Wirtschaft Aicuris verlässt Wuppertal und geht nach Haan

Wuppertal · Wuppertal hatte dem frisch ausgezeichneten Pharmaunternehmen Aicuris viele Flächen angeboten, trotzdem zieht es um. Der Wegzug „schmerzt unheimlich“, sagt OB Mucke.

Holger Zimmermann und Helga Rübsamen-Schaeff von Aicuris haben von Bundespräsident Frank-Walther Steinmeier (v.l.) den Zukunftspreis erhalten, rechts Steinmeiers Frau Elke Büdenbender.

Holger Zimmermann und Helga Rübsamen-Schaeff von Aicuris haben von Bundespräsident Frank-Walther Steinmeier (v.l.) den Zukunftspreis erhalten, rechts Steinmeiers Frau Elke Büdenbender.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Das Pharma-Unternehmen Aicuris, das gerade mit dem Zukunftspreis 2018 ausgezeichnet wurde, wird in zwei bis drei Jahren Wuppertal verlassen. Es zieht in den Technologie-Park Gruiten. Auch wenn Geschäftsführer Holger Schmoll betont, man könne Wuppertal nichts vorwerfen, so ist es doch ein Beispiel dafür, wie wichtig Standort-Politik ist.

Aicuris entstand, als Bayer 2004 die Forschung zum Thema Infektionen aufgab, die Forscher um Helga Rübsamen-Schaeff aber an ihre Projekte glaubten und dafür ein eigenes Unternehmen gründeten. 2016 ging Aicuris an den Start.

Wirtschaftsförderung und Stadt helfen bei Standortsuche

Das Start-up blieb zunächst auf dem Bayer-Gelände. Aber weil Bayer selbst expandiert hat und Aicuris auch größer werden will, braucht das Unternehmen einen neuen Standort. „Wir waren im intensiven Kontakt“, berichtet Oberbürgermeister Andreas Mucke. Man habe Aicuris mehrere Grundstücke angeboten. Und auch Geschäftsführer Holger Schmoll betont: „Die Stadt hat alles Mögliche getan.“ Die Entscheidung sei knapp gewesen. Mit ausschlaggebend waren wohl die Anfahrtswege der Mitarbeiter, von denen viele aus dem Westen anreisen. Das erfolgreiche Unternehmen zu verlieren, „das schmerzt mich unheimlich“, sagt Mucke.

Wie im Fall Aicuris unterstützen Stadt und Wirtschaftsförderung Unternehmen – bestehende wie neue – bei der Suche nach neuen Standorten. Unter anderem die „Investorentour“ durch die Stadt soll Interessenten auf Möglichkeiten für neue Unternehmensstandorte aufmerksam machen.

Zwölf bis 15 Hektar Gewerbefläche werden jedes Jahr verkauft. Der Bedarf ist aber höher. Rund 20 Hektar werden angefragt, heißt es in einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Linken im Rat vom Juli diesen Jahres. In rund zehn Jahren seien die jetzt zur Verfügung stehenden Flächen verbraucht. Martin Lietz von der Wirtschaftsförderung sagt, dass schon jetzt vor allem kleine Flächen fehlen.

Laut dem von der Stadt erstellten Handlungsprogramm Gewerbeflächen 2017 stehen knapp 28 Hektar gut vermarktbare Flächen zur Verfügung, knapp 56 Hektar mittlerer Verwertungsqualität. Neu dazu kommen jetzt beispielsweise drei Hektar an der Clausewitzstraße, fünf Hektar an der Nächstebrecker Straße.

Damit die Ansiedlung von neuem Gewerbe möglichst gute Effekte für die Stadt hat, wird bei der Vergabe auf die „Arbeitsplatzdichte“ geachtet: „Pro 1000 Quadratmeter sollen je nach Branche mindestens sechs Vollzeitarbeitsplätze entstehen“, erklärt Lietz. Mucke weist darauf hin, dass auch eine mehrstöckige Bauweise dazu führt, dass Flächen besser ausgenutzt werden.

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