Die Barmenia wächst weiter

Bilanz: Der Privatversicherer gewinnt 85000 Versicherte und senkt den Aktienanteil.

Wuppertal. Das Wort Kostensenkung geht Josef Beutelmann als Chef der Barmenia und Kenner der Gesundheitsbranche kaum über die Lippen. Geht es aber um Kostenbegrenzung, wird er auskunftsfreudig: So vereinbarte die Barmenia im vergangenen Jahr nicht nur einen Rabattvertrag mit einem Originalpräparatehersteller, sondern auch mit wichtigen Fabrikanten generischer Arzneimittel wie Aliud, Hexal und Ratiopharm.

Zukunftsweisend könnte zudem das im Saarland gestartete Projekt 7x4 Pharma sein. Dabei erhalten Patienten ihre Medikamente in der Apotheke in einer für eine Woche bestückten Box; das Prinzip: Vier Medikamente an sieben Tagen. Wer mag, nimmt zusätzlich ein Sprachgerät hinzu, das an die Einnahme der Medizin erinnert. Erhoffter Effekt: Erhöhte Therapietreue, weil die Arzneien verlässlicher eingenommen werden - außerdem deutlich weniger Medikamenten-Müll.

Auf Kooperationen fußt auch die Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums in Berlin-Mitte: Dort gibt es fachübergreifende Versorgung unter einem Dach samt Physiotherapie und Apotheke. Besonderheit: Die Wartezeiten sind nicht länger als 15 Minuten, Geschäfts-Termine lasen sich für mittags am Tag zuvor vereinbaren.

Alles Gründe, warum sich das Geschäftsergebnis so erfreulich entwickelt. Aber was macht die Barmenia mitten in der Finanzkrise mit all den Beiträgen? Beutelmann hebt die grundsätzliche Vorsichtigkeit der Versicherer hervor, berichtet über eine weiterhin gut vierprozentige Verzinsung der Anlagen - und hat die Aktienquote auf 0,6 Prozent heruntergeschraubt. Vor der Finanzkrise lag der Anteil des Aktiengeschäfts noch oberhalb der Zwei-Prozent-Grenze.

Weitere Besonderheit im vergangenen Geschäftsjahr: In der Sparte Barmenia Allgemeine hat es die Kfz-Schadensbilanz im wörtlichen Sinne verhagelt. 543 Hagelschäden schlugen mit 1,1Millionen Euro zu Buche. Dazu kommen Nachreservierungen für Vorjahresschäden in Höhe von zusammen rund 4,5Millionen Euro. In der Summe wendete die Sparte Allgemeine im vergangenen Jahr 65,4 Millionen Euro für Versicherungsfälle auf. So viel, wie niemals zuvor.

Dem Wachstumskurs der Barmenia Gruppe schadete allerdings auch das nicht.

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