Johannis Debissis: Quereinstieg in den Holzhandel

Eigentlich war Johannis Debissis Experte im Rechnungswesen. Heute verkauft er Zäune, Gartenmöbel und Holzdielen.

Johannis Debissis: Quereinstieg in den Holzhandel
Foto: Uwe Schinkel

Cronenberg. Wer Johannis Debissis im Kundengespräch belauscht, hat schnell den Eindruck, der Cronenberger sei im Holzhandel groß geworden. Egal, ob es um ein einzelnes Brett geht, in die Jahre gekommene Möbel aus Teakholz, um einen neuen Boden für die Terrasse — „es gibt mehr Holzsorten als immer nur Bangkirai“ — oder um morsche Stützpfeiler eines Balkons: Debissis sucht Lösungen, die mitunter überraschen. So hat er die tonnenschweren Pfeiler aus Eichenholz für den Balkon saniert, weil dem Kunden ein Neubau zu teuer war. „Es ist ein beratungsintensives, aber spannendes Geschäft“, sagt er.

Dabei hat der 51-Jährige eigentlich etwas ganz anderes gelernt: Er war ein „Konzernheini“, wie er mit einem Schmunzeln sagt, im Rechnungswesen tätig und viel im Ausland unterwegs. Und er war Kunde des Garten- und Landschaftsbauers Bruno Leipacher.

Als sein beruflicher Weg nach China führen sollte, wo er mit Blick auf seine Frau und Kinder eigentlich gar nicht hinwollte, war da auf einmal diese Idee: An einem sonnigen Tag — Debissis gestresst, Leipacher braungebrannt — scherzte der 51-Jährige, er würde den Laden übernehmen, sollte Leipacher mal aufhören wollen. „Damit war das Thema auch schon beendet.“ Fürs erste zumindest: Denn als sich die beiden Männer einige Wochen später wiedersahen, wurde aus dem Spaß Ernst. „Er konnte sich das wirklich vorstellen und wollte kürzer treten“, erzählt Debissis.Im Oktober 2005 war es so weit: Das Unternehmen Leipacher ging in die Hände von Johannis Debissis über. Bis dahin hatte der nur hobbymäßig mit Holz zu tun: „Als Kind habe ich viel gebastelt und geschnitzt, später selbst Möbel gebaut.“ Als frisch gebackener Unternehmer brachte er sich in Eigenarbeit alles selbst bei, besuchte Produzenten, beobachtete, hinterfragte, las Fachliteratur.

„Ich musste mich den Leuten damals erst einmal beweisen. Das habe ich heute, glaube ich, geschafft“, sagt Debissis. „Ich bereue den Schritt in die Selbstständigkeit nicht. Mittlerweile spreche ich die Sprache meiner Kunden, egal ob Handwerker, Vorstandsvorsitzender oder Privatmann.“ Wenn er im Stadtteil unterwegs ist, erkennt der eine oder andere ihn: „Wir müssen mal über meinen Zaun sprechen“, heißt es dann, oder „Denken Sie an mein Gartentor.“

Vor vier Jahren zog das Unternehmen um: An der Amboßstraße gibt es mehr Platz als am alten Standort an der Cronenberger Straße, wo Leipacher seit 1923 saß. Nun stapelt sich Holz im Hof, zwischen Verkaufsraum und Lagerhalle, „betriebsame Unordnung“, wie es Debissis nennt. Der Lärm einer Säge ist allgegenwärtig. „Die Ausstellung sollte eigentlich schon fertig sein, aber die Saison hat in diesem Jahr so früh angefangen“, sagt Debissis und zeigt auf ein Vordach, unter dem verschiedene Bodenpaneele präsentiert werden. Die halten zehn bis 20 Jahre lang, erklärt Debissis noch, dann klingelt wieder das Telefon — es gibt viel zu tun.

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