Handicap : Alltag mit Rollator: „Viele haben kein Verständnis“
Wuppertal Ilse Leysek ist eine von geschätzten drei Millionen Menschen bundesweit, die auf die Gehhilfe angewiesen sind.
Rollator: Das ist eine Art fahrbarer Einkaufskorb für ältere Leute, die immer mehr werden und mit ihren Gefährten meist im Weg stehen.
So nehmen augenscheinlich viele und gerade jüngere Leute Personen mit Gehhilfen wahr. „Es fehlt oft an Verständnis“, hat auch Ilse Leysek festgestellt. Sie ist eine von geschätzten gut drei Millionen mobilitätseingeschränkten Menschen in Deutschland, die auf den Rollator angewiesen sind und sich immer häufiger Rücksichtslosigkeit und Missachtung ausgesetzt sehen, obwohl die meisten von ihnen die Gefährte dringend benötigen. Ilse Leysek hat ihren Rollator nach einer Krebserkrankung vor etwas mehr als einem Jahr bekommen, nachdem sie fast 20 Kilogramm abgenommen hatte und entsprechend geschwächt war, wie sie berichtet. „Ich bin wacklig auf den Beinen und unsicher geworden.“ Der Rollator gibt ihr Halt und Sicherheit, ist effektiver als ein Stock oder Krücken. „Ich habe immer noch Schwierigkeiten, auf Leitern zu steigen und stolpere schneller ohne die Stütze.“
Gerade Defizite beim Gleichgewichtssinn betreffen Kranke und Ältere, ihnen ist das Gerät eine echte Hilfe im Alltag. „Ein Mensch kann beispielsweise aufgrund einer Erkrankung des Skelettes oder Einschränkungen in den Extremitäten, aufgrund von Epilepsie oder Schwindel auf ein solches Hilfsmittel angewiesen sein“, zählt Sandra Heinen, Behindertenbeauftragte der Stadt Wuppertal, auf.
Bei medizinisch begründeter Notwendigkeit kann gegebenenfalls die Krankenkasse den Gehwagen finanzieren, wie die AOK mitteilt: „Man sollte vor der Anschaffung immer auf den Rat des Arztes hören und abklären, inwieweit ein Rollator geeignet ist, bestehende Gehdefizite wirklich sinnvoll auszugleichen“, sagt Oliver Hartmann, Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg. Er rät dazu, schon aus Sicherheitsgründen Rollatoren im Fachhandel und nicht als Billigprodukt im Internet zu kaufen.
Auf der Hilfsbereitschaftsskala rangiert der Rollator weit unten
Im Bergischen gibt es reichlich Hürden für Mobilitätseingeschränkte. Bordsteine, Kopfsteinpflaster, Stolperkanten – vieles sei im Laufe der Zeit zwar einfacher geworden, „und überall wird ja auch versucht nachzubessern“, meint Ilse Leysek, „aber nicht überall geht das, und wenn man beispielsweise in einem Ärztehaus mit defektem Aufzug steht, hat man ein Problem.“ Allein und mühsam sei sie die Stufen hinauf gegangen – und habe bei der Rückkehr eine böse Überraschung erlebt. „Ich frage mich: Wie kann man jemanden aus dem Rollator die persönlichen Gegenstände stehlen?“ Ein echtes Ärgernis sei auch der an sich segensreiche Aufzug zu den Gleisen 2 und 3 am Hauptbahnhof: „Der war über Wochen defekt“, sagt Ilse Leysek. „Da muss man dann Menschen ansprechen und um Unterstützung bitten.“