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Wuppertal: Kalkwerke haben mit Rodungsarbeiten im Osterholz begonnen

Scharfe Kritik : Kalkwerk-Betreiber hat mit Rodungsarbeiten im Osterholz begonnen

Das umkämpfte Waldstück im Osterholz ist am Dienstagmorgen von der Polizei geräumt und umzäunt worden.

Die Kalkwerke Oetelshofen ließen bereits mit schwerem Gerät provisorische Wege in dem 5,5 Hektar großen Waldgebiet errichten, so dass die ersten Bäume bereits am Dienstagvormittag gefallen sind.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Anja Liebert erinnerte an die Versuche, die Rodung abzuwenden. „Die Vorschläge, das Material in bereits aufgegebene Gruben zu verfüllen oder andere Verwendung zu finden, sind vorläufig erfolglos verlaufen“, so Liebert am Dienstag. „Wir müssen in Zukunft dafür sorgen, dass der Schutz des Waldes, Artenvielfalt, Biodiversität und unser Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen neu bewertet wird.“ In der jetzigen Zeit dürfe eine Rodung nicht die einzig verbleibende Lösung sein. Sie bitte aber um friedliche Proteste gegen die Rodung.

Jules El-Khatib, Landessprecher NRW der Partei Die Linke, stellte sich hinter die Aktivisten: „Wer in Zeiten des Klimawandels alte Bäume fällt, statt sich um Alternativen zu bemühen, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Die Aktivistinnen und Aktivisten, die bis zuletzt mit großem Einsatz gegen die Rodung gekämpft haben, verdienen Anerkennung und Unterstützer.“ Klimaschutz sei dem Kalkwerksbetreiber offenbar keinerlei Prüfung wert. „Lieber setzt er die Polizei in Bewegung, um den einmal gefassten Plan auf Kosten der Allgemeinheit durchzusetzen.“

Fridays for Future Wuppertal bezeichnete die nun angelaufene Rodung für die Haldenerweiterung als „Skandal in Sachen Umwelt- und Klimaschutz“. Es dürfe nicht sein, dass mitten in der Klimakrise wirtschaftliche Einzelinteressen vor Klimaschutz gestellt würden.

Kalkwerke wollen restlichen Baumbestand nicht antasten

Marjolein Schlüter von der Bürgerinitiative „Osterholz bleibt“ kündigte an, dass die Arbeit der Aktivisten mit der Rodung nicht abgeschlossen sei. Bereits für Donnerstagsabend, 18 Uhr, setzten die Organisatoren eine Mahnwache am Vohwinkeler Bahnhof an. Schlüter sagt, sie könnte persönlich nur Frieden mit der anstehenden Fällung der Bäume schließen, weil sie wisse, dass sie „alles getan habe, um die Rodung zu verhindern“.

Bereits vor der Räumung hatten sich die Kalkwerke Oetelshofen am Montag in einem ausführlichen Statement zu den anstehenden Arbeiten und deren Auswirkungen auf den Wald geäußert. So blieben die restlichen etwa 195 Hektar des Osterholzes unangetastet. „Außerhalb der bestehenden Steinbruchgrenzen wollen wir keine weiteren Flächen in Anspruch nehmen – weder für Ausgrabungen noch zur Ablagerung. Das gilt auch für Bereiche, die im aktuellen Regionalplan als Vorrangflächen zum weiteren Ausbau ausgewiesen sind“, heißt es in der Erklärung.

Wie lange die Rodung der Bäume, die dann zu Bauholz verarbeitet werden sollen, am Ende dauern wird, ist noch unklar. Auf Nachfrage der WZ heiß es am Dienstag von Seiten des Betreibers, dass man „eher mit Tagen, als mit Wochen“ rechnet. Bevor der Abraum der Kalkwerke auf dem neuen Haldengebiet gelagert werden kann, wird der Kampfmittelräumdienst das Osterholz noch auf Blindgänger untersuchen. „Bis dahin werden dann auch die Arbeiten an der gut gesicherten Umzäunung der Fläche abgeschlossen sein“, erklärte Oetelshofen-Geschäftsführer Till Iseke.

Die offizielle Stellungnahme der Kalkwerke Oetelshofen lesen Sie hier.