Inkasso Becker: Warnstreik geht in die nächste Runde

Die Beschäftigten fordern Haustarifvertrag, der Arbeitgeber geht über die Einigungsstelle.

Wuppertal. Sie meinen es offenbar ernst mit ihren Forderungen: Gestern folgte bei Inkasso Becker Wuppertal der nächste Warnstreik - nicht der erste und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht der letzte. Denn Rolf Stockem von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kündigte bereits an, dass sich durchaus noch weitere Stufen zünden lassen.

Anlass für den Warnstreik: Seit März tobt im Unternehmen eine Tarifauseinandersetzung, die seit Oktober auch mit Warnstreiks begleitet wird. Die Gewerkschaft fordert einen Haustarifvertrag unter anderem, weil nach Empfinden vieler Beschäftigter seit der Übernahme des Unternehmens durch den Finanzdienstleister GFKL im Jahr 2007 die Ungerechtigkeiten zugenommen haben. Das Gehaltgefälle sei kräftig. Die Höhe des Gehalts? "Das ging nach Nase, nach Gutsherrenart - und danach, wer die kürzesten Röcke anhat", heißt es aus der Belegschaft. Vor allem fehlt es der Gewerkschaft an Transparenz.

Gehaltsunterschiede von rund 600 Euro für die gleiche Tätigkeit und sogar bis zu 1000 Euro im Vergleich zum Bankentarif macht Verdi aus. Als dann neu eingestellte Mitarbeiter sogar zunächst nur rund 1400 (später dann 1600) Euro erhalten sollten und diese neuen Kollegen auch keinen Fahrkostenzuschuss mehr erhielten, ging es der Belegschaft zu weit. Zumal die in den vergangenen Monaten eingestellten Mitarbeiter auch meistens nur noch befristete Arbeitsverhältnisse erhielten. Über diese neuen Arbeitsverträge ist auch zu erklären, dass ein Teil der Inkasso-Becker-Mitarbeiter jetzt mit einem Weihnachtsgeld rechnen darf, ein anderer aber nicht. Stockem: Der Arbeitgeber versucht nicht einmal, gerecht zu sein."

Allerdings versucht GFKL (Hauptsitz in Essen), über die Einigungsstelle zu einem Abschluss zu kommen. Ein Vorgang, der bei der Gewerkschaft auf wenig Gegenliebe stößt. Denn es könne zwar sein, dass Strukturen übernommen würden, doch was die Höhe des Gehalts in den Tarifgruppen angeht, will Verdi schon ein Wörtchen mitreden.

Und der Betriebsfrieden? Immerhin gibt es ja auch Mitarbeiter, die vom bislang praktizierten System profitieren. Da heißt es, unmittelbar nach Streik-Ende könnte es komisch sein. Doch dann laufe alles weiter wie gehabt.

Zu einzelnen Streikzeiten hat das Unternehmen auch Mitarbeiter aus Essen nach Wuppertal gebracht, damit die Forderungen vor allem aus dem Bereich Fitness und Versandhandel nachgehen konnten.

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