Corona-Alltag Das Leben mit 1,50 Meter Abstand - nicht alle machen mit

Wuppertal · Die WZ überprüfte, wer sich im Alltag an die neuen Spielregeln hält. Und wer nur so tut.

 Abstand halten: Elisabeth Bosshammer und Chantal Michels machen es mit dem WZ-Maßband vor.

Abstand halten: Elisabeth Bosshammer und Chantal Michels machen es mit dem WZ-Maßband vor.

Foto: Fischer, Andreas H503840

An der Haltestelle Wall/Museum stehen die Menschen normalerweise dicht gedrängt bis zur Hauswand. Am Donnerstagmittag warten nur noch vereinzelte Menschen auf den Bus. Abstand halten, diese Devise, zu der alle Behörden geschlossen aufgerufen haben, wurde bereits von einer Mehrheit verinnerlicht – aber nicht von allen. Auf dem Sitz an der Haltestelle haben drei Fahrgäste Platz genommen, sitzen fast Hüfte an Hüfte. Ein Fall für die WZ, die gestern wissen wollte: Halten Sie wenn möglich, den Abstand zu ihren Mitmenschen ein? Johanna Malcherek, die in der Mitte des Dreier-Sitzes Platz genommen hat, sagt: „Ich halte doch Abstand.“ Sie zeigt auf ihren Gesprächspartner, der in der Tat einen Meter vor ihr steht. Und ihre Sitznachbarn? „Na ja, wenn sich da einer hinsetzt, stehe ich nicht auf.“

Annegret Prekob und Hannelore Jahn (beide 79) haben sich mit Handschuhen und Schal auf den Weg in die Innenstadt gemacht. „Wir wollten uns im Café treffen, es hat aber alles zu“, sagt Prekob. Und wie sieht es mit dem Abstand aus? Beide gehen mit den Köpfen ein Stück zurück: „Das ist doch ein Meter.“ Hannelore Jahn ist aber aufgefallen, dass nicht alle Menschen Rücksicht nehmen: „Im Bus hat sich eine Frau ganz dicht zu mir gesetzt.“

Christine Engelbert (24) sitzt mit ihrem Freund auf einer Bank auf dem Willy-Brandt-Platz. „Ich versuche den Abstand zu halten – wenn es geht“, sagt Engelbert. Aber sie arbeite als Zahnarzthelferin, da sei Abstand nicht möglich.

Leute drängeln sich
zwischen den Abstand

An vielen Orten haben die Menschen die Worte von Kanzlerin Angela Merkel verinnerlicht. Am Wochenmarkt etwa stehen die Menschen mit gebotenem Abstand vor dem Obst- und Gemüsestand von Frank Schmitz. Er sagt: „80 Prozent machen es richtig. Es gibt aber immer ein paar Leute, die meinen, dass die Lücke genau für sie geschaffen ist.“

Im Eiscafé de Col werden die Kugeln nur noch außer Haus verkauft: „Bitte Abstand halten“, steht auf einem Aufsteller. Vor der Theke steht nur noch jeweils eine Person. „Manchmal sammeln sich mehrere Leute vor dem Laden, dann kommt ein einzelner nach vorne und bestellt“, sagt die Verkäuferin.

Während ein Abstand von 1,50 Meter an der frischen Luft bei vielen Menschen bereits zur gelebten Praxis geworden ist, ändern sich die Spielregeln schlagartig in den Geschäften, die noch geöffnet haben. Während in Supermärkten und Drogerien flächendeckend mit Abstandsmarkierungen gearbeitet wird und einige Apotheken den Einlass regulieren, gibt es noch immer Ladenlokale, in denen sich Warteschlangen bilden wie früher. Vinzent Bocker (20) kommt aus einem vollen Lotto-Totto am Wall. „Ein bisschen mehr Abstand wäre schon ganz gut“, sagt er. Neulich sei er bei Aldi gewesen, auch da seien die Leute viel zu eng beieinander gestanden. Während Bocker das sagt, kommt eine fünfköpfige Gruppe mit jungen Männern des Weges, geht rechts und links ohne Abstand an den Menschen auf dem Bürgersteig vorbei. Solche Szenen sind keine Ausnahme. Das System funktioniert nur bei gegenseitiger Rücksichtnahme.

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