S9 Keine Lokführer: Abellio kürzt Strecke

Wuppertal · Bis Mai fährt die S-Bahn-Linie 9 wegen akuten Personalmangels erst ab Vohwinkel. Pro Bahn und Gewerkschaft kritisieren Verkehrsverband Rhein-Ruhr und Bahn.

 Die S 9 fährt in den kommenden Monaten nicht ab Wuppertal Hauptbahnhof.

Die S 9 fährt in den kommenden Monaten nicht ab Wuppertal Hauptbahnhof.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Ein neuer schneller Regionalexpress RE 49 über Essen nach Wesel, nur noch halbstündige Fahrten der S9, aber eine stündliche Verlängerung der S9 einerseits bis Recklinghausen, andererseits bis Hagen. Das sollte ab dem 15. Dezember gelten. Aber bei der S9 klappt das vorerst nicht. Wegen Lokführermangels fährt sie bis Mai sogar erst ab Vohwinkel. Das bestätigen der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) und das Unternehmen Abellio, das die Linie ab Dezember betreiben wird. So wird die S-Bahn zwar mit dem Fahrplanwechsel vom 20-Minuten-Takt in den Halbstundentakt wechseln, die geplanten Verlängerungen werden aber erst ab 1. Mai wirksam.

Und von Abellio heißt es: „Zwischen Wuppertal-Vohwinkel und Wuppertal Hbf werden die Fahrgäste ab 15. Dezember gebeten, die neu eingerichtete Linie RE 49 oder die Linie S8 von DB Regio zu nutzen.“ Erst ab 1. Mai starte die S9 wieder ab Hauptbahnhof und fahre einmal pro Stunde bis Hagen weiter.

Verärgert darüber ist zum Beispiel Marc Sabarowski (37) aus Schwelm. Er pendelte bisher zur Arbeit nach Dortmund. „Ich habe mir extra einen Job in Essen gesucht, in dem Wissen, dass die Verbindung dorthin besser wird.“ Er wollte ohne Umsteigen von Schwelm nach Essen fahren. Jetzt wird er doch wieder umsteigen müssen. „Es wird von Verbesserungen geredet, aber es wird schlimmer“, kritisiert er.

Umstellen müssen sich alle, die ab Hauptbahnhof mit der S9 Richtung Essen oder Bottrop fahren. Sie können immerhin einmal in der Stunde in den RE49 steigen. Dann aber nicht zum Beispiel in Velbert-Rosenhügel oder Essen-Kupferdreh aussteigen. Wer das will, muss andere Züge bis Vohwinkel nehmen und dort in die S9 umsteigen.

Nicht rechtzeitig
für Nachwuchs gesorgt

Axel Sindram vom Fahrgastverband Pro Bahn weiß von der Verkürzung: „Die haben genauso ein Problem wie andere Bahnunternehmen auch.“ Es fehlten Lokführer. „Die hätten sich rechtzeitig um die Ausbildung von Lokführern kümmern müssen.“ Sven Schmitte, Bezirksvorstand NRW bei der Gewerkschaft der Lokführer (GDL), bestätigt: „Es gibt flächendeckend zu wenig Lokführer.“ In den nächsten zehn Jahren gingen mehr als 10 000 Lokführer in Rente. Leider hätten Bahn und neue Unternehmen nicht für genügend Nachwuchs gesorgt.

Erhebliche Folgen hatte das für die „Eurobahn“ des Unternehmens Keolis. Dino Niemann, Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) erklärt, der VRR-Vergabeausschuss habe dem Unternehmen den Vertrag für die S1 und S4 entzogen, als deutlich wurde, dass die Eurobahn etwa die Hälfte der nötigen Lokführerstellen nicht besetzen und deshalb keinen zuverlässigen Betrieb garantieren kann. Die Strecken übernehme für zwei Jahre die Bahn, parallel laufe eine neue Ausschreibung.

Abellio darf seinen Auftrag behalten. Aber: „Jeder Verkehr, der nicht wie im Vertrag erfolgt, wird pönalisiert“, also bestraft, versichert Dino Niemann. Details dazu wollte er aber nicht nennen.

Auch bei Abellio hält man sich zu diesem Thema bedeckt. Sprecherin Franka Spiekermann versichert: „Wir bereiten uns seit zwei Jahren intensiv auf die bevorstehende Betriebsaufnahme vor und haben für verschiedenste Szenarien sogenannte Ersatzkonzepte erarbeitet. Wir stehen hier im ständigen und sehr engen Austausch mit dem VRR.“ Sie erklärt außerdem: „Wir haben aktuell Lokführer im niedrigen dreistelligen Bereich in der Ausbildung.“ Der größte Anteil werde im Oktober und November fertig, aber man müsse auch mit einer gewissen Durchfallquote rechnen.

Die vorübergehende Verkürzung der S9 wurde bisher kaum öffentlich bekannt gegeben, in den Bezirksvertretungen wird aktuell der ursprünglich vorübergehende Plan vorgestellt. Franka Spiekermann kündigt an, dass der neue Fahrplan bis zum 1. Mai kommenden Jahres „in die bekannten Auskunftsmedien eingespielt“ werde. Man rechne mit einer Verfügbarkeit „im Laufe dieser Woche bis nächster Woche“.

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