„Wir konnten den Umsatz trotz niedriger Kaufkraft halten“

Georg-Eicke Dalchow, Geschäftsführer des Wuppertaler Einzelhandels, glaubt an ein gutes Jahr für den Handel im Tal.

Herr Dalchow, wie zufrieden ist der Wuppertaler Einzelhandel mit dem vergangenen Jahr?

Georg-Eicke Dalchow: Natürlich haben wir uns ein bisschen mehr erhofft. Erhofftes Ziel wir ein Plus von 1,5 Prozent. Letztendlich werden wir eine schwarze Null schreiben. Ich denke, damit kann man angesichts der verschiedenen Entwicklungen in der Politik oder auch mit Blick auf die Energie- und Benzinkosten zufrieden sein.

Der bundesweite Schnitt lag bei zwei Prozent Zuwachs. Was macht die Bedingungen hier besonders schwierig?

Dalchow: Der Einzelhandel hat hier mit Rahmenbedingungen zu kämpfen, die es in vielen umliegenden Städten so nicht gibt. Es gibt die bekannte Finanzschwäche bei der Stadt und dann natürlich die relativ hohe Arbeitslosenquote mit 11,9 Prozent. Trotzdem haben wir es in den vergangenen Jahren immer wieder geschafft, unsere Zentralität zu erhöhen.

Was heißt das genau?

Dalchow: Das bedeutet, dass wir trotz zurückgehender und im bundesweiten Vergleich niedriger Kaufkraft den Umsatz halten konnten. Ich möchte dem Wuppertaler Einzelhandel einfach auch mal ein Lob aussprechen. Der Handel hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut geschlagen. Angesichts des relativ kleinen Einzugsgebietes können wir viele Leute nach Wuppertal ziehen.

Beim Thema Einzelhandel sagen viele Wuppertaler, dass das Angebot hier alle Bereiche abdeckt...

Dalchow: Das sehe ich auch so und muss da die Wuppertaler Kunden loben. Wir haben eine sehr treue Stammkundschaft. Ich glaube, dass das auch typisch ist für Wuppertal, dass relativ wenig Leute in die umliegenden Städte fahren. Aber leider gibt es im hochwertigen Angebotsbereich den einen oder anderen, der in andere Städte wie zum Beispiel Düsseldorf fährt.

Und was erwarten Sie für Entwicklungen in diesem Jahr?

Dalchow: Ich gehe davon aus, dass das Jahr 2013 so laufen wird, wie 2012. Zunächst einmal werden wir als Einzelhandel alles tun, dass das auch so funktioniert. Wir haben in vielen Bereichen Gemeinschaften, die sich engagieren. Wenn mal beispielsweise die Immobilien-Standortgemeinschaft in Barmen nimmt. Das ist schon eine kleine Sensation, dass dort im vergangenen Jahr die finanziell stärkste Immobilien-Standortgemeinschaft in Nordrhein-Westfalen entstanden ist. Aber das gilt auch für die Friedrich-Ebert-Straße, Ronsdorf, Cronenberg oder Elberfeld. Auch die Stadt versucht ihr Möglichstes, um dem Handel zu helfen.

Stichwort Elberfeld: Was können Sie über den Döppersberg sagen?

Dalchow: Die Herausforderung wird sein, wie aus Sicht des Marketings mit dem Umbau umgegangen wird. Das ist ein Projekt, bei dem wir die Ärmel aufkrempeln müssen, damit es zum Erfolg wird. Wir sind in guten Gesprächen mit der Stadt Wuppertal, was die Lösung der zu erwartenden Verkehrsproblematik betrifft. Es müssen sich alle auf dieses Thema konzentrieren, denn es darf nicht sein, dass Verkehrsprobleme dazu führen, dass alle sagen: Nach Wuppertal kannst du nicht mehr fahren. Das Gegenteil muss der Fall sein.

Damit auch die Wuppertaler Kunden hier gehalten werden...

Dalchow: Durch die Gespräche mit der Stadt haben wir erkannt, wo noch Potentiale sind. Und die sehe ich in der Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing. Anhand des Beispiels Döppersberg muss bewiesen werden, dass alle noch besser zusammenarbeiten können. Sei es die IG 1, Wuppertal akiv, das Stadtmarketing, die IHK oder natürlich auch wir vom Verband.

Was könnte sich sonst in den großen Zentren in Elberfeld und Barmen verändern? Es wurde bereits über einen Ausbau der City-Arkaden spekuliert.

Dalchow: Bisher sind wir überwiegend nur aus den Medien informiert. Wir erwarten von der Stadt, dass sie die Pläne dann auch kurzfristig offenlegt und mit den Einzelhändlern und Anliegern erörtert. Vorher wollen wir uns dazu weiter nicht äußern.

Ein anderes Thema, ist der Internethandel. Wie steht der Einzelhandel dem gegenüber?

Dalchow: Wir kennen das Thema ja schon seit längerer Zeit. Der Wettbewerb ist stark. Aber es gab immer schon Versandhandel. Also gibt es dort auf den ersten Blick lediglich eine Verlagerung. Trotzdem darf man das nicht verkennen. Das ist eine Entwicklung, die man ernst nehmen muss. Trotzdem wird das teilweise ein bisschen hochgespielt. Aber es gibt auch Unternehmen, die sich darauf einstellen.

Inwiefern?

Dalchow: Beispiele gibt es im Buchhandel. Unternehmen wie Köndgen, Mackensen oder Jürgensen stellen sich diesem Thema bereits und versuchen mit entsprechenden Angeboten auch ihre Kunden zu binden.

In Zahlen ausgedrückt: Was macht der Internethandel in Wuppertal aus?

Dalchow: Für Wuppertal haben wir einen jährlichen Umsatz zwischen 110 und 120 Millionen im Bereich des Internetgeschäfts. Bei rund 1,9 Milliarden sind das also rund sechs Prozent.

Wie stehen Sie zum Dauerthema Ikea-Ansiedlung?

Dalchow: Das ist das Thema, bei dem wir vom Einzelhandel mit der Stadt uneinig sind. In vielen anderen Bereichen arbeiten wir gut zusammen. Aber ich möchte gar nicht speziell über Ikea sprechen, denn Ikea wird von uns befürwortet.

Sondern?

Dalchow: Über das damit verbundene Fachmarktzentrum. Hierbei geht es um ein Einkaufszentrum auf der grünen Wiese, an einem völlig verfehlten Standort. Es wäre schön, wenn folgende Frage im Mittelpunkt stünde: Welche Auswirkungen hat das eigentlich auf die Innenstädte? Von den großen Parteien wird das zu sehr unter den Teppich gekehrt. In Elberfeld haben wir neun Millionen Besucher pro Jahr. Bei Ikea würden wir vier Millionen haben. Das kann uns nicht erfreuen. Wer zu diesem Einkaufszentrum hochfährt, der kauft im Tal zum Teil nicht mehr entsprechend ein.

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