Kundgebung 300 Menschen demonstrieren gegen den Lehrermangel

Kundgebung auf dem Alten Markt nahm Missstände im Bildungssystem in den Blick. Gewerkschaft und Elterninitiative riefen zu Protest auf.

Gewerkschaft und Elterninitiative hatten zum Protest auf dem Alten Markt aufgerufen.

Gewerkschaft und Elterninitiative hatten zum Protest auf dem Alten Markt aufgerufen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Manchmal sagt eine symbolische Geste mehr als hundert Worte. Die Organisatoren der Kundgebung „Lehre statt Leere“ setzten am Dienstag auf eine solche und ließen zum Abschluss Windlichter, Kerzen und ersatzweise auch Handys erstrahlen: Als Gedenkminute für die Landesregierung, die Schulbildung in Nordrhein-Westfalen nicht völlig vor die Hunde gehen zu lassen und sie irgendwann komplett begraben zu müssen.

Rund 300 Menschen hatten sich auf dem Alten Markt eingefunden, um für eine bessere Schulbildung in NRW, gegen den Lehrermangel und eine zeitgemäße  Ausstattung der Bildungseinrichtungen im Land zu demonstrieren. Eingeladen zu der Kundgebung hatten der Wuppertaler Stadtverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und die Initiative Starke Eltern NRW. Rund 50 000 Flugblätter waren im Vorfeld von den Veranstaltern verteilt worden.

Man wolle mit der Kundgebung einen „Startschuss“ geben und in den kommenden Wochen den Protest gegen den akuten und permanenten Lehrermangel in NRW weiter zum Thema machen, sagte Christian Stephan, Sprecher der Initiative Starke Eltern NRW. Um den Protest auf eine breite Basis zu stellen, wurden zudem Unterschriften gesammelt, die den politisch Verantwortlichen – also der NRW-Landesregierung – übergeben werden sollen.

Stephan ist sich im Klaren darüber, dass die Kundgebung gegen den Notstand in den Schulen wahrlich nicht die erste zu diesem Thema im Lande ist. Die Probleme in den Schulen seien seit Jahren bekannt, immer wieder hätten die verschiedenen Landesregierungen Besserung versprochen, dieses Versprechen aber nie eingelöst. Die Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen arbeiteten weiterhin „am Anschlag“, die „Misshandlung des Bildungssystems“ halte an. Nur etwa 50 bis 60 Prozent der ausgeschriebenen Lehrerstellen könnten besetzt werden, frei werdende Stellen würden nicht komplett wiederbesetzt.

Wie sich der allseits beklagte Lehrermangel in der Praxis darstellt, darüber berichtete Lucia, Schulsprecherin der Gesamtschule Barmen. Die 18-Jährige kritisierte, dass der Lehrermangel und der Ausfall von Schulstunden in den vergangenen Jahren immer extremer geworden sei. Auch wenn sich so mancher Schüler vielleicht über die Ausfallstunden freuen möge, so seien die negativen Folgen nicht zu übersehen. Der entgangene Unterricht ließe sich für die Schüler nicht mehr aufholen, vielen drohten deshalb schlechtere Noten. „Die Schülerinnen und Schüler werden schlechtere Abschlüsse machen, als sie machen könnten“, ist sich Lucia sicher.

Einen Blick auf die Situation aus Lehrersicht warf GEW-Vertreter und Mitorganisator Tino Orlishausen. Mittlerweile erreichten nur etwa 20 Prozent der Lehrer die Pensionsgrenze, alle anderen wechselten vorzeitig in den Ruhestand oder gingen auf Teilzeit. Zudem werde in NRW im bundesweiten Vergleich pro Kopf am wenigsten Geld für einen Schüler ausgegeben. Rund 6000 sind es hierzulande pro Kopf und Jahr, der Bundesdurchschnitt liege bei 6900 Euro.

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