Nordbahntrasse Ottenbruch: Baustopp am Bahnhof — aber Kiosk läuft

Ottenbruch. · Eigentümer und Stadt liegen im Clinch: Der Umbau für die Gastronomie stockt. Pächter Berislav Valentin hat zumindest ein Ausweichangebot.

 Anstehen mit Abstand — so ist es richtig in Corona-Zeiten. Im Hintergrund ist der eingerüstete Ottenbrucher Bahnhof zu sehen.

Anstehen mit Abstand — so ist es richtig in Corona-Zeiten. Im Hintergrund ist der eingerüstete Ottenbrucher Bahnhof zu sehen.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Gastro am Ottenbrucher Bahnhof läuft. Seit kurzem hat Pächter Berislav Valentin seinen Kiosk an der Nordbahntrasse wieder eröffnet — natürlich unter Corona-Auflagen. Wann er die ersten Gäste in seinem geplanten Betrieb im Bahnhof begrüßen wird, steht allerdings noch in den Sternen — und das hat zunächst einmal nichts mit dem Virus zu tun. Am Denkmal herrscht ein Baustopp. Der Eigentümer, ein Wuppertaler Architekt, und die Stadt liegen offenbar im Clinch.

Eingerüstet ist der Bahnhof schon seit längerem. Doch gearbeitet werden darf seit Monaten nicht mehr, der Umbau liegt auf Eis. Die Stadt konnte und wollte sich aus Datenschutzgründen zum konkreten Vorhaben nicht äußern, bestätigte aber auf WZ-Anfrage, „dass alles, was an einem Denkmal verändert werden soll, vorher durch die Denkmalbehörde genehmigt werden muss“. Bei Verstößen gegen die Bauordnung oder den Denkmalschutz könne auch ein Baustopp erlassen werden, heißt es aus dem Rathaus.

Laut Eigentümer sei das Denkmalamt dabei, eine Lösung zu finden. Und zumindest am Dach sollen notwendige Arbeiten in Kürze fortgesetzt werden können. Auch dazu wollte die Stadt allerdings keine Stellungnahme abgeben. Der Architekt berichtet von Meinungsverschiedenheiten und unterschiedlichen Auffassungen zu den bereits gemachten und den geplanten Arbeiten.

Sauer ist er auf die Stadt, vor allem aber auf den Vorbesitzer, also die Bahn, weil die die alten Vordächer am Bahnsteig zur heutigen Trasse hin nach dem Ende des Bahnbetriebs in den 1990er Jahren abmontieren ließ — offenbar aber niemand mehr weiß, wo sie eingelagert wurden. Dabei seien die Vordächer Bestandteil des Denkmalschutzes gewesen.

Kiosk: Wuppertalbewegung und Stadt sehen keine Probleme

2017 hatte der Wuppertaler das Gebäude von der „Bundeseisenbahnvermögen“, einer Bahntochter, gekauft. Nachdem die langjährige Pächterin Jette Müller ihre Kneipe, die vor allem in der Musikszene einen guten Ruf genossen hatte, schloss, begann der Umbau. Er wisse, „dass mir viel Arbeit bevorsteht“, sagte der Eigentümer damals. Mitte 2019, so hieß es im März 2018, solle die neue Gastro, für die er mit dem in Wuppertal bestens bekannten Valentin einen neuen Pächter gefunden hatte, eröffnen. Später war mal von Ende 2019 die Rede, dann von Ende 2020, doch auch das dürfte mittlerweile überholt sein.

Valentin selbst will keine Prognosen mehr abgeben. Seine Wohnung, die er im Bahnhof beziehen will, „ist zu 90 Prozent fertig“. Doch der Umbau der Gastronomie werde noch mindestens eineinhalb Jahre dauern — wenn der Baustopp aufgehoben ist. „Es geht schließlich um gut 800 Quadratmeter“, sagt Valentin, der den Bahnhof als nette Kneipe, in der man gut essen kann, und als Veranstaltungsort etablieren will.

Bis dato setzt er auf den Kiosk und den Trassengarten Ottenbruch. Im Sommer vergangenen Jahres schenkte er erstmals dort aus. Jetzt beginnt also die zweite Saison — wegen Corona ohne Biergartenbetrieb. Doch mit der Resonanz auf den Imbissbetrieb sei er zufrieden, sagt Valentin. Dass die Leute draußen unterwegs seien, sei gerade in Zeiten des „Lockdown“ wichtig für das Gemüt der Menschen, betont er. Ebenso wichtig sei aber auch, dass die Besucher des Trassengartens sich an die Auflagen halten. So ist unter anderem der Verzehr von Pommes & Co. erst ab mindestens 50 Metern Abstand zum Imbiss gestattet.

Anfänglich habe es kleine Probleme gegeben, räumt er ein. Die Stadt habe regelmäßig kontrolliert und ihm bescheinigt, dass alles passt. Dass es gerade an den Hotspots der Nordbahntrasse wie Ottenbruch oder vor allem Mirke regelmäßig Beschwerden gibt, bestätigt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Würde man diesen aber nachgehen, zeige sich oft, dass sich die Bürger sehr wohl richtig verhalten oder die vermeintlichen „Gruppen“ Familien sind bzw. in einem Haushalt leben.

Dass es am Ottenbrucher Bahnhof „ziemlich geordnet abläuft“, sagt Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Wuppertalbewegung. Am Karfreitag und Ostersonntag, als es auf der Trasse gut voll war, sei er zum Beispiel dort lang gefahren. „Die ganz überwiegende Zahl der Leute hält sich an die Auflagen.“ Und was die Beschwerdeführer angehe, „handelt es sich oft immer wieder um die gleichen Personen“. Sein Verein habe kaum konkrete Beschwerden rund um Corona und die Auflagen bekommen. Stattdessen meldeten sich im Vergleich öfter Leute wegen kaputter Lampen im Tunnel oder fehlender Toiletten. „Das sagt schon einiges aus“, so Gerhardt.

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