Alles aus deutscher Fertigung: Das ist ein Versprechen

Michael Lucke, langjähriger Chef beim Cronenberger Werkzeugunternehmen Stahlwille und beim Arbeitgeberverband, sagt Adieu.

Wuppertal. Sorgen? Nein, so etwas ist Michael Lucke fremd. "Ich bin immer realistisch optimistisch", sagt der Mann, der nach 33 Jahren als Geschäftsführer von Stahlwille und 14 Jahren als Vorsitzender der Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände in den Ruhestand geht.

Und dieser Optimismus gilt auch für die derzeitige Wirtschaftskrise. "Hier ist in 30 Jahren noch nie jemand betriebsbedingt gekündigt worden. Kontinuität wird bei Stahlwille groß geschrieben." Nachhaltigkeit, so Lucke praktizere das Unternehmen schon immer - und damit lange bevor es zum Modewort wurde.

Ob er jetzt mit Eintritt in die Rente loslassen kann? Lucke räumt ein, dass ihm die täglichen Kontakte mit den Mitarbeitern fehlen werden. Aber aktuelle Projekte beschäftigen ihn nicht mehr Tag und Nacht. Anders also, als beispielsweise in der Phase, als Stahlwille 1977 ein Produktionsplanungssystem einführte. Da wurde auch mal bis 3 Uhr nachts gearbeitet. Schließlich gab es so etwas noch gar nicht auf dem Markt. Adressen wie SAP existierten nicht.

Sollte Lucke künftig aber einmal nachts nicht schlafen können, so wird er sich wohl eine andere Beschäftigung suchen als vor einigen Jahren im Urlaub an Lago Maggiore. Da nahm er sich eine FAZ und brachte auf dem Zeitungsrand Konstruktionszeichnungen zu Papier, aus denen später ein neue Zange entstand.

Alle Produkte der mittlerweile sechs Firmen sind dabei ausschließlich aus deutscher Fertigung. "Forged and finished in Germany" heißt das entsprechende Gütesiegel - und geht weit über das "Made in Germany" hinaus. "Das ist ein Versprechen", macht Lucke klar. Da könne man gar nicht mal eben nach Tschechien gehen. Der Handel habe Siegel jedenfalls dankbar angenommen, die insgesamt mittlerweile rund 700 Mitarbeiter zählende Belegschaft sowieso.

Und für deren Vertreter, also für den Betriebsrat, fand der frühere Chef des Arbeitgeberverbandes bei seiner Abschiedsrede viele lobende Worte. Lucke gibt unumwunden zu, dass er das nur ein einziges und zugleich letztes Mal öffentlich getan hat. "Sonst könnte noch jemand denken, die kungeln zusammen", sagt Lucke. Dabei sei klar, dass die Bundesrepublik auch deshalb wirtschaftlich so stark sei, weil es die Tarifautonomie gibt.

Und dann macht Lucke mit Blick auf die Bundesrepublik auch gleich klar: "Ich bin nicht konservativ, weil ich Pfründe sichern will. Auch die Schwachen sollen natürlich würdevoll leben. Aber wir verteilen ständig Geld, das nicht erwirtschaftet wird. Das kann nicht gut gehen."

Nach Wuppertal hat es Lucke aus einem besonderen Grund gezogen: Der 65-Jährige wandert leidenschaftlich gern. Und das Angebot aus Wuppertal konkurrierte mit einem aus Krefeld: "Da gibt es Rübenfelder bis zum Horizont. Jeden Tag durch Rübenfelder wandern. Das geht nicht."

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