„Wir sind wie die Dinosaurier, wir sterben aus“

Der Männergesangverein Uellendahl/Dönberg hat sich nach mehr als 100 Jahren Bestehen aufgelöst. Zum Abschied fuhr man an die Mosel.

„Wir sind wie die Dinosaurier, wir sterben aus“
Foto: Bernd Trapp

Uellendahl/Ölberg. „Wenn Freunde auseinander geh‘n“... Das sentimentale Lied, das beim Männergesangverein Uellendahl/ Dönberg zum Ende jeder Chorprobe gesungen wurde, erklang im vergangenen Jahr zum letzten Mal: Der Chor löst sich auf. Jetzt unternahmen die Mitglieder mit Ehefrauen und Freunden eine Abschiedsfahrt an die Mosel.

Der Gesangverein, dessen Ursprünge auf das Jahr 1901 zurückgehen, verzeichnete am Schluss nur noch acht Sangesbrüder, von denen Bernd Trapp mit 66 Jahren der zweitjüngste war. Der Vorsitzende Norbert Buhleier zählt in Kürze sogar 84 Jahre. „Wir konnten nicht mehr alle Stimmen besetzen, und weil die meisten anderen Männergesangvereine mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, machte auch ein Zusammenschluss keinen Sinn. Deshalb haben wir uns aufgelöst“, erklärt Bernd Trapp mit sichtlich bewegter Stimme.

„Als ich Mitte der 80er Jahre eingetreten bin, waren wir noch zu fast 40 Sängern“, erinnert sich Trapp, der gern zu Beginn der musikalischen Treffen das traditionelle Eröffnungslied „Am kühlenden Morgen“ aus „Morgenrot“, dem Chorwerk von Robert Pracht angestimmt hat.

Doch weil die meisten schon ein gesegnetes Alter erreicht hatten, wurde so manches Lied in der Friedhofskapelle oder am offenen Grab gesungen. „Das haben wir aber nur gemacht, wenn die Hinterbliebenen es gewünscht hatten.“

Im Oktober 1986 haben die Uellendahl-Dönberger, zu denen im Lauf des letzten Jahrhunderts noch die Männerchöre „Eigener Herd“, „Edelweiss“, „Teutonia“ und der Nevigeser MGV „Rütli“ stießen, ihr letztes öffentliches Konzert gegeben. Danach fanden die Auftritte im eher kleinen Kreis, wie beispielsweise in Krankenhäusern statt, wo Lieder von Robert Schumann, Franz Schubert oder Friedrich Silcher zum Besten gegeben wurden.

„Lieber im kleinen Kreis singen als sich im großen Rahmen blamieren“, hieß die bescheidene Devise des stetig schrumpfenden Chores, der mit Eleonore Elzner (80) in den letzten Jahren noch eine Chorleiterin hatte.

Um das Ende des traditionsreichen Vereins stilvoll zu gestalten, unternahmen die nach wie vor fröhlichen Sangesbrüder mit Ehefrauen und Freunden eine Abschlussfahrt nach Bernkastel und nach Trier, wo gerade die Feier zum 200. Geburtstag Karl Marx, stattfand.

Natürlich wurde auf der Busfahrt in alten Erinnerungen geschwelgt, wie Schriftführer Manfred Müller (81)erzählt. Er war mit 18 Jahren in den Verein eingetreten und kann zahlreiche einstige Chöre aus dem Tal und auf den Höhen aufzählen. „Aber wir sind wie die Dinosaurier. Wir sterben aus.“ fwb

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