Männer müssen draußen bleiben

Sport und Gemütlichkeit — Jolanta Er betreibt Ladiesfirst, Wuppertals ältestes Fitness-Studio nur für Frauen.

Männer müssen draußen bleiben
Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Dienstag, 11.15 Uhr, Untergrünewalder Straße. Rund ein Dutzend Frauen verlässt plaudernd den Kursraum von Ladiesfirst, Wuppertals ältestem Damen-Fitness-Studio. Einige steuern den Umkleideraum an, andere die Bar, bestellen ein Wasser oder einen Kaffee. Ein weiteres Mitglied trainiert gleich weiter, setzt sich an eine Rudermaschine und legt los.

Studio-Inhaberin Jolanta Er hat das Geschehen im Blick: „Monika“, ruft sie der Ruderin zu und deutet auf ihren unteren Rücken. Die Dame korrigiert lächelnd ihre Position. 1993 ist Jolanta Er in das 1986 eröffnete Fitness-Studio im Luisenviertel eingestiegen, zehn Jahre später hat sie es übernommen. Seitdem ist die selbstständige 50-Jährige „die gute Seele“ im Ladiesfirst.

„Jolanta unterscheidet von anderen, dass sie sich um unsere individuellen Probleme kümmert“, sagt Monika Brehm, die dem Studio seit 27 Jahren treu ist. „Es ist eine nette Gemeinschaft, jede nimmt Anteil an der anderen — trotzdem steht Sport an erster Stelle“, ergänzt Helga Preiss, 70 Jahre alt und seit 1993 dabei. „Hier entstehen Freundschaften“, sagt Gabriele Prosch. Zweimal pro Woche kommt die 66-Jährige, trainiert in Kursen und an Geräten. Darauf freut sie sich stets, wie sie sagt, und wenn sie einmal nicht kommen kann, kündigt sie das an. „Sonst machen sich die anderen Sorgen.“

In der Tat herrsche im Studio großes gegenseitiges Vertrauen, stimmt ihr Marianne Springer (77) zu. Jolanta Er ist glücklich im Kreis ihrer Mitglieder, zurzeit etwa 170 Frauen. Die jüngste ist zwölf, die älteste 84 Jahre alt. „Hier fühlt sich keine allein gelassen oder fremd“, sagt die Diplom-Sportlehrerin.

Fast jeden Tag verbringt sie in ihrem Studio, um Kurse zu leiten und jeder Einzelnen ein auf die Bedürfnisse abgestimmtes Training zu ermöglichen. „Wenn sie Erfolge sehen, sind sie noch motivierter.“ Der Zusammenhalt unter den Damen — muslimische sind ebenfalls dabei, für sie kommt ein gemischtes Fitness-Studio nicht infrage — reicht über den Sport hinaus. Auch räumlich. Neben Geburtstags- und Weihnachtsfeiern, die innerhalb des wie eine Wohnung anmutenden Studios begangen werden, treffen sich die Fitness-Freundinnen außerhalb, etwa zum Essen oder Theaterbesuch. Jolanta Er: „Das alles kann man machen, wenn der Beruf und die Leidenschaft ein und dasselbe sind.“

Mit ihrem Konzept — Sport mit einem Anteil Gemütlichkeit — setzt sie sich seit langem gegen viele Wettbewerber durch. Und auch, wenn Jolanta Ers Fitness-Studio ausschließlich Damen willkommen heißt: Privat stärkt der Inhaberin ihr Mann den Rücken. Überwiegend tut er das moralisch. Manchmal betritt er aber auch die Räume im Ladiesfirst — für Reparaturarbeiten. Wenn die Damen Fitness-Pause haben.

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