätten. Ihre Apotheke inklusive. „Es gibt zwei Apotheken am Wall. Wir werden fünf Mal am Tag beliefert“, sagt Tukarcsy. Die Lieferanten müssten jetzt weite Wege nehmen. „Ich weiß nicht, ob das die richtige Entscheidung war.“ Sie sagt, so würden Händler und alte Menschen nach und nach aus der Innenstadt verdrängt.

Hans-Jürgen Vitenius (SPD), Elberfelder Bezirksbürgermeister, ist vor allem froh über den ersten zusammenhängenden Radweg, der sich vom Mirker Bahnhof bis zur Südstadt dank des Walls ergeben soll. Er sagt: „Irgendeine Lösung musste für den Wall gefunden werden“, irgendjemand habe daran immer etwas auszusetzen. Aber während der B7-Sperrung habe es aus seiner Sicht keine Beschwerden gegeben. Und die Absicht, den Wall danach weiter zu entlasten, habe die Politik nie aufgegeben. Der Radweg sei daher folgerichtig.

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