Selbstversuch Mit dem Stadtbus aufs Land

Wie gut kommt man an den Stadtrand, wenn man nur den Bus benutzen will? Ein Selbstversuch.

WZ-Mitarbeiter Stephan Korfe hat den Busverkehr am Stadtrand getestet.  Foto: Stefan Fries

WZ-Mitarbeiter Stephan Korfe hat den Busverkehr am Stadtrand getestet. Foto: Stefan Fries

Foto: Fries, Stefan (fri)

Es ist kalt an diesem Freitag, aber lange warten müssen die Studenten an der Bushaltestelle Historische Stadthalle zumindest nicht. Die Universität wird mit schnellen Bussen angefahren. Will man hingegen weiter raus, das heißt, sehr viel weiter raus, nach Herbringhausen zum Beispiel, könnte das eine kleine Odyssee werden. Das ist der Test. Unter der Bedingung, dass nur Busse als Verkehrsmittel erlaubt sind, soll es zur Haltestelle Niedersondern im Osten der Stadt gehen. Um zu prüfen, wie gut man zum Stadtrand kommt.

Für die Route heißt das: Zweimal den Bus wechseln, Umstiegszeiten und Fahrerpausen einplanen. Und diesen besonderen Nervenkitzel, ob man den Anschluss im ÖPNV auch wirklich bekommt.

Trotz Brückentag ist der Verkehr auf der Strecke gleich

Die Busfahrerin der ersten, von der App vorgeschlagenen Linie 620, muss grinsen, als sie von dem Vorhaben hört. „Aber ich sage Ihnen, wenn man Zeit hat, kann man in Wuppertal alles ziemlich gut erreichen“, sagt sie. Ihren Namen nennt sie nicht. Zeit aber ist ausnahmsweise mal da und auch die Lust, ihre Aussage an diesem Freitag auf die Probe zu stellen. Die Frage ist nur: Wie viel Zeit braucht man denn? Wird es beispielsweise Stau geben oder lassen mehr Menschen an diesem Brückentag ihren PKW stehen?

„Das kann man überhaupt nicht sagen“, sagt die Busfahrerin. „Das PKW-Aufkommen ist genauso wie sonst auch.“ Sagt sie, als die 620 gerade die Haltestelle Lichtscheid Wasserturm, kurz vor Barmen, erreicht.

Auch Ein- oder Aussteiger, die die Abfahrtszeiten vielleicht verlängern würden, gibt es kaum. Das gesamte Fahrgastaufkommen pendelt nach einer Grobzählung um die Zahl zehn herum. Bis jetzt ist der Bus damit noch im Takt. Und im Fluss.

Mühelos rollt der Bus den Talkessel hinauf.Es geht durch Ronsdorf, dann kommt der erste Umstieg am Rande von Lüttringhausen in die Linie 654. Nach der zur Abwechslung angenehmen Wärme im Bus frieren die Finger in den 15 Minuten Wartezeit auf den nächsten Bus ein. Die vier Minuten Verspätung der Linie 620 hat die Busfahrerin aufgeholt und ist im Zeitplan. Auch die 654 kommt pünktlich. Und direkt nach ihrer Haltestelle Blume kommt sofort das Ortsschild Lennep.

Zum ersten Mal geht der Puls nach oben. Denn nur vier Minuten Umsteigezeit hat man bei der nächsten Haltestelle. Überraschenderweise klappt es es. Mit der dannl etzten Linie 669 wird es sofort ländlich. Wunderbare Blicke auf sanft rollende Hügel, Felder und Wiesen entschädigen bei Sonnenschein für die lange Tour. Dass man aber weit draußen ist, merkt man auch daran, dass die Haltestellen grüner werden. Eine Frau mit Kinderwagen rutscht an der rustikalen Haltestelle Cluse fast den Halte-Hang hinab. Nach einer Stunde und fünfzehn Minuten ist man schließlich am Ziel. Wenn man Zeit hat, geht es tatsächlich.

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