Mehrere Geschäfte wollen den Lieferservice nach Corona anbieten Wolle und Stoff kommen per Taxi zu Wuppertaler Kunden

Wuppertal · Wuppertals Einzelhändler werden in der Not erfinderisch und setzen auf Lieferdienste.

 Die Nadelbienen um Yvonne Hoffmann (l.) und Denise Scholl liefern Stoffe – coronagerecht mit Maske – zu den Kunden.

Die Nadelbienen um Yvonne Hoffmann (l.) und Denise Scholl liefern Stoffe – coronagerecht mit Maske – zu den Kunden.

Foto: Hoffmann

Der zweite Lockdown in Folge der Corona-Pandemie hat zur Folge, dass viele Händler ihren Laden dichtmachen müssen. Erlaubt ist nur die kontaktlose Abholung oder die Lieferung von Waren. Aber Not macht erfinderisch: „Es kann jeder etwas tun“, sagt Yvonne Hoffmann von den Nadelbienen in Sonnborn. „Das, was Restaurants machen, können wir auch.“ Hoffmann liefert seit dem zweiten Lockdown auf Bestellung Stoffe mit dem „1. Wuppertaler Stofftaxi“ aus. „Wir wollten die Situation anders annehmen“, sagt Hoffmann über den neuen Service.

Ab einem Bestellwert von 35 Euro liefern die Stoffbienen die Ware innerhalb von Wuppertal kontaktlos nach Hause. Die Kunden können die Stoffe über WhatsApp bestellen. „Meist fängt es mit der Frage nach der Stoffart an, dann schicke ich ein Regalfoto. Wenn der Kunde sagt, welcher Stoff ihm gefällt, schicke ich ihm ein Detailfoto vom Stoff“, sagt Hoffmann, die auch bei der Suche nach Zubehör hilft oder bei Nähprojekten berät. Auf den Plattformen etsy.com und kasuwa.de können die Kunden auch nach Stoffen stöbern. Die Technik sei ein „Riesenfortschritt“ in dieser Situation, so Hoffmann.

„Wenn sich die Kunden entschieden haben, schneiden wir die Stoffe zu und packen alles zusammen“, sagt Hoffmann. Bezahlt werden kann per Überweisung oder Paypal. Es ist aber auch möglich, das Geld passend in einem Umschlag bei Lieferung an der Haustüre zu übergeben. Anschließend vereinbaren die Nadelbienen einen Termin, um die Ware beim Kunden vorbeizubringen.

Mit der Anzahl der Bestellungen ist Yvonne Hoffmann zufrieden. Die Laufkundschaft bleibe zwar völlig aus. Viele Kunden hätten aber im ersten Lockdown Stoffe gebraucht, um Masken zu nähen. Im zweiten Lockdown „läuft es auch gut“. Eventuell hätten die Menschen mehr Zeit zu nähen, weil sie im Home-Office arbeiten oder in Kurzarbeit sind, vermutet Hoffmann. „Es wird immer mehr, weil es sich rumspricht“, sagt sie. Deshalb plant sie – wenn der Bedarf da ist – den Lieferservice aufrechtzuerhalten.

Bei Wolle spielt die Haptik
eine besondere Rolle

Stefanie Wernick bietet seit dem ersten Lockdown das „Wolle Taxi“ an. „Es gibt ganz viele Leute, die nicht aus dem Haus gehen“, sagt die Inhaberin von Wernick Wolle Wuppertal in Barmen. Sie habe zunächst vermutet, dass sich hauptsächlich ältere Menschen Wolle liefern lassen, aber es seien viele jüngere dabei. Die meisten wüssten schon ungefähr, was sie brauchen. Dann schicke sie etwas Vergleichbares per WhatsApp oder E-Mail. „Es ist etwas aufwendiger, aber besser als nichts“, sagt Wernick, die vormittags zwischen 10 und 12.30 Uhr die Bestellungen annimmt und am Nachmittag ausliefert. Ab 25 Euro wird die Wolle in Wuppertal kostenlos nach Hause gebracht. Unter 25 Euro kommt eine Gebühr von fünf Euro dazu.

„Es wird gut angenommen, aber es ist nicht vergleichbar mit dem sonstigen Umsatz“, sagt Wernick und nennt als Referenz „Hochsommereinnahmen“. Der Einsatz sei deutlich zeitintensiver, als wenn die Kunden in den Laden kämen. Bei Wolle sei es wichtig, dass Kunden sie fühlen können. „Meist kommen den Kunden die Ideen, wenn sie stöbern“, sagt die Ladenbesitzerin, die der Lockdown zur Hauptsaison im Winter besonders hart trifft. Aber aufgeben kommt für Stefanie Wernick nicht in Frage: „Wenn die Leute nicht zu mir kommen können, komme ich halt zu ihnen.“

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