Personalnot Wuppertal kürzt Meldeamt-Öffnungszeiten - Was Bürger wissen müssen

Wuppertal · Die Überlastungsprobleme beim Einwohnermeldeamt in Wuppertal sind zurück. Wer einen Termin haben möchte, muss einige Dinge beachten.

Mit Termin muss man zwar nicht mehr lange warten – aber der ist schwer zu bekommen.

Mit Termin muss man zwar nicht mehr lange warten – aber der ist schwer zu bekommen.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Mehr Personal, längere Öffnungszeiten und ein neues Terminsystem – mit diesen Maßnahmen hat das Einwohnermeldeamt im vergangenen Jahr die Wartezeit vor Ort von 96 auf dreieinhalb Minuten gesenkt. Innerhalb nur eines Jahres sind die Überlastungsprobleme im Kundenservice zurückgekehrt. Zwar wartet dank des Terminsystems noch immer kein Bürger mehr anderthalb Stunden – dafür gibt es aber gar keine zeitnahen Termine mehr. „Wir haben eine Vorlaufzeit von fünf Wochen für einen Termin. Und die sind aktuell wieder alle ausgebucht“, sagt Bürgerbüro-Leiter Jochen Siegfried. Entsprechend oft habe er in diesen Tagen erzürnte Bürger am Telefon.

Die Misere begann mit der Einführung der neuen erweiterten Öffnungszeiten. „Das Modell erwies sich als wenig familienuntauglich“, stellt Matthias Nocke als zuständiger Dezernent fest. 20 Mitarbeiter – vor allem mit Familien – verließen seit 2017 das Amt. Jochen Siegfried verdeutlicht das entstandene Vakuum: „Eine Stelle entspricht rund 1000 Terminen pro Jahr.“ Zeitweise waren jedoch nur noch 30 von 43 Stellen im Amt besetzt, das für Bürger Personalausweise, Führungszeugnisse und andere wichtige Dokumente ausstellt.

Die Stadt steuert zwar mit externen Ausschreibungen dagegen, jedoch wird es Monate dauern, bis sich der positive Effekt auswirkt. Neun der 13 fehlenden Stellen sind auf dem Papier besetzt. Allerdings startet nur ein Bewerber im November, vier weitere erst im Januar und der Rest im Februar und März – bei einer Einarbeitungszeit von (bereits verkürzten) 3,5 Monaten. Dass das Fahrwasser 2019 weiterhin rau sein wird, zeigt sich auch dadurch, dass es das Einwohnermeldeamt in diesem Jahr nicht geschafft hat – wie bisher – rund 6000 Bürger anzuschreiben, deren Dokumente in Kürze ablaufen, um so das Terminaufkommen rund um die Ferien zu entzerren. Das wird sich im kommenden Jahr rächen.

Neue Termine gibt’s montags und donnerstags ab 6.30 Uhr im Netz

Eine Maßnahme, die bei der Bearbeitung von zusätzlichen Terminen helfen soll, ist das Eindampfen der Öffnungszeiten ab Mitte März 2019. Dann soll mittwochs nur noch bis 14 Uhr geöffnet sein statt bis 16 Uhr und am Freitag bis 13 statt 14 Uhr. „Mehr Öffnungszeiten gleich mehr Termine, das ist ein Trugschluss“, erklärt Siegfried. Durch eine Ballung der Termine auf einen kleineren Zeitraum könnten unterm Strich mehr Bürgeranliegen abgearbeitet werden, weil mehr Mitarbeiter gleichzeitig arbeiten. „Dann können wir überbuchen“, sagt der Ressortleiter. Erfahrungsgemäß erscheine nämlich jeder zehnte Bürger gar nicht zu seinem Termin, so dass bei einer soliden Personaldecke einfach mehr Bürger bestellt werden können. Dieser Effekt lasse sich aber nicht ausnutzen, wenn nur zwei bis drei Mitarbeiter eine Schicht abdecken.

Was können nun Wuppertaler tun, die dringend ein Dokument benötigen? „Es gibt nur eine Chance: mehrfach täglich ins Internet schauen“, sagt Matthias Nocke. Denn: Immer wieder geben Bürger Termine zurück. Zudem gibt das Amt seine Termine nicht auf einen Schlag frei, sondern sukzessive. Jochen Siegfried verrät, dass jeden Montag und Donnerstag ab 6.30 Uhr neue Termine eingestellt werden. In Notfällen gebe es weiterhin die Option, einen Express-Ausweis (Zuschlag 32 Euro) zu beantragen.

Zu zusätzlichen Verzögerungen beim Einwohnermeldeamt führten in letzter Zeit technische Ausfälle. Damit in Zukunft schneller und zuverlässiger gearbeitet werden kann, führt die Stadt Ende November das neue Programm Vois ein. Der Zeitpunkt für den Umstieg ist nicht zufällig gewählt. Das bisherige Programm Meso ist ein Auslaufmodell, das nur noch bis 2021 unterstützt wird. Zudem steht im kommenden Jahr die Europawahl an. Dann ist das Einwohnermeldeamt wieder besonders gefragt und hat die Aufgabe, die vollständigen Datensätze der Wuppertaler Wähler zu liefern.

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