Maßstab 1:87 Wuppertal im Miniaturformat erleben

Wuppertal · Beim Tag der Industriekultur präsentierte der gemeinnützige Verein Wuppertal-Achse seine Modelle.

 Der Erste Vorsitzende Stephan Volter zeigt ein Modell der Historischen Stadthalle.

Der Erste Vorsitzende Stephan Volter zeigt ein Modell der Historischen Stadthalle.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Anlässlich des Internationalen Museumstags hatten Besucher die Chance, den gemeinnützigen Verein Wuppertal-Achse in der Goethestraße 42 zu besuchen.  Dort präsentierte er bis ins kleinste Detail nachgebaute Modelle im Maßstab 1:87 der Stadt Wuppertal, ihrer Architektur und Infrastruktur sowie einem Nachbau Wuppertals, wie es ab dem Jahr 1929 einmal aussah. Auch Ausschnitte und Sehenswürdigkeiten anderer Städte im Bergischen Land wurden nachgebaut – so etwa Schloss Burg oder die Müngstener Brücke aus Solingen. Das Zuhause des Vereins in Vohwinkel umfasst dabei nicht nur die Modelle, sondern bietet Besuchern auch die Möglichkeit, Wuppertal und Co. auf Malereien des Wuppertaler Künstlers Dieter Schwalm und alten Fotografien aus der Vergangenheit an den Wänden im Stil-Mix aus Galerie und Heimatmuseum zu betrachten.

Handgefertige Gebäude
bestehen aus Restmaterialien

„Bis auf ein Teil in dieser gesamten Anlage ist jedes Gebäude hier Handarbeit und einmalig gebaut“, so der Erste Vorsitzende Stephan Volter, der seit 2018 Mitglied des Vereins ist. Beim Bau der Modelle spiele auch die Nachhaltigkeit eine große Rolle: „Wir kaufen im Regelfall keine fertigen Baumaterialien, sondern nur Klebematerial und Ähnliches, das wir natürlich haben müssen. Ansonsten versuchen wir so weit, wie es eben geht, aus Restmaterialien Modellbau zu betreiben. Das ist das Wesentliche – zu 85 Prozent sind unsere Häuser aus Restmaterialien.“

So bestehen etwa Fensterscheiben aus Plastikfolien, Verkleidungen aus Styropor. Einen wichtigen Teil der Modelle machen auch die fahrbaren Bahnen, darunter Eisen- und die Schwebebahn, aus.

 So sieht die Nachbildung der Stadthalle von innen aus.

So sieht die Nachbildung der Stadthalle von innen aus.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Dabei solle aber trotzdem nicht der Anschein erweckt werden, dass es sich bei der Wuppertal-Achse um einen Modelleisenbahn-Bauverein handle, sondern ein Modellbauverein, der die Stadthistorie von 1929 bis in die Achtziger- und Neunzigerjahre nachbaue. „Die Eisenbahn bildet bei uns nur den Rahmen – so wie bei einem Bild“, erläutert Volter. Sie stehe aber nicht im Vordergrund, sei aufgrund Wuppertals großer Eisenbahngeschichte aber trotzdem ein wichtiger Teil. „Deswegen fahren hier heute auch viele Züge, die die Wuppertaler noch aus den alten Jahrzehnten kennen. Damit sollen sie sich natürlich auch identifizieren.“

In den einzelnen Modellen stecken unzählige Stunden Arbeit, mit einem Fokus auf dem Naturgetreuen – so auch etwa das Modell des Schloss Burg, das von Peter Holbeck gleich mehrmals in verschiedenen Maßstäben gebaut wurde und auch in der Dauerausstellung des Solinger Klingenmuseums einen Platz gefunden hat. Bei vielen Modellen der Ausstellung ist ein genaues Hinschauen gefragt: So lassen sich auf einem Schwebebahngerüst etwa Arbeiter erkennen, die gerade eine Pause machen – inspiriert vom beim Bau des Rockefeller Centers entstandenen Fotos „Mittagspause auf einem Wolkenkratzer“ aus New York City.

Da es sich bei Wuppertal-Achse um einen gemeinnützigen Verein handelt, gehören auch diverse soziale Aspekte zur Arbeit: „Wir sprechen auch Kindergärten und Schulen an und bieten Vereinen die Möglichkeit, sich bei uns zu informieren. Wir wollen auch Seniorenheime ansprechen, die durchaus auch Demenzgruppen schicken können“, so Volter. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Stadt und der Erzeugung von Erinnerungen könne nämlich besonders bei Menschen mit Demenz wertvoll sein: „Wir haben auch Filme aus ganz Deutschland, unter anderem auch von Bernd Bigge von Hako, und haben die Genehmigung, verschiedene Filme hier im Rahmen unserer ehrenamtlichen Arbeit vorzuführen. Das soll einmal die Identität der Leute mit ihrer Stadt stärken, aber bei Demenzkranken auch Erinnerungen wachrufen, weil ja das Langzeitgedächtnis dadurch wieder hervorgerufen wird.“ Wenn die Stadt mitspielt, will der Verein auch zukünftig in der Ferienfreizeit Angebote anbieten, sodass Schüler lernen können, wie man die Modelle baut.

„Das Angebot, das wir hier in dieser Form bieten, ist einmalig“, erzählt Volter stolz. Auch das Land Nordrhein-Westfalen habe sich bereits am Verein beteiligt und ein Modell mit einem Heimat-Scheck gesponsert. Manche Modelle sind dabei nicht nur von außen anzusehen, sondern können auch geöffnet und von innen betrachtet werden – so etwa das Modell der Historischen Stadthalle in Elberfeld, in dem eine Arbeitszeit von über 1000 Stunden steckt.

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