Internet-Phänomen Haben Internet-„Trolle“ die Bratwurst bei Google populär gemacht?

Wuppertal · Ein Wuppertaler Lokalgeograph hat eine Vermutung, warum der Ort so prominent in Internet-Kartenwerken auftaucht. Ähnliche Fälle habe es schon des Öfteren gegeben.

 Auf dem offiziellen Stadtplan von Wuppertal von 1930 wurde die Ortslage „An der Bratwurst“ (siehe Bildmitte) vermutlich das letzte Mal verzeichnet. Durchs Internet erlebte der Name ein Revival.

Auf dem offiziellen Stadtplan von Wuppertal von 1930 wurde die Ortslage „An der Bratwurst“ (siehe Bildmitte) vermutlich das letzte Mal verzeichnet. Durchs Internet erlebte der Name ein Revival.

Foto: WZ

Haben Internet-“Trolle“ dafür gesorgt, dass der Ortsname Bratwurst so prominent in Online-Kartenwerken wie Google Maps auftaucht? Diese Vermutung hat jedenfalls ein Wuppertaler Lokalgeograph, der sich mit kuriosen Namen in Wuppertal beschäftigt hat - und unter anderem den Wikipedia-Artikel zur Bratwurst verfasst hat. Die Antwort von Google auf eine Anfrage der WZ lässt das plausibel erscheinen.

Die historische Ortslage Bratwurst am heutigen Westfalenweg war im Zuge des Hochwasser zu neuem Ruhm gekommen. Unter anderem die amtliche Warn-App Nina hatte den Namen des Öfteren direkt über Wuppertal auf dem Display angezeigt. Grundlage der App sind die Daten von Google.

Beispiel von Troll-Aktionen rund um den Youtuber „Drachenlord“

„Die prominente Platzierung von Bratwurst auf Karten geht wohl auf eine Art Trolling zurück“, sagt der Wuppertaler Autor. Google erlaubt in seinem Dienst Maps Nutzern dort Korrekturen, Neueintragungen und Änderungen zu Orten, Straßen oder Points of Interest (POIs) anzumerken. „Wenn eine kritische Masse an Meldungen überschritten ist, akzeptiert Google diese Meldungen und übernimmt sie.“ Bei OpenStreetMap könne ja sowieso jeder beitragen. „Da ist es noch einfacher. Auch andere Kartendienste verwerten Nutzermeldungen.“ Je mehr Meldungen kommen, desto prominenter werde der Ort angezeigt.

„Versagen die Korrektive, dann kommt so etwas halt zustande“, sagt der Autor und verweist auf die Bratwurst, die in den Sozialen Medien für einiges Aufsehen sorgte. Viele wollten wissen, ob es sich dabei um einen Gag handelte oder ob es den Namen wirklich gibt. Und warum nicht stattdessen viel geläufigere Namen wie etwa Katernberg angezeigt wurden.

Ähnliche Beispiele von Trolling sind bekannt. So nennt der Autor das Städtchen Altschauerberg. Dort lebt der berühmt-berüchtigte Youtuber „Drachenlord“, der Fans und Hater im Netz versammelt. Eine offenbar größere Zahl von diesen sorgte nach Medienberichten dafür, dass Fake-Straßennamen wie Lügengasse oder auch Meddlweg und Haidergasse - Anspielungen auf die Aussprache des Drachenlords der Wörter „Metal“ oder „Hater“ - den Weg in Google Maps fanden. Die meisten der Fake-Namen sind mittlerweile wohl nach Hinweisen von Nutzern wieder aus dem Netz verschwunden, Google reagierte offensichtlich.

Bratwurst wird als Bezeichnung eigentlich kaum noch genutzt

Die Bratwurst bleibt aber offenbar - wobei der Name ja auch historisch verbürgt ist. „Eine solche Prominenz von Bratwurst hatte ich vor über zehn Jahren, als ich den Wikipedia-Artikel dazu anlegte, aber sicher nicht im Sinn gehabt. Oder erwartet, dass es über einige Schmunzler bei Ortansässigen hinaus eine größere Außenwirkung hat“, schreibt der Autor. „Immerhin wurden andere, sich lohnende alte Ortsbezeichnungen noch nicht ausgeschlachtet.“

Die Bratwurst – also der Ort – wurde bereits im 18. Jahrhundert auf Landkarten genannt. Der Name geht vermutlich auf eine Versorgungsstation zurück, die dort lag - und unter anderem Bratwürste servierte. Bis 1929 lag die Bratwurst an der Grenze von Elberfeld zu Dönberg, was damals bekanntlich zu Hardenberg (ab 1935 Neviges) gehörte. 1930 tauchte der Name, wie der Wuppertaler Autor und andere Lokalhistoriker herausgefunden haben, noch im offiziellen Plan der ein Jahr vorher aus der Taufe gehobenen Stadt Wuppertal auf, danach aber nicht mehr - ehe die Bratwurst durch das Internet wieder ein Revival erlebte.

„Die Daten in Google Maps stammen aus einer Vielzahl von Quellen“, schreibt der Konzern auf WZ-Anfrage. Darunter seien kommerzielle Datenunternehmen, öffentlich zugängliche Quellen und in einigen Fällen Partner wie lokalen Verwaltungen. „Fehlende Orte wie öffentlich zugängliche Sehenswürdigkeiten oder Cafés oder andere lokale Unternehmen können von Nutzerinnen und Nutzern vorgeschlagen werden.“ Fehlerhafte Infos können an Google gemeldet werden. Und: „Bei unserem Blick auf Google Maps ist Bratwurst nicht prominenter als Katernberg“, heißt es in der Antwort, die von einem Screenshot flankiert ist. Allerdings: Katernberg ist ein offizieller Stadtbezirk - Bratwurst eine eher historische Bezeichnung.

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