Wuppertal: Die Stadt der 1000 Waldbesitzer

Wie die Pflege der vielen Waldgebiete in privater Hand in Wuppertal organisiert wird und damit landesweit ein Vorbild ist.

Wuppertal. Wer in diesen Tagen etwas Abkühlung im Wald sucht, hat in der Regel freie Wahl — auch wenn gerade in Wuppertal viele Waldgebiete in privater Hand sind und damit eigentlich nicht betreten werden dürften. Dass viele dieser Waldstücke dennoch für die Öffentlichkeit erschlossen sind, ist ein Verdienst der Wuppertaler Forstbetriebsgemeinschaft, kurz FBG. Hinter diesem Zungenbrecher steht eine Organisation mit derzeit 215 Mitgliedern, die gut 50 Prozent der Wuppertaler Privatwälder vereint.

Und das nicht erst seit gestern: 1971 wurde die FBG aus der Taufe gehoben — als erste ihrer Art im Land und mit dem erklärten Ziel, den Wuppertaler Privatwald mit seinen vielen Eigentümern gemeinsam bewirtschaften zu können. Und das ist immer auch ein Geben und Nehmen: Die Mitglieder der FBG haben auf der einen Seite Anspruch auf Dienstleistungen, die sie alleine kaum oder gar nicht bewältigen können. Das beginnt bei der Beratung durch städtische Förster und der Hilfe beim Beantragen von Zuschüssen, reicht weiter über die gemeinsame Beschaffung von Jungpflanzen und die Bestandspflege und endet bei der Holzernte und dem Holzverkauf. Und auch der Waldschutz, etwa in Form der Kalkungen, gehört dazu.

Auf der anderen Seite ist es der Stadt auf diese Weise möglich, auch private Wälder über die Bewirtschaftung hinaus der Öffentlichkeit zu erschließen — etwa in Form von Wanderwegen und Aussichtspunkten. Und es gibt bei der FBG durchaus noch Luft nach oben: „In Wuppertal sind 44 Prozent der Wälder in Privateigentum von mehr als 1000 Waldbesitzern“, erklärt der zuständige Beigeordnete Harald Bayer. „Wir haben damit den größten Privatwaldanteil aller deutschen Großstädte.“

Wie kompliziert die Besitzverhältnisse sein können, schildert Albert Vosteen, Abteilungsleiter der städtischen Forstverwaltung: Im Gelpetal hatte er mal mit einem Waldstück zu tun, das es bei gerade mal 1000 Quadratmetern Fläche auf sage und schreibe 46 Eigentümer brachte. „Da hatte praktisch jeder Baum einen anderen Besitzer.“

Das übergreifende Wegenetz, das postwendend auch der Waldbewirtschaftung dient, hat also noch einige Lücken. „Es gibt noch eine ganze Reihe von Besitzern kleiner Waldparzellen, die nicht Mitglied der FBG sind“, erklärt Vosteen.

Das Wuppertaler Beispiel wurde in den vergangenen 41 Jahren jedenfalls zur Erfolgsgeschichte: Heute gibt es landesmehr als 250 Forstbetriebsgemeinschaften nach diesem Vorbild. Und dessen Zukunft ist weiterhin gesichert: Trotz gekürzter Zahlungen an die FBG — sie liegen im Jahr derzeit bei 17 250 Euro — wird die Stadt Wuppertal auch in Zeiten der Haushaltssicherungskonzepte und leeren Kassen Mitglied der FBG bleiben.

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