Sommer in der Stadt Bei Sonne wird das Islandufer zum belebten Treffpunkt

Wuppertal · Soziale Kontrolle führt dazu, dass sich die Drogenszene von der Treppe zurückzieht.

 Die Gastronomie bis zum Ufer hat zu mehr sozialer Kontrolle geführt.

Die Gastronomie bis zum Ufer hat zu mehr sozialer Kontrolle geführt.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Zwei Mädchen sonnen sich auf den Steinen im Wasser, zwei Hunde schütteln sich nach dem Bad, und ein Mann erkundet mit seiner Nichte (5) das Ufer, während die Eltern von den Stufen aus zusehen. Und oben genießen mehrere Menschen das schöne Wetter an den Tischen der Gastronomie, die wieder beide Gehsteige der Straße nutzt. Offenbar trägt die soziale Kontrolle durch die voll genutzte Außenfläche der Gastronomie dazu bei, dass der Ort weniger von Mitgliedern der Trinker- und Drogenszene besucht wird.

Beim WZ-Besuch im Sonnenschein sitzt nur ein Mann auf der Treppe, der dieser Szene zugeordnet werden könnte. Er sei hier, weil ihm zu Hause die Decke auf den Kopf falle, sagt er. Dass Treppe und Ufer weniger von Szeneangehörigen besucht werden, bestätigt das Betreiber-Paar der Gastronomie nicht: „Das ist immer noch so“, klagt Geschäftsführer Donato Elia. Aber sie führten das Lokal erst seit einem halben Jahr, hätten keinen Vergleich zum Vorjahr. Manchmal ziehe der Geruch von Joints über die Terrasse, erzählt Elia. Er mag das nicht, glaubt, dass das auch die Gäste belästigt. Inhaberin Marie Jaszmann berichtet, dass auch mal Jugendliche auf der Treppe laute Musik hören. Familien und Kinder seien ihnen natürlich lieber.

Dajana Meier, Vorsitzende des Vereins Neue Ufer, der sich für eine Belebung der Wupper und ihrer Ufer einsetzt, ärgert sich schon lange über die Leute aus der Szene an der Stelle. Schockiert war sie beim Konzert am Islandufer im vergangenen Jahr, als sich junge Leute durch die Konzertbesucher zum Ufer unterhalb der Schwebebahnstation drängten, um dort Drogen zu konsumieren. „Die lassen sich durch nichts abschrecken.“

Polizei: Wir
kontrollieren täglich

Dass Abhängige am Islandufer und unter den Brücken Drogen konsumieren, weiß man bei den Straßensozialarbeitern. Dass dort aktuell weniger Personen beobachtet werden, könne auch mit den Corona-Einschränkungen zu tun haben, vermutet Streetworkerin Malvina Hofmann. Weil viele Anlaufstellen und Essensausgaben geschlossen waren, hätten sie Essen in der Innenstadt verteilt, die Szeneleute hätten sich daher eher dort aufgehalten.

Die Polizei vermutet ähnliches, auch die soziale Kontrolle durch die Gastronomie könne beigetragen haben ebenso wie die Kontrollen der Polizei. Die Beamten seien täglich vor Ort, liefen auch auf den Wiesenstreifen am Ufer entlang und fragten Personen nach ihren Personalien. Das mache den Bereich unattraktiver für die Szene. „Wir sehen da auch weiter hin“, versicherte Sprecher Stefan Weiand.

Vor einem Jahr wollte Unternehmer Michael Kirchner mit seiner Initiative „Wupperplan“ das Ufer für alle attraktiver und für die Szene unattraktiver machen: Sprayer Marko Leckzut sollte ein künstlerisches Bild an die Mauer neben der Treppe sprühen und die vorhandenen wilden Graffiti ersetzen, Beleuchtung alles in Szene setzen. Kirchner hatte Sponsoren dafür gewonnen. Doch die mit Fördergeld sanierte Natursteinmauer darf nicht bemalt werden. Kirchner war enttäuscht, ist aber immer noch gewillt, die alten Graffiti zu entfernen, mit Beleuchtung für besser Kontrolle zu sorgen. Doch über die Coronakrise blieb der Austausch mit der Stadt darüber liegen.

Dajana Meier beklagt, dass Polizei und Ordnungsamt zu wenig kontrollieren. Sie hätten auch vorgeschlagen, den Wiesenstreifen zu entfernen. Doch beim zuständigen Wupperverband will man davon nichts wissen. Sprecherin Ilona Weyer erklärt: „Eher ist die Frage, ob man eine technische Lösung findet, wie man widerrechtliches Betreten der Wiesenstreifen vermeidet und darauf hinwirkt, dass die Menschen sich ausschließlich auf der Treppe aufhalten.“ Dazu seien verschiedene technische Fragestellungen zu beachten, eine konkrete Planung gebe es derzeit nicht. 

Gastronom Donato Elia sagt, sie würden gern eine Theke auf dem Gehsteig aufstellen, um den Kellnern die Straßenquerung zu ersparen. Leider bekämen sie dafür keine Genehmigung. Sie würden auch gern mal abends Konzerte veranstalten – auch das würde die soziale Kontrolle über die Treppe erhöhen.

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