Wuppertal – die grüne Großstadt der 1000 Pferde

Alleine im Städtedreieck sind fast 2700 Pferde gemeldet, und die EU verlangt jetzt ihre elektronische Kennzeichnung. Die Anlage neuer Wege finanzieren die Reiter über Jahresabgaben.

Wuppertal. Die Zahlen sprechen für sich: Allein in Wuppertal, Solingen und Remscheid sind derzeit insgesamt 2682 Pferde in 418 Betrieben gemeldet - mehr als die Hälfte davon, 1397, entfallen auf das Wuppertaler Stadtgebiet, wo 192 Betriebe gemeldet sind. Zur Verfügung stehen den Reitern hier etwa 40 Kilometer an Reitwegen, und das meistens in Außenbereichen. Während dieses Wegenetz über die Reitabgabe finanziert wird, rücken gerade auch die Pferde - und insbesondere deren Kennzeichnung - zunehmend in den Blick der EU.

Für viel Gesprächsstoff unter den Haltern sorgt derzeit eine Verordnung der Europäischen Union, nach der alle Pferde, die nach dem 1. Juli 2009 geboren wurden oder erstmals einen Pferdepass benötigen, neben ihrem Equidenpass grundsätzlich auch mit einem so genannten Transponder versehen werden: Der Mikrochip wird implantiert, ist elektronisch auslesbar und enthält alle wichtigen Daten zum Pferd. Sie werden in einer Zentralen Datenbank gesammelt und sollen eine bessere Überwachung beim Ausbruch einer Tierseuche ermöglichen, wie Günther Brengelmann vom Bergischen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt erklärt.

Damit setzt sich auch hier eine elektronische Kennzeichnung durch, wie sie zum Beispiel auch schon bei Hunden praktiziert wird. "Die Kennzeichnungspflicht schließt auch alle Hobbyhalter mit ein", betont Brengelmann. Abgesehen von der Seuchenabwehr können die elektronisch erfassten Daten auch dann zum Einsatz kommen, wenn ein Tier gestohlen wird. Brengelmann bezeichnet Pass und Transponder aus diesem Grund auch als "Personalausweis für Pferde". Mit den Reitstallbesitzern im Stadtgebiet arbeite man grundsätzlich gut zusammen und setze bei der Kennzeichnungspflicht nicht zuletzt auch auf Vereine und Verbände, erklärt Brengelmann beim WZ-Ortstermin auf dem Hof Heimes an der Siebeneicker Straße.

Tatsache ist, dass die Pferdehaltung für viele Landwirte längst zu einem festen Standbein geworden ist - und die Kundschaft nicht nur in Wuppertal ist groß. Auf der anderen Seite sorgen Reiter und ihre Wege immer wieder auch für Diskussionen - etwa, wenn es um die immer umfassendere Freizeit-Nutzung der Außenbereiche geht.

"Da gibt es viele Vorurteile und immer wieder Gesprächsbedarf", erklärt Susanne Edelmann, selbst passionierte Reiterin und bei der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer unter anderem für den Bau neuer Reitwege zuständig. Eben erst wurde am Dönberger Woltersberg ein solcher saniert. Er ist etwa 700 Meter lang und führt über einen alten Pilgerweg mitten durch ein Waldgebiet. Gut 11.000 Euro hat der Reit- und Wanderweg, der mit einem Mineralkalk-Gemisch versehen ist, gekostet.

Geld, das woanders bei der Instandhaltung von Wegen und Straßen fehlt? "Das ist nicht richtig", erklärt Edelmann. Finanziert werden solche Wege nur über die Reitabgabe, die jeder Pferdehalter mit 25 Euro einmal im Jahr zu entrichten hat und die bei der Bezirksregierung zweckgebunden verwaltet wird. Hier werden die Mittel für neue Reitwege beantragt und landesweit verteilt. Federführend sind dabei die örtlichen Vereine in Zusammenarbeit mit der Unteren Landschaftsbehörde, die etwa in Form von Katasterauskünften zuarbeitet.

Bei der Verteilung der Gelder aus der Reitabgabe komme Wuppertal grundsätzlich sehr gut weg, berichtet Edelmann. So fließen jährlich zwischen 18.000 und 25.000 Euro ins Stadtgebiet, um mit Reitwegen eine Infrastruktur zu pflegen, die dem wachsenden Bedarf hinterher hinkt, obwohl sie dazu beiträgt, die Landschaft zu schützen und Konflikte zu entschärfen, wie sie im Grünen auch in Wuppertal immer häufiger werden.

Dass der Umgangston draußen auf dem Land rauer geworden ist, bestätigt auch Tierärztin Janina Dietz - etwa, wenn sie bei Außenterminen unterwegs ist und auf Reit- und Wanderwegen angesprochen wird. "Da wird man dann auch schon mal wüst beschimpft."

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