Verkehr Wo Vögel gegen den Lärm ansingen

Sonnborn · Die Boltenberg-Bewohner sorgen sich, dass der Verkehr zunimmt, wenn die L418 ausgebaut wird.

Steffi Billert und Armin Brost fürchten mehr Verkehrslärm durch die L419.

Steffi Billert und Armin Brost fürchten mehr Verkehrslärm durch die L419.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Im Frühjahr soll es losgehen. Dann soll der Lichtscheider Kreisel ausgebaut werden – und den Startschuss setzen für den Lückenschluss der Südtangente. Dann soll Wuppertal von Ost nach West auf einer autobahnähnlichen L418/19 gekreuzt werden können, dann sollen die A46 und die A1 eine direkte Verbindung haben.

Für viele klingt das wie eine gute Nachricht. Für die Boltenberger nicht. Denn sie wohnen genau zwischen der A 46, die gerade und noch über Jahre ausgebaut wird, und der L418, von der sie erwarten, dass sie noch lauter wird.

Wer auf den Boltenberg kommt, lässt am besten die Fenster des Autos geschlossen. Dann sieht man eine Villengegend mit wunderschönen Häusern und Grünflächen hier und da. Ein Idyll. Wenn man aussteigt, dann beginnt das permanente Rauschen.

Laut Lärmkataster der Stadt liegt die Lärmbelastung in dem Wohngebiet zwischen 55 und 70 Dezibel am Tag und 50 und 65 Dezibel in der Nacht. Das sind errechnete Werte. Laut Umweltbundesamt sollten tags 65 und nachts 55 Dezibel nicht überschritten werden, um gesundheitlicher Risiken zu vermeiden. Zur Einordnung: Ein Auto verursacht in zehn Metern Abstand einen Geräuschpegel von 60 bis 70 Dezibel.

Für Steffi Billert und Armin Brost ist der Lärm Alltag. Die beiden setzen sich mit anderen für mehr Lärmschutz ein. Sie wohnen weit oben auf dem Boltenberg. Dort, zeigen sie, ist die L418. Dort die A46. Aber trennen kann man die Geräusche der Straßen nicht. Vor dem Haus vermischt sich alles zu Verkehrsrauschen. Billert sagt, Geräusche von der Autobahn erkenne man aber trotzdem. Sie hört das „klack, klack, klack, klack“ der Autos, die über die Straße fahren.

Wenn man mit ihnen über den Boltenberg läuft, dann hört dieses Rauschen nie auf. Nie. An keinem Punkt in diesem Wohngebiet ist es ruhig. Die Vögel piepsen und singen gegen den Lärm an.

Seit 15 Jahren leben Billert und Brost am Boltenberg. Billert sagt, es sei lauter geworden, seit der Burgholztunnel 2006 fertiggestellt wurde, seit die Bäume am Sonnborner Kreuz weg seien. Seit der Ausbau der A46 bis zum Sonnborner Kreuz laufe. Sie merke die Veränderungen.

Gleichzeitig sagen beide, habe man sich immer wieder daran gewöhnt. Man kann ja nicht sagen, sie hätten es nicht gewusst. Als sie hingezogen sind, gab es die Straßen schon. Aber der Verkehr sei weniger gewesen, sagen beide. Sie fürchten, dass es noch mehr wird, dass es irgendwann auf die Gesundheit geht.

Auf die Wohnqualität schlage der Verkehr schon jetzt. „Fenster auf im Alltag? Das ist schwierig“, sagt Brost. Das ginge eigentlich nur zum Lüften.

An der L418 steht keine Schallschutzwand. Und die Anwohner befürchten, dass das auch so bleibt. Andreas Früh, Projektleiter bei Straßen NRW, sagt, dass der Lückenschluss an die A1 natürlich Folgen habe für die L418. Der Boltenberg sei deswegen extra berücksichtigt worden in der Lärmuntersuchung und dem Verkehrsgutachten. Das geht für den Bereich Boltenberg von 1000 zusätzlichen Fahrzeugen am Tag nach dem Ausbau aus. Aktuell gebe es bereits 43 000 Fahrzeuge am Tag. Früh geht demnach von Lärmwerten von 67/57 Dezibel aus. Die seien im Rahmen des Vertretbaren.

Brost sagt aber, diese Werte seien nach Bundes-Immissionsschutzgesetz für Mischgebiete zulässig. Er möchte aber, dass der Boltenberg als Wohngebiet gezählt werde – mit geringeren Werten. Und höheren Lärmschutzauflagen. Billert sagt, das Land müsse doch nur Lärmschutzwände aufstellen. Zudem sind Brost und seine Mitstreiter überzeugt, dass die Verkehrszunahme zu gering berechnet wurde. Die Zunahme, die Straßen NRW berechnet hat, sei doch nicht realistisch, mein Brost.

Früh betont, dass die Belange der Anwohner berücksichtigt würden. Es habe zwei Offenlegungen gegeben. Die Einwände habe man einfließen lassen. Die Pläne sollen bis zum Sommer zur Bezirksregierung gehen. Dann dürfte sich entscheiden, ob sich für den Boltenberg etwas ändert.

Veranstaltung mit
Helge Lindh war angedacht

Für Billert und Brost wäre das super – wenngleich sie daran nicht glauben. Sie sehen es jetzt als kleinen Erfolg an, dass der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh für den 7. April zu einer Veranstaltung in den Bahnhof Blo, Wiesenstraße 118, eingeladen hat, um über den Verkehrslärm an der A46 zu sprechen. Fraglich ist allerdings, ob die Veranstaltung bei Anhalten der Coronakrise stattfindet.

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