WZ-Mobil „Wuppertal ohne Schwebebahn ist wie Rom ohne Kolosseum“

Langer Tisch ohne das Wahrzeichen? Das wäre schon schade, finden viele.

Wuppertal wird 90 Jahre alt und feiert die Geburtstagsparty am Langen Tisch von der Kluse bis zum Opernhaus mit mehreren Hunderttausend Besuchern. Traditionell alle fünf Jahre verwandeln Tische, Pavillons und Sitzgelegenheiten jeglicher Art die B 7 in eine Partymeile, bei der Bands, Aussteller, Gruppen und Vereine bei zahlreichen Veranstaltungen garantiert für Stimmung sorgen werden.

Rund 500 Programmpunkte sollen die Festgäste am 29. Juni auf den vier Kilometern zwischen Kluse un Opernhaus in ihren Bann ziehen. Die Anmeldephase für interessierte Teilnehmer soll im Februar beginnen.

Seit der Stadtgründung 1929 hat Wuppertal einschneidende Höhen und Tiefen erlebt und seine Unerschütterlichkeit mehrfach unter Beweis gestellt. Das Sicherheitskonzept sollte angesichts der Gefahr vor Anschlägen optimal ausgereift sein, wissen auch die Verantwortlichen der Stadt, die entsprechende Präventivmaßnahmen ergreifen werden. Vom „kürzeren“ Tisch verspricht sich auch Organisator Martin Bang vom Stadtmarketing positive Effekte. Er sieht die Ausrichtung durch den Ausfall der Schwebebahn nicht erschwert und will „mit oder ohne Schwebebahn“ Lösungen erarbeiten.

Beim WZ Mobil wollten wir wissen, ob sich die Bürger auf den Langen Tisch freuen oder ob die Vorfreude auf das Fest ohne das Wahrzeichen geschmälert wird. Gudrun Lange sagt: „Feste sind immer gut, auch weil sich dort Menschen treffen und sich unterhalten. Ich glaube aber, dass Leute, die von außerhalb kommen, auch die Schwebebahn sehen und mit ihr fahren wollen. Es ist schließlich Wuppertals Wahrzeichen. Gerade beim 90. Geburtstag, wo es einige Kilometer zu überwinden gibt.“ Ibrahim Ali sieht ebenfalls ein Problem darin, dass die Schwebebahn ausfällt: „Natürlich nutzen die Menschen den Bus, der aber auch häufig im Stau steht. Wie soll das bei diesem Fest funktionieren?“ Viele Ältere seien nicht gut zu Fuß und auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen, gibt er zu bedenken.

Eugenio Vitellini findet: „Das ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn die Schwebebahn nicht fährt. Und Wuppertal ohne die Schwebebahn ist wie Rom ohne das Kolosseum.“ Man solle bis zum 29. Juni unbedingt die Schwebebahn wieder intakt bekommen.  Julia Kunkina sagt: „Die Idee vom Langen Tisch ist super.“ Vielleicht habe es sogar einen Vorteil, wenn das Fest ohne die Schwebebahn stattfindet: „Weil sich die Menschen, auch von außerhalb, dann nur auf das Fest fokussieren.“ Petra Volmerg ist zuversichtlich, dass die Wuppertaler das verkraften werden: „Ich glaube, dass sich das finden wird und die Leute andere Wege suchen und finden werden.“ Einige werden mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sein, andere Fahrgemeinschaften bilden. Für sie geht Sicherheit vor.

Ute Kläser scheint unbeeindruckt: „Schön, dass es das Fest zum 90. Geburtstag geben wird. Aber traurig ist es allemal, da die Menschen von außerhalb sich nicht so gut auskennen und auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind.“ Vanessa Griebling glaubt, dass es für Menschen, die sonst die Schwebebahn nutzen, nicht so günstig sein wird: „Möglicherweise merkt man das dann auch an den Besucherzahlen.“ Martin Kemper sagt: „Da kann man schon einmal den Probelauf für die Feier zum 100-Jährigen machen.“ Der Ersatzverkehr müsse Umwege fahren, wenn die B 7 für das Fest gesperrt wird - definitiv ein Nachteil an solch einem Tag. Regina Tseytlina sieht das ähnlich: „Der Ersatzverkehr ist eine gute Alternative, es kommt allerdings darauf an, wo man hin möchte.“

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