Straßenverkehr in Wuppertal Park-App kommt Ende des Jahres

Der Stadtverkehr soll mit 4,2 Millionen Euro digitalisiert werden. Auch eine App für die grüne Welle soll es geben. Politik streitet noch um den Umsetzungsbeschluss.

 Wo ist noch ein Parkplatz frei? Ende des Jahres soll es diese Info digital über eine App geben.

Wo ist noch ein Parkplatz frei? Ende des Jahres soll es diese Info digital über eine App geben.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Vielleicht klappt es schon für den Weihnachtseinkauf: Dass Handy-Apps den Wuppertalern sagen, wie sie am flüssigsten durch den Verkehr kommen und wo dann auch ein Parkplatz frei ist. Rolf-Peter Kalmbach, Abteilungsleiter der Straßenverkehrstechnik, hat jedenfalls die feste Absicht, diese technischen Helfer noch in diesem Jahr anbieten zu können. Sie gehören zu einem umfangreichen Paket zur Digitalisierung des Verkehrs in Wuppertal bis Ende 2020, das der Rat kommenden Montag beschließen soll.

Dazu gehören unter anderem selbstlernende Ampeln, Sensoren an Laternen und zehn neue Schadstoffmessstationen. Denn die Technik soll nicht nur das Fahren angenehmer, sondern auch die Luft besser machen. Insgesamt sollen 4,2 Millionen Euro investiert werden, knapp 1,9 Millionen davon sollen vom Bund kommen.

Digitalisierung soll
Fahrverbote verhindern

Entwickelt haben die Projekte die städtischen Verkehrstechniker, im Rahmen des Green-City-Plans zur Luftverbesserung hat die Stadt Fördergelder dafür beantragt. Die Digitalisierung soll Fahrverbote wegen der Luftbelastung verhindern. Für insgesamt neun Projekte hat sie Förderanträge eingereicht, für sieben wurden Fördermittel bewilligt, der achte Bescheid wird erwartet. Nun muss die Stadt die Umsetzung beschließen.

Kernidee ist eine zentrale Steuerung des Verkehrs durch die Verkehrsmanagementzentrale an der Alexanderstraße, die dafür Verkehrs- und Umweltdaten auswertet. In einer Mischung aus Hochrechnung und Abgleich mit realen Daten werden optimale Verkehrswege errechnet und die Ampeln entsprechend geschaltet.

Dafür muss die technische Infrastruktur aufgerüstet werden: Ampeln brauchen Glasfaser- oder G5- Anschluss, auch Elemente Künstlicher Intelligenz. Induktionsschleifen, Bluetooth-Technik, Radar und Videokameras werden ausgebaut. Künftig sollen kleine Radaranlagen an den Ampeln mit der Kommunikationstechnik moderner Fahrzeuge kommunizieren, alles wird zu einem intelligenten Verkehrssystem verknüpft. Melden die Daten Stau oder die Luftmessstationen steigende Schadstoffwerte, werden Ampeln so geschaltet, dass der Verkehr an der betroffenen Stelle schneller abfließt oder die Fahrzeuge über andere Straßen geleitet werden.

Pförtnerampeln sollen den Zufluss in die Stadt regulieren, um innerstädtische Staus zu vermeiden. Zusammen mit einer dynamischen Beschilderung und einer dafür zu entwickelnden Handy-App können sie den Lkw-Verkehr steuern. Lastwagen und Transportern könnten dann je nach Emission bestimmte Strecken oder Zeitfenster zugewiesen werden. Überwacht werden sollen diese Zuweisungen mit Kameras an den Pförtnerampeln und Übertragung der App-Daten.

Sensoren an
Ampelmasten

Die Park-App soll den Parksuchverkehr verringern, indem sie Autofahrer direkt zu freien Stellplätzen führt. Dafür werden an Ampelmasten Sensoren angebracht, die wie vereinfachte Videokameras erkennen können, ob Parkplätze besetzt sind. Und ein „Ampelphasen-Assistent“ fürs Handy, der Daten aus dem Verkehrsmanagementsystem bezieht, soll Autofahrer dazu bringen, die optimale Geschwindigkeit zu wählen, um die Grüne Welle zu erwischen.

Alle Daten, so versichert Rolf-Peter Kalmbach, werden nur für den Augenblick verwendet und sofort wieder gelöscht. Bei der Überwachung, ob Lkw die richtige Route wählen, werden nur Daten der Fahrzeuge gespeichert, die falsch fahren.

Als erste Straßen sollen die B7 und die Nord-Süd-Achsen Briller Straße, Gathe, Carnaper Straße und Westkotter Straße mit der Technik ausgestattet werden.

Rolf-Peter Kalmbach hätte am liebsten längst angefangen, braucht aber die Zusage der Politik. Weil auch die Prüfung der Projekte durch den Bund sich hinzog, die Förderzusage erst im April kam, können die Gremien erst jetzt entscheiden. „Ich sitze buchstäblich auf heißen Kohlen“, sagt Kalmbach. Alles, was sich ohne Geld vorbereiten ließ, hätten sie bereits getan. „Wir starten am 21. Mai“, sagt er – sobald der Ratsbeschluss vorliegt.

Für die Pläne gab es im Verkehrsausschuss nicht sofort grünes Licht, die CDU meldete Beratungsbedarf wegen der kurzfristig vorgelegten Vorlage an. Bei einer Sondersitzung am gestrigen Mittwochabend hat der Ausschuss der Vorlage nach langer Diskussion mit einer Gegenstimme aus den Reihen der Grünen zugestimmt. Am Montag ist der Rat an der Reihe.

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