Immobilien Wuppertal mangelt es an barrierefreiem Wohnraum

Wuppertal · Bei der GWG sind von 6000 Wohnungen nur 300 ohne Hindernisse. Frei sind nur 18.

 Zu wenige Wohnungen in Wuppertal sind für Rollstuhlfahrer geeignet. Die Stadt analysiert derzeit den Ist-Zustand.

Zu wenige Wohnungen in Wuppertal sind für Rollstuhlfahrer geeignet. Die Stadt analysiert derzeit den Ist-Zustand.

Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

In Wuppertal gibt es zu wenige Wohnungen ohne Barrieren. Das zeigt unter anderem ein Blick auf den Bestand der GWG. Die Wohnungsbaugesellschaft ist mit rund 6000 Wohnungen größter Vermieter in Wuppertal. 300 dieser Wohnungen sind barrierefrei. „Davon sind aktuell fluktuationsbedingt rund 18 Wohnungen verfügbar“, sagt Sprecherin Nenja Lindner. Es sei absolut zutreffend, dass das Angebot an barrierefreiem Wohnraum im Stadtgebiet knapp ist.

Die LEG Immobilien AG hat in Wuppertal gar keine barrierefreien Wohnungen im Angebot. Gerade im niedrigen Preissegment sei es sehr schwer, in Wuppertal etwas zu finden, sagt Pressesprecher Mischa Lenz. Er wisse auch, warum: „Das Thema Barrierefreiheit ist erst in den 1990er Jahren und später aufgekommen, also zu einer Zeit, in der deutlich weniger gebaut wurde als beispielsweise in den baustarken 60er und 70er Jahren. Zudem sind die Baukosten für diese Art von Wohnungen deutlich höher.“

Darunter leiden Betroffene wie etwa Patrick Anders. Er sagt: „Es ist absolut schwer, eine barrierefreie Wohnung in Wuppertal zu finden. Höchstens in einem Neubau - und dann kaum bezahlbar.“ Anders ist auf einen Rollstuhl angewiesen und wohnt seit 2007 in einem Hochhaus in der Nordstadt. Zwei Jahre habe er gesucht, um diese Wohnung zu finden. Doch spätestens seit dem Sommer 2018 möchte er eigentlich etwas Neues. Damals war der Aufzug des Hauses monatelang ausgefallen, ohne dass die Wohnverwaltung sich ausreichend gekümmert hatte. Seitdem er so massiv von der Außenwelt abgeschnitten war, sucht Anders eine Parterre-Wohnung - bisher vergebens. Der Rollstuhlfahrer sagt: „Ich will ja auch nicht am Rande der Stadt wohnen, sondern dort, wo es auch eine gute ÖPNV-Anbindung gibt.“

Wuppertals Topografie
erschwere einen Ausbau

Die Stadt Wuppertal hat die Problematik erkannt. Sprecherin Kathrin Petersen sagt: „Wir gehen derzeit davon aus, dass es – auch angesichts der demographischen Entwicklung – nicht ausreichend barrierefreien Wohnraum in Wuppertal gibt.“ Noch könne die Verwaltung das nicht in Zahlen ausdrücken, sie arbeite allerdings daran. Zurzeit sei man damit beschäftigt, den Ist-Zustand zu erfassen, so Petersen.

Stadt, GWG und LEG sind sich in einem Punkt einig: Die Topografie und der große Bestand an Altbauten erschwere den barrierefreien Ausbau. Andreas Wiemann, Geschäftsführer des Mieterbunds Wuppertal, berichtet von einem weiteren Grund, der den Fortschritt beim barrierefreien Bau bremst: „Viele Vermieter scheuen sich davor, Umbaumaßnahmen vorzunehmen, weil sie nicht wissen, welche Mieten sie am Ende nehmen können.“ Das hänge mit dem niedrigen Mietpreisniveau im Stadtgebiet zusammen. Hauseigentümer seien besorgt, einen Quadratmeterpreis von acht Euro zu nehmen, wenn die Wohnungen ringsum deutlich günstiger seien.

„Der Mietspiegel erlaubt ja explizit Zuschläge für einen barrierefreien Ausbau“, sagt Wiemann. So bringt der barrierearme Ausbau ein Plus von 42 Cent auf den Quadratmeterpreis. Wer einen Aufzug nachrüstet, darf 15 Cent mehr verlangen. Und dann sei da noch die Frage: Ist eine Nachrüstung überhaupt möglich? „Viele ganz alte Häuser sind dafür zu eng“, sagt Wiemann.

Daher sei barrierefreies Bauen beliebter bei Neubauten auf dem freien Wohnungsmarkt – weniger als Nachrüstung und weniger im preisgebundenen Sektor. „Wegen der Rendite.“ LEG-Sprecher Lenz sagt: „Ein Umbau im Altbestand, um Barrierefreiheit zu erreichen, wird aufgrund der Topographie häufig deutlich erschwert.“ So gibt es in Wuppertal Immobilien, die nur über Treppen oder enorme Steigungen zu erreichen sind.

Barrierefreies Wohnen hat für den Mieter seinen Preis. Petra Bömkes, Vorsitzende des Beirats der Menschen mit Behinderung, kritisiert diesen Zustand: „Wir brauchen auch bezahlbaren barrierefreien Wohnraum.“ Zumindest bei den Sozialwohnungen steuere der Trend entgegen, weil hier die öffentliche Hand eingreift. Stadtsprecherin Kathrin Petersen sagt: „Im sozialen Wohnungsbau wurde in den vergangenen Jahrzehnten ausschließlich barrierefrei gebaut.“

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