Betreuung Warum trotz Ausbaus die Kita-Plätze nicht reichen

Wuppertal · ANALYSE Weil die Zahl der Kinder steigt und mehr Eltern ihre Kinder betreuen lassen, wächst der Bedarf.

Es gibt nicht genügend Kita-Plätze in Wuppertal.

Es gibt nicht genügend Kita-Plätze in Wuppertal.

Foto: dpa/arifoto UG

„Es ist wie bei Hase und Igel“, hat Kulturdezernent Stefan Kühn schon öfter gesagt. Und meint damit: Hat die Stadt eine neue Kita gebaut, ist der Bedarf schon wieder gestiegen. Obwohl immer wieder Kitas eröffnet werden, heißt es seit Jahren: Uns fehlen Kitaplätze. 12 042 Kitaplätze stehen nach Angaben der Stadt voraussichtlich im aktuellen Kitajahr zur Verfügung, dazu gibt es 1200 Tagespflegeplätze: Damit können 13 242 Kinder in Wuppertal betreut werden - gut 3000 mehr als vor zehn Jahren.

Bei den Kitaplätzen allein auf die Zahl zu blicken, reicht aber nicht aus. Denn vor zehn Jahren waren 95 Prozent der Betreuungsplätze für Kinder ab drei Jahren. Lediglich 224 jüngere Kinder wurden in Kitas betreut, 271 offizielle Plätze bei Tageseltern gab es. Seitdem sind die Betreuungsplätze für jüngere Kinder stark ausgebaut worden. Im aktuellen Kitajahr sollen es voraussichtlich 3600 sein (2400 Kitaplätze, 1200 Tagespflegeplätze) - knapp 36 Prozent aller Betreuungsplätze.

Das entspricht dem gesellschaftlichen Wandel: Immer mehr Familien wollen auch ihre jüngeren Kinder betreuen lassen. Das führte auch zu dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag seit 2013. Schon im Vorfeld richtete die Stadt den Fokus auf den Ausbau der Plätze für Jüngere. Dafür wurden auch bestehende Plätze für ältere Kinder in solche für jüngere umgewandelt. Während die Zahl der U3-Plätze wuchs, sank bis 2013 gleichzeitig die Zahl der Ü3-Plätze. Das hat laut Stadt auch damit zu tun, dass sich die von Bund und Land zur Verfügung gestellten investiven Mittel ausschließlich auf die Schaffung neuer U3-Plätze bezogen. Zudem rechnete man damals grundsätzlich mit einem weiteren Bevölkerungsrückgang in der Stadt.

Wachsende Kinderzahl hat auch mit der Zuwanderung zu tun

Bis etwa 2012 lässt sich das auch an der Zahl der Kinder unter sechs Jahren ablesen. Sie sank von 18 135 im Jahr 2007 auf 17 350 im Jahr 2012. Doch dann stieg sie wieder an. Heute (2017) leben 20 600 Kinder unter sechs Jahren in Wuppertal - etwa 2500 mehr als vor zehn Jahren und etwa so viel wie Mitte der 90er Jahre.

Dass die wachsende Kinderzahl auch etwas mit der Zuwanderung nach Wuppertal zu tun hat, zeigt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund - Kinder mit ausländischem Pass, ausländischem Geburtsort oder mindestens einem Elternteil, auf den diese Kriterien zutreffen. 2007 hatte etwa die Hälfte der Kinder unter sechs Jahren einen Migrationshintergrund nach diesen Kriterien. 2017 sind es knapp zwei Drittel. Ob diese Kinder die dritte Generation einer Einwandererfamilie sind, nur zufällig im Ausland geboren wurden oder gerade neu mit ihren Eltern in Wuppertal angekommen sind, sagt die Statistik an dieser Stelle nicht.

Aber Wuppertal braucht nicht nur mehr Kitaplätze, weil es mehr Kinder gibt. Sondern auch, weil der Anteil der Familien wächst, die ihre jüngeren Kinder betreuen lassen wollen. Als der Anspruch auf Betreuung für Kinder ab dem ersten Lebensjahr in Kraft trat, hielt man es für ausreichend, für etwa 30 bis 40 Prozent der Kinder zwischen ein und drei Jahren einen Betreuungsplatz einzurichten.

In der Praxis war diese Zahl bald überholt. Laut einer Befragung der Eltern in Wuppertal im Jahr 2016 wünschen sich rund 55 Prozent der Eltern eine Betreuung für ihre Kinder unter drei. Die Stadt Wuppertal hat die Zielquote inzwischen auf 50 Prozent angehoben. Und der eine oder andere sagt, dass bald noch mehr Familien den Anspruch auch nutzen wollen. Derzeit erreicht sind erst etwas mehr als 31 Prozent.

Knapp 500 Kita-Plätze sind in diesem Jahr neu entstanden. Aber die Stadt musste den Eltern von mehr als 1000 Kindern, die einen Betreuungsplatz wollten, eine Absage schicken. Der Ausbau der Betreuungsplätze wird noch einige Jahre ein Thema bleiben.

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