Intensivtäter Wuppertaler-"Gucci-Bande" schlägt wieder zu - 70-Jähriger in Lebensgefahr

Wuppertal · Die beiden Tatverdächtigen sind der Polizei als Intensivtäter bekannt. Für den Vorfall an der Heckinghauser Straße werden jetzt Zeugen gesucht.

 Symbolbild

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Foto: dpa/Paul Zinken

Zwei Jugendliche haben am Dienstagabend einen 70-Jährigen so verprügelt, dass das Opfer auf der Intensivstation liegt. Die Tatverdächtigen sind erst 14 Jahre alt. Staatsanwaltschaft und Polizei gaben nun Details zu dem Vorfall bekannt.

Demnach war gegen 21.10 Uhr der Rentner mit einer Gruppe Jugendlicher in Streit geraten. Er habe sie von der Bushaltestelle aus in das von ihm mitbewohnte Mehrfamilienhaus gehen sehen, wo sie urinierten, und sie aus dem Flur gewiesen. Ehe der Mann wieder auf die Straße treten konnten, schlugen und traten mindestens zwei von ihnen auf ihr Opfer ein, so dass der Mann mit dem Kopf gegen die Wand stieß und schwer verletzt wurde.

Einen der beiden Haupttäter konnten Zeugen trotz seines heftigen Widerstands am Tatort festhalten und ihn den alarmierten Einsatzkräften übergeben. Die Beamten ermittelten einen zweiten Verdächtigen, den sie am Mittwochvormittag festnahmen. Beide Jugendliche wurden auf Antrag der Staatsanwaltschaft einer Haftrichterin vorgeführt, die Untersuchungshaft anordnete.

Das Schockierende ist das Alter der bisher ermittelten Verdächtigen. Beide sind laut Staatsanwaltschaft in diesem Jahr 14 Jahre alt geworden. Beide sind polizeibekannt, werden als Intensivtäter eingestuft und gehören zu der Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die auch als „Gucci-Bande“ bekannt sind und immer wieder durch Pöbeleien und Straftaten auffallen.

Laut Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert sind sie sowohl für Diebstähle als auch für Körperverletzungen bekannt. Für den einen Täter hat die Polizei 60 Strafverfahren im Register, für den anderen sogar 160.

Nach Angaben der Polizei ist die Gucci-Bande den Behörden seit rund anderthalb Jahren bekannt. Etwa 35 bis 45 Kinder und Jugendliche gehören dazu, die keine feste Bande bilden, aber immer wieder in unterschiedlicher Zusammensetzung Straftaten begehen.

Zum Teil schickten die Jugendlichen die strafunmündigen Kinder vor. Auch Mädchen gehörten zu der Gruppe, und nicht alle Mitglieder kämen aus prekären Verhältnissen. Im Durchschnitt habe jedes Kind oder jeder Jugendlicher 70 bis 100 Straftaten begangen.

Zwei Sozialarbeiter der Stadt kümmern sich um die Gruppe

Die Beteiligten sind den Behörden alle bekannt – „Wir kennen unsere Pappenheimer“; betont Polizeipräsident Markus Röhrl. Dennoch sei der Umgang mit ihnen nicht einfach, da viele noch nicht strafmündig seien. Es gebe zudem wenig geschlossene Einrichtungen, um solche Kinder und Jugendlichen unterzubringen. In Einzelfällen steckten darüber hinaus auch psychiatrische Probleme dahinter, weshalb die Betroffenen in Behandlung kämen.

Zwei Sozialarbeiter der Stadt kümmern sich seit Anfang des Jahres besonders um die Gruppe, fahren mit einem Bus gezielt die Treffpunkte an. Nach Angaben der Stadt ist es ihnen gelungen, zwei bis drei Jugendliche aus der Gruppe zu lösen – was für die kurze Zeit schon als Erfolg zu werten sei.

Die Mitarbeiter des Präventionsprogramms „Kurve kriegen“ bei der Polizei kümmern sich ebenfalls. Und bei der Staatsanwaltschaft sind junge Intensivtäter als Person jeweils einem Sachbearbeiter zugeordnet - es wird nicht wie sonst nach Straftat sortiert.

„Das Phänomen ist nicht total neu“, betont Röhrl. „Aber wir müssen hingucken, damit wir solche kriminellen Karrieren unterbrechen können.“ Polizei, Staatsanwaltschaft und Stadt arbeiteten bei dem Thema eng zusammen.

Der 70-Jährige befindet sich zur intensivmedizinischen Versorgung im Krankenhaus. Es besteht Lebensgefahr. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln im Rahmen der Mordkommission „Nelke“. Zeugen, die Hinweise zum Ablauf der Straftat geben können, werden gebeten, sich unter der Wuppertaler Rufnummer 284-0 zu melden.

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