Entsetzen bei Schaeffler: Fatales Signal für Wuppertal

Nach Bekanntwerden des möglichen Stellenabbaus im Werk Wuppertal wird Protest laut.

Wuppertal. Geschockt, ratlos und auch wütend reagieren die Beschäftigten des FAG-Schaeffler-Werks in der Varresbeck auf den drohenden Stellenabbau am Standort Wuppertal. Wie berichtet, könnte die Hälfte der rund 1500 Mitarbeiter möglicherweise die Kündigung erhalten. Das hatten der Betriebsrat des Werks und die Gewerkschaft IG Metall nach eigenen Angaben am vergangenen Freitag von der Unternehmensleitung erfahren.

In einer Stellungnahme des Unternehmens, die der WZ vorliegt, heißt es: „Aufgrund der unverändert schlechten Nachfragesituation für Großlager, insbesondere verursacht durch die schwache Marktentwicklung in der Windkraftindustrie, leidet das Werk Wuppertal der Schaeffler Technologies AG & Co. KG unverändert unter einer zu niedrigen Auslastung und hohen Überkapazitäten.“

Eine Verbesserung der Marktsituation sei derzeit nicht absehbar. „Um den Standort zu sichern, ist es notwendig, Restrukturierungsmaßnahmen zu veranlassen, mit dem Ziel, Kapazitäten und Kostenstrukturen an die Marksituation anzupassen.“

Natürlich gebe es Probleme, sagt Wuppertals IG Metall-Geschäftsführer Torsten Lankau: Doch diese Entscheidung sei eine „rein wirtschaftspolitische“, insbesondere vor dem Hintergrund geplanter Investitionen in Russland und Rumänien. „Man entscheidet sich gegen Windkraft am Standort Wuppertal, und man entscheidet gegen bestehende Verabredungen. Das Versprechen, das das Unternehmen zum Standort Wuppertal gegeben hat, ist aus unserer Sicht nichts mehr wert.“

Gewerkschaft und Betriebsrat fordern den Erhalt des Standortsicherungstarifvertrags unter Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. „Sie verstoßen gegen die Beschäftigungszusage, die uns gegeben worden ist“, sagt Stefanie Schmidt, Vorsitzende des Betriebsrates, der über die Pläne jetzt informierte.

Geschätzte rund 600 Mitarbeiter trafen sich am Montag vor dem Haupttor des Werks. „Wir sind besorgt“, sagt die 24-jährige Jungfacharbeiterin Nadine Schröer, und auch die kaufmännische Angestellte und alleinerziehende Mutter Nina Osmic fürchtet Arbeitslosigkeit. „Für Wuppertal ist das eine Katastrophe“, sagt Torsten Lankau. Wir haben ohnehin schon eine hohe Arbeitslosigkeit in der Stadt — die Situation wird sich weiter dramatisch verschlechtern.“

Auch Oberbürgermeister Peter Jung zeigt sich betroffen: Gerade auch mit seiner Ausbildungswerkstatt sei FAG ein mustergültiges Unternehmen. In Gesprächen mit der Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretern werde man versuchen, möglichst viele Jobs im Tal zu halten.

Unter dem Motto „Wir machen Wind“ und mit Aktionen und Informationen wollen sich Betriebsrat, Gewerkschaft und Belegschaft positionieren, „um eine gemeinsame Lösung zu finden“, wie Betriebsratsvorsitzende Stefanie Schmidt betont. „Aber keine, die darauf abzielt, 750 Beschäftigte zu entlassen.“

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