Wuppertal muss sich entscheiden

Wuppertal steht vor einer bedeutenden kulturpolitischen Entscheidung. Bislang waren die angedrohten Sparmaßnahmen eine eher theoretische Bedrohung. Daher mochten sich die Betroffenen - wie auch die Theaterliebhaber - kaum ausmalen, was es bedeutet, wenn die angedrohten Einschnitte tatsächlich Realität werden.

Nun liegt ein Gutachten vor, das konkrete Szenarien zeichnet. Es zeigt Wege auf, die in verschiedene Richtungen führen. Entweder wird versucht, beide Sparten zu erhalten - dies hätte nicht zuletzt einen deutlich reduzierten Spielplan zur Folge. Oder es bleibt nur die Radikalkur - dann würde eine Sparte aufgelöst, um die verbleibende mit Nachdruck am Leben zu erhalten.

Alle drei Szenarien führen zu bitteren Verlusten: Wuppertal hat eine lange Tradition und einen sehr guten Ruf als Musikmetropole zu verlieren. Wer kann sich die Stadt ohne Oper vorstellen? Andererseits steht auch im Sprechtheater Wesentliches auf dem Spiel. Gerade erst hat der neue Intendant Christian von Treskow einen künstlerischen Aufbruch gestartet und für frischen Wind gesorgt. Selbst wenn an beiden Sparten festgehalten würde, gäbe es spürbar weniger Vielfalt im Programm. Gleich, wie die Entscheidung also am Ende ausfällt. Eines dürfte jetzt schon klar sein: Kein Szenario kommt ohne starken Stellenabbau und Qualitätsverlust aus.

Unklar ist hingegen, ob ein Schulterschluss mit Remscheid und Solingen ein Rettungsanker sein könnte, der in eine bestimmte Richtung weist. Erst eine zweite Analyse wird die Themen Fusion oder Kooperation berücksichtigen. So ist das erste Gutachten zunächst noch eine Rechnung mit einer Unbekannten. Dies ist zu bedenken, wenn nun eine Grundsatzdiskussion aufkommt, die bedacht und unpolemisch, aber auch offen und verbindlich geführt werden sollte. Denn Wuppertal ist an einer wichtigen Weggabelung und muss Position beziehen - in aller Konsequenz.

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