Engagement Tuhuus nimmt wieder Fahrt auf

Langerfeld · Das Quartiersprojekt hat in der Coronakrise auf neuen Wegen Bürger vernetzt.

 Andrea Knoll (l.) und Anke Kirchmann-Bestgen freuen sich, dass die Arbeit im „Tuhuus“ weiterlaufen kann.

Andrea Knoll (l.) und Anke Kirchmann-Bestgen freuen sich, dass die Arbeit im „Tuhuus“ weiterlaufen kann.

Foto: Tuhuus Langerfeld/Bettina Osswald 2020_mail@photog

Die Coronakrise traf das Quartiersprojekt „Tuhuus in Langerfeld“ hart: „Unsere Arbeit besteht aus Kontakt und Begegnung“, erklärt Quartiersentwicklerin Andrea Knoll. „Alles, was wir bis dahin gemacht hatten, war erst mal weg.“ Vor allem konnte die „Ideenschmiede“, das monatliche Treffen, bei dem Langerfelder Projekte für den Stadtteil entwickeln, nicht mehr stattfinden. Doch schnell wollten die Beteiligten weitermachen. „Im Mai hatten wir die erste Zoom-Sitzung“, sagt Anke Kirchmann-Bestgen, die zweite Quartiersentwicklerin im Team. „Dabei ist so viel Kreativität deutlich geworden“, schwärmt sie.

Das auf drei Jahre angelegte Quartiersprojekt „Tuhuus in Langefeld – gut und lange leben im Quartier“ startete Anfang 2019. Es soll Bürger von Langerfeld-Mitte und Ehrenberg vernetzen und Projekte anstoßen, um den Stadtteil für ältere Menschen lebenswerter zu machen. Bei der Eröffnungsveranstaltung zeigten sich zwei Bereiche, in denen die Langefelder Nachbesserung wünschen: bei der Verbreitung von Informationen im Quartier und bei der Mobilität.

Grünes Licht für sechs
Sitzbänke in Langerfeld

Für die Arbeit an Lösungen bildeten sich die Arbeitsgruppe „Bürgerradio“ und die Arbeitsgruppe „Broschüre“. Ein Ergebnis ist die Broschüre „Engagiert in Langerfeld“. Zum Thema Mobilität entstand die Initiative zu Sitzbänken im Quartier. Bürger konnten Standortwünsche abgeben, die Bezirksvertretung (BV) Langerfeld-Beyenburg stellte 15 000 Euro dafür zur Verfügung. Für sechs Bänke in Langerfeld gab es kürzlich grünes Licht in der BV. „Wir hoffen, dass sie noch dieses Jahr aufgestellt werden“, sagt Andrea Knoll.

Im Herbst begann die Ideenschmiede. „Bis Februar hatten wir monatliche Treffen“, erzählt Andrea Knoll. „Und dann kam der Lockdown.“ Aber bald scharrten die Aktiven mit den Hufen. Mit Ehrenamtler Torsten Reinhoff fand sich ein Technik-Kenner, der den Beteiligten half, ihre Computer fit für Videokonferenzen zu machen, größtenteils am Telefon.

Zusätzlich erfanden Andrea Knoll und Anke Kirchmann-Bestgen die „Eiskugel-Aktion“: Sie reservierten für jeweils mittwochs zwei Tische auf der Außenterrasse des benachbarten Eiscafés und luden zu einer Kugel Eis ein. Wer wollte, konnte kommen – bis alle acht Plätze belegt waren. „Das wurde gut angenommen“, freut sich Andrea Knoll.

So konnte auch die Arbeit am „Dorfblatt“ für Langerfeld weitergehen, Ende Mai erschien die erste Ausgabe mit Nachrichten aus dem Quartier. Zwei Ausgaben gab es bisher. Noch gibt es das Dorfblatt nur online, aber die AG hofft, dass auch eine gedruckte Ausgabe möglich ist.

Und dann entstand die Idee zu einem Bürgertreff im Stadtteil. Aktuell sammelt die AG Wünsche, was in so einem Treffpunkt stattfinden könnte. Werbung dafür macht sie in einem liebevoll gestalteten Schaufenster am Langerfelder Markt. Karten, auf denen man seine Wünsche eintragen kann, gibt es direkt daneben.

Die jüngste Idee „Langerfeld blüht auf“ ist noch klein, will aber wachsen: Langerfelder wollen etwas für Nachhaltigkeit tun. „Da gab es viele Ideen“, berichtet Anke Kirchmann-Bestgen. Jetzt hat sich die AG auf das Ziel geeinigt, Brachflächen in Wildblumenwiesen zu verwandeln. Bis Flächen gefunden sind, werden Saatkugeln mit Blumensamen produziert und unter anderem am „Tag des guten Lebens“ am Platz der Republik verteilt. Und es gibt mehr Projekte: Begleitete Spaziergänge durchs Quartier, eine Pflegeberatung einmal im Monat (letzter Donnerstag im Monat 11-12 Uhr) und die Beratung des Sozialdienstes, jeweils im Quartiersbüro. Die Technik-Unterstützung soll ausgebaut werden.

Für 2021 gibt es weitere Pläne: Dann soll es viele Veranstaltungen zu Demenz geben, um Bewusstsein und Wissensstand zum Thema zu verbessern und Betroffenen Hilfen anzubieten. „Das Thema soll aus der Tabuzone herausgeholt werden“, erklärt Anke Kirchmann-Bestgen.

Ziel der Quartiersentwicklerinnen ist, dass sich bis Ende 2021 genug Strukturen bilden, die ohne sie weiterbestehen, wenn die Förderung ausläuft.

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