Schwelmer, Wicküler, Küpper, Bremme: Das gleiche Schicksal?

Die Schieflage der Schwelmer passt in die Historie der regionalen Brauereien.

Wuppertal. Nachdem die Schwelmer Brauerei den Antrag auf Einleitung des Insolvenzverfahrens gestellt hat, geht der Betrieb unter der Regie des vorläufigen Insolvenzverwalters Manfred Gottschalk zumindest noch bis Ende November uneingeschränkt weiter. Zudem haben sich offenbar bereits erste Interessenten gemeldet, um die Traditionsbrauerei, deren Wurzeln bis ins Jahr 1830 zurückreichen, weiterzuführen. Möglicherweise funktioniere das auch mit einer Erlebnisgastronomie, sagte zumindest jüngst Gottschalk.

In jedem Fall wirft die finanzielle Schieflage der Schwelmer Brauerei ein Schlaglicht auf den Niedergang der Brauereien in der Region. Schließlich klingen die alten Werbeslogans noch nach: Denn nach eines langen Tages Ritt lautete die Botschaft stets "Männer wie wir ...Wicküler Bier". Und das kam aus Wuppertal. Heute erinnern nur noch der Begriff Wicküler Park sowie Bierdeckel-Tauschbörsen an die einstigen Brauerei-Erfolge. Verbraucherumfragen zufolge rangierte Wicküler jedoch seinerzeit gleichauf mit der Ariel-Clementine, dem Esso-Tiger und dem HB-Männchen.

Die Geschichte der Wuppertaler Braugrößen beginnt wie die so vieler Brauer Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals betrieben sowohl Johann Christoph Küpper als auch Franz Ferdinand Wicküler jeweils eine eigene Kneipe mitsamt Hausbrauerei. Mehr als 80 Brauereien dieses Typs soll es in jener Zeit im Tal der Wupper gegeben haben. Die spätere Größe der Brauerei geht auf eine Hochzeit zurück: Franz Joseph Wicküler heiratete die Tochter Küppers, obwohl die nicht katholisch war.

Zentraler Braustandort wurde irgendwann Bendahl, später kam Köln hinzu, der Export wurde zügig zu einer echten Größe: So sollen europäische Truppen während des Boxer-Aufstands in China mit Bier vom Bendahl versorgt worden sein.

Wicküler überstand auch die folgenden Krisen - und wuchs: Adler-Brauerei, Gesenberg, Waldschloß und schließlich auch die Bremme-Brauerei wurden gekauft. Mitte der 60er begann der Werbefeldzug der Musketiere. 1972 dürfte besonders viel Bier geflossen sein: Der WSV feierte den Aufstieg, und es verschlug ihn auch in die Wicküler-Braustube. Ein Ort, der in diesen und den folgenden Jahren häufig Treffpunkt von Feiern jedweder Art war. Anfang der 80er Jahre beschäftigte die Wicküler-Gruppe 1300 Menschen, rund 600 davon in Wuppertal.

Ab 1990 folgte der Niedergang: Es gab viele Diskussionen, Ministerpräsident Johannes Rau schaltete sich ein, Produktionen wurden nach Köln verlagert, das Ende war für Wuppertal alles andere als gut. Am Schluss blieb nach einem Verkauf an Grolsch (später an Brau und Brunnen, dann Oetker und damit Radeberger-Gruppe) nichts mehr in der Wicküler-Wiege übrig. Zuletzt schloss Mitte der 90er Jahre auch die Hauptverwaltung. Zurück blieben nur der Werbeslogan und mit den Marken Küppers Kölsch und Wicküler Pilsener Biere im Discount-Segment.

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