Trotz Rückgang der Fahrgäste Konzerngewinn 5,1 Millionen Euro Stadtwerke steuern mit leichtem Gewinn durch das Coronajahr 2020

Wuppertal · Der WSW-Konzern kompensiert Verluste des ÖPNV durch Gewinne bei Gas und Strom sowie mit dem guten Ergebnis der AWG.

 Ab dem 1. August nimmt die Schwebebahn wieder den regulären Betrieb auf - das sagten die WSW im Rahmen ihrer Bilanzpressekonferenz fest zu.

Ab dem 1. August nimmt die Schwebebahn wieder den regulären Betrieb auf - das sagten die WSW im Rahmen ihrer Bilanzpressekonferenz fest zu.

Foto: AWG

Von Andreas Boller
Das Coronajahr 2020 hat der WSW-Konzern trotz des eingeschränkten Schwebebahn-Betriebs und einem deutlichen Rückgang der Fahrgäste in Bussen und Bahnen mit einem Gewinn von 5,1 Millionen Euro abgeschlossen. Das gab das Unternehmen am Montag bei seiner Bilanzpressekonferenz bekannt.

Das Defizit der WSW mobil GmbH in Höhe von 61,2 Millionen Euro konnte durch die Gewinne der WSW Energie & Wasser AG und der Abfallwirtschaftsgesellschaft AWG mehr als kompensiert werden. Der Gesamtumsatz 2020 der Unternehmensgruppe betrug 880,4 Millionen Euro. Die Bilanzsumme lag bei 1,2 Milliarden Euro, die Eigenkapitalquote beträgt stabil 28,8 Prozent.

Der WSW-Vorstandsvorsitzender Markus Hilkenbach machte „ein früh eingeleitetes Gegensteuern in der Corona-Pandemie“ und den ÖPNV-Rettungsschirm von Bund und Land als für das Ergebnis wesentlich verantwortlich. Im Vergleich zu 2019, als 76,6 Millionen Fahrgäste die WSW-Busse nutzten, wurden 2020 lediglich 47 Millionen Fahrgäste in den Bussen gezählt.

„Die Sicherung der Versorgung war 2020 das oberste Ziel“, erklärte Markus Hilkenbach. „Die internen Einsparungen in Millionenhöhe hätten dafür gesorgt, dass beispielsweise der Rückgang des Stromabsatzes durch die Corona-Krise vor allem bei den Geschäftskunden oder zusätzliche Kosten durch die Teilstilllegung der Schwebebahn abgefedert werden konnten“, so Hilkenbach. Die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) steuerte ein Plus von 7 Millionen Euro zur WSW-Bilanz bei.

Für das laufende Geschäftsjahr 2021 planen die WSW allerdings einen Verlust von minus 15 Millionen Euro ein, zumal noch nicht feststehe, ob und in welchem Umfang der ÖPNV-Rettungsschirm von Bund und Land wieder aufgespannt wird.

Die WSW planen, den Schwebebahnbetrieb wie angekündigt am 1. August wieder aufzunehmen. Die Mängelbeseitigung durch den Hersteller werde aber wohl noch zwei Jahre in Anspruch nehmen, um alle Wagen auf den gewünschten Stand zu bringen. „Die Laufleistung der Räder konnte inzwischen deutlich erhöht werden“, so Ulrich Jaeger, Geschäftsführer WSW mobil GmbH. Es soll in einem Takt von dreieinhalb bis vier Minuten ohne Schwebebahn-Ersatzverkehr gefahren werden, dabei gilt weiter Tempo 40. Ziel ist Tempo 60, aber zu diesem Punkt laufen die technischen Untersuchungen noch.

„Die Fahrgastzahlen fielen im ersten Lockdown im März 2020 um rund 75 Prozent. Die in 2020 beförderten 57,6 Millionen Fahrgäste bedeuten die niedrigste Zahl seit der WSW-Gründung 1948. „Trotzdem blieb der in Wuppertal weit überdurchschnittliche Anteil an Abo-Kunden vergleichsweise stabil“, sagt Ulrich Jäger, Geschäftsführer bei der mobil GmbH. 10,6 Millionen Fahrgäste waren 2020 in der Schwebebahn unterwegs.

Die Absatzmenge im Bereich Strom sank im Vorjahresvergleich im Wuppertaler Netzgebiet um rund zwei Prozent bei den Privatkunden (410 zu 400 Gigawattstunden) und über zehn Prozent bei Geschäftskunden (249 zu 222 Gigawattstunden). Der Gasabsatz lag mit 1 766 Gigawattstunden leicht über Vorjahresniveau (1 714 Gigawattstunden). Bei der Fernwärme stieg der Absatz von 346 Gigawattstunden 2019 auf 368 Gigawattstunden 2020. Der Ausbau des Fernwärmenetzes hat in der Elberfelder Fußgängerzone auf der Calvinstraße inzwischen begonnen.

Nur geringfügige Einsparungen gab es laut Angaben der WSW im Investitionsprogramm. Mit Gesamtinvestitionen von 74,9 Millionen Euro stieg die Investitionssumme im Jahresvergleich um rund 1,5 Prozent (2019: 73,8 Millionen Euro). Markus Hilkenbach: „Die Steigerung der Investitionen und trotz Krisenjahr auch unterjährig daran festzuhalten, war eine sehr bewusste Entscheidung, um die Substanz des Unternehmens weiter zu stärken und zu modernisieren.“

Seit dem vergangenen Sommer setzen die WSW Wasserstoffbusse im ÖPNV ein. Die Erfahrungen mit der klimafreundlichen Antriebstechnologie seien sehr positiv. Die Fahrzeuge des Herstellers Van Hool erfüllten die Erwartungen hinsichtlich Reichweite, Verbrauch und Zuverlässigkeit. Bis Ende dieses Jahres soll die Wasserstoff-Busflotte der WSW mobil auf 20 Fahrzeuge erweitert werden. Der Wasserstoff wird im Konzernverbund mit der AWG mit Strom aus der Müllverbrennung produziert. Die Kapazität der Tankstelle liegt bei maximal 30 Bussen.

Im Oktober starteten die WSW einen per Handy bestellbaren Abhol-Service mit der „Hol mich! App“ und elektrischen London Cabs. 16 000 Fahrgäste seien ein gutes Ergebnis angesichts der Corona-Pandemie, daher würden die WSW das bis Jahresende befristete Forschungsprojekt gerne um drei Monate verlängern.

Die Corona-Krise beeinflusste nicht nur das Geschäftsergebnis der WSW, sondern hatte auch Auswirkungen auf die Arbeitsweise vieler der 3100 Beschäftigten im WSW-Konzern. Home Office wurde für fast ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Regel. Die WSW ergriffen entsprechende Maßnahmen, um die Digitalisierung intern voranzutreiben und eine neue auf Vertrauen basierende Führungskultur einzuleiten. „Aufgrund positiver Erfahrungen wollen die WSW diese Strukturen des ‚New Work‘ auch in der Zukunft für effizienteres, flexibles und familienfreundliches Arbeiten nutzen“, sagt WSW-Vorstandsmitglied Markus Schlomski. „Besonders froh sind wir, dass es mit großen Engagement gelungen ist, die Belegschaft seit gut einer Woche im eigenen Haus impfen zu können“, so Schlomski. 145 positiv Getestete Mitarbeiter habe es gegeben. Nach Angaben der WSV hätten diese Infektionen nur zu einem ganz kleinen Teil in Zusammenhang mit der Arbeit gestanden.

In diesem Jahr soll mit dem Bau der neuen Konzernzentrale an der Carnaper Straße/Bromberger Straße begonnen werden. „Geplant ist, bis 2023 bezugsfertig zu sein. Die alten Verwaltungshäuser sind PCB-belastet und sollen anschließend abgerissen werden“, so Markus Hilkenbach.

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