WSV/Fortuna: Würstchen-Verkäufer in Todesangst und 20 Festnahmen

Überfall auf Imbisswagen im Stadion ist immer noch ungeklärt.

Wuppertal. Die häufigste Reaktion der Zuschauer im Stadion lässt sich so zusammenfassen: "Wie doof ist das denn?" Gemeint waren die Fortuna-Anhänger, die noch vor Anpfiff des Fußball-Derbys zwischen dem Wuppertaler SV und Fortuna Düsseldorf gut hundert Brötchen samt Senf- und Mayo-Flaschen von der Gäste- in Richtung Haupttribüne warfen.

Der Wurfaktion ging der Überfall von Fortuna-Anhängern auf eine Würstchenbude im Gäste-Block voraus. Offenbar hatten die Angreifer die Läden des Imbisswagens von außen verschlossen und begannen den Wagen aufzuschaukeln. Zu diesem Zeitpunkt haben sich laut WSV-Sprecher Thorsten Hesse noch Verkäufer im Wagen befunden: "Die hatten Todesangst."

Kein Wunder: Bekanntermaßen geht es hinter der Gästetribüne steil bergab. Laut Hesse ließen die Düsseldorfer die Insassen des Wagens das auch wissen: "Haltet Euch fest, gleich geht’s abwärts", sollen die Randalierer gedroht haben. Der Wagen blieb einen Meter vor der Böschung stehen. Verletzt wurde niemand. Laut Polizei ist der Überfall auf den Würstchenwagen ungeklärt. Soll heißen: Niemand wird dafür zur Rechenschaft gezogen.

Trotzdem: Nach dem Derby überwiegt die Erleichterung: Mehr als 13000 Zuschauer sahen den Fußballschlager zwischen dem Wuppertaler SV und Fortuna Düsseldorf. Polizei-Sprecher Michael Bartsch: "Wir konnten verhindern, dass gewaltbereite Fans im großen Stil aufeinandertrafen." 20"Fans" landeten im Polizeigewahrsam, gegen zehn Wuppertaler und fünf Düsseldorfer Anhänger wurde Strafanzeige erstattet - unter anderem wegen Widerstandes, Landfriedensbruch und Körperverletzung. Drei leicht Verletzte zählte die Polizei - insgesamt waren mehr als 300 Beamte im Einsatz.

Die Derby-Bilanz bietet jede Menge Anekdoten: So haben sich Fortuna-Anhänger bei der Anreise gleich mehrfach selbst in Lebensgefahr gebracht. Nach dem Eintreffen am Freitagnachmittag im S-Bahnhof Sonnborn stürmten mehrere Fortunen aus dem Sonderzug - allerdings nicht auf den Bahnsteig, sondern aufs Schotterbett, um dort zu urinieren. Umgehend ließ die Bundespolizei den kompletten Zugverkehr sperren.

Ein Intercity-Express Richtung Köln befand sich allerdings schon mit Tempo 100 in der Nähe. Verletzt wurde niemand. Wenig später urinierten Fortuna-Fans von der nahegelegenen Eisenbahnbrücke auf die Gleise. Auch diese Aktion stoppte die Bundespolizei. Der Grund: Unter der Brücke verlaufen die 15000-Volt-Oberleitungen.

Nach dem Spiel dauerte es bis 23 Uhr, ehe der letzte Zug mit Fortunen in Richtung Düsseldorf Wuppertal verließ. Ein vermeintlicher Bombenfund in der Nähe des Hauptbahnhofes Hagen hatte sämtliche Abfahrpläne für sechs Sonderzüge zunichte gemacht.

Auch in dieser Woche steht der Polizei der ganz normale Fußball-Wahnsinn bevor. Allerdings nicht in Wuppertal. Wie berichtet, spielt der WSV am Mittwochabend im Pokal gegen RWEssen - auswärts.

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