Marktforschung: Wenn der große Bruder den Einkauf begleitet

In einem Supermarkt in Vohwinkel untersucht die FH Düsseldorf mit einer Brille, worauf die Kunden beim Einkauf achten.

Vohwinkel. Kein Wimpernschlag, kein Blinzeln und keine noch so kleine Pupillenbewegung entgeht ihr. Jeder Blick wird registriert und abgespeichert. Die sogenannte Tobii-Brille hat ihre Träger bei einem Versuch der Fachhochschule Düsseldorf genau im Blick und misst jede noch so kleine Augenbewegung. Spiegel im Inneren der Brille und Infrarotstrahlen sollen so das Kaufverhalten der Kunden untersuchen.

Silke Glisin gehört zu den wenigen Kunden, die sich an diesem Vormittag in einem Supermarkt in Vohwinkel dazu bereit erklärt haben, die Brille während ihres Einkaufs zu tragen. Dass andere Kunden sich gegen eine Teilnahme entscheiden, liegt wohl an der Brille: „Viele schreckt das riesige Modell mit seinen Kabeln und dem kleinen angeschlossenen Empfänger ab“, vermutet Alexander Jürgens von der Fachhochschule.

Was sie nun mit der Brille testet, wird Glisin vom Versuchs-Team zunächst nicht gesagt, um den „Versuchsablauf nicht zu stören“, wie Jürgens erklärt. Denn die Forscher untersuchen nicht nur, wohin Silke Glisin beim Einkauf schaut, sondern auch wie sie die Informationsbildschirme an Fleisch- und Käsetheke wahrnimmt. Dabei wollen die Tester wissen, ob sie die zusätzlichen Informationen erfasst und sich beeinflussen lässt.

„Ein bisschen komisch fühlt es sich ja schon an“, sagt sie zu Beginn. „Und es sieht ziemlich witzig aus,“ fügt Tochter Lena (9) lachend hinzu. Doch trotz grauem Brillenmodell auf der Nase erledigen Mutter und Tochter die Runde im Supermarkt wie immer. Dieser Eindruck bestätigt sich nach dem Einkauf: Glisin sagt selbst, sie habe die Brille kaum gemerkt. So geht es auch Karen Klever: „Ich habe ganz normal eingekauft“, meint sie. „Die Brille habe ich irgendwann einfach vergessen.“ Doch die hat in der Zwischenzeit ganze Arbeit geleistet und die Blicke in Käse-, Wein- , oder Süßwarenregale gefilmt.

Bei der Auswertung zeigt sich schnell, dass die Frauen den Supermarkt während ihres Einkaufs unterschiedlich wahrgenommen haben. Während sich Klever für ihren Einkauf viel Zeit gelassen hat und sich noch an alle Bildschirme sowie die Informationen erinnern kann, sieht es bei Glisin ganz anders aus. Sie war in Eile, Töchterchen Lena lenkte zwischendurch ab. Daher kann sie sich zwar noch an die Bildschirme erinnern, weiß aber nicht mehr, was darauf zu sehen war. Von der Werbung auf den Displays, so beteuern beide Frauen, haben sie sich nicht beeinflussen lassen.

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