WSW: „Wir sind überrascht“

Chef des Stadtwerke-Aufsichtsrats kritisiert öffentliche Diskussion der Umzugsidee.

 Die WSW zeigen sich überrascht von der öffentlichen Diskussion über mögliche Umzugspläne.

Die WSW zeigen sich überrascht von der öffentlichen Diskussion über mögliche Umzugspläne.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Während sich viele in der Stadt positiv zu der Möglichkeit äußern, dass die Stadtwerke in die ehemalige Bundesbahndirektion am Döppersberg ziehen, kommt von den Stadtwerken selbst bisher nichts. „Wir äußern uns dazu nicht“, heißt es knapp. Nur Aufsichtsratschef Dietmar Bell (SPD) macht deutlich, wie wenig er von der öffentlichen Diskussion hält: „Das ist keine gute Situation. Wir sind ein wenig überrascht über diese Öffentlichkeitsarbeit.“ Denn die Stadtwerke befänden sich aktuell im Ausschreibungsverfahren zum Neubau der Zentrale. Dem WDR gegenüber soll er das Vorgehen sogar „verantwortungslos“ genannt haben.

Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD), Stadtdirektor Johannes Slawig (CDU) und IHK-Geschäftsführer Thomas Meyer hatten am Montag offiziell die Idee vorgestellt, dass in die Bahndirektion nicht ein FOC, sondern die Stadtwerke einziehen. Damit bestätigten sie einen Bericht der WZ vom vorhergehenden Samstag.

Mucke betont, die Idee
sei nur ein Vorschlag

Dietmar Bell erklärte der WZ gegenüber, das Ausschreibungsverfahren zum Neubau am jetzigen Standort sei ein formalrechtliches Verfahren. Sie seien gerade erst dabei, den Eingang zu bewerten. Am Freitag nächster Woche, 14. Juni, werde sich der Aufsichtsrat damit befassen. Das Verfahren würden sie jetzt ohne Druck abschließen, sagte Bell – „unter funktionellen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten“. Das bisherige Angebot soll deutlich über dem Budget liegen, das die Stadtwerke für den Neubau veranschlagt hatten.

Bell kritisierte: „Mit uns gab es keine Vorabstimmungen.“ Und mit dem Eigentümer der Bahndirektion, der Clees Gruppe, habe es keine formalen Gespräche gegeben. Deshalb prangert der Aufsichtsrats-Vorsitzende an, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt worden sei, Dinge seien entscheidungsreif, die WSW könnten gar bis 2021 umgezogen sein. „Selbst für den Fall eines Umzugs müssen die nötigen Umbauten ausgeschrieben werden.“

Marcel Hafke, Landtagsabgeordneter der FDP, kritisiert die Stadtspitze scharf für ihr Vorgehen. Mucke und Slawig seien mit dem Thema an die Öffentlichkeit gegangen, ohne dass es verbindliche Absprachen gab. „Damit ist das Projekt massiv gefährdet“, fürchtet Hafke. Den Vorschlag an sich finde er „sehr gut“ und „eine optimale Lösung“. Die FDP hatte bereits darauf hingewiesen, dass durch die Nähe des Wuppertal-Instituts und der Uni ein Mobilitäts-Cluster entstehen könne, aber auch die Stadtentwicklung in Barmen müsse im Auge behalten werden. „Ich hoffe, dass jetzt alle politisch klug handeln“, so Hafke. „Und in den Gremien verhandeln – ohne Öffentlichkeit.“

Oberbürgermeister Mucke erklärte auf WZ-Nachfrage, Stadtdirektor Slawig und er hätten lediglich einen Vorschlag gemacht. „Darüber entscheiden müssen die Stadtwerke und der Aufsichtsrat“ – das hätten sie auch immer so gesagt. Er halte die Idee weiterhin für gut, viele hätten positiv darauf reagiert. „Wenn das klappen würde, wäre das die Durchschlagung des Gordischen Knotens.“ Mucke sagt aber auch, dass die Entscheidung wirtschaftlich und das Verfahren transparent sein müsse. Mit der offiziellen Erklärung seien sie an die Öffentlichkeit gegangen, nachdem das Thema in der WZ gestanden hatte.

Auch IHK-Präsident Thomas Meyer nimmt die Kritik gelassen. Er vermutet, dass die Stadtwerke sich nun bei den Verhandlungen mit dem Eigentümer der Bahndirektion zur Miethöhe unter Druck gesetzt fühlen. Grundsätzlich sei es besser, wenn man erst nach einer Einigung an die Öffentlichkeit gehe, aber als die Idee bekannt geworden sei, habe man sie auch präsentieren wollen. Er selbst habe die Idee schon vor mehr als einem Jahr mit dem damaligen WSW-Chef Andreas Feicht diskutiert. Er rechnet damit, dass es bald zu einem Abschluss kommt: „Grundsätzlich ist man sich einig.“ S. 16 u. 23

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