Konzert „Wir hatten was mit Björn“ zeigt sich in Wuppertal rundum ungewöhnlich

Wuppertal · Es gab relaxten Jazz mit Folk-Pop-Appeal im Loch.

 Das Quartett  „Wir hatten was mit Björn“ bei seinem Auftritt im Loch.

Das Quartett  „Wir hatten was mit Björn“ bei seinem Auftritt im Loch.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Ein ungewöhnlicher Bandname und ein ebenso ungewöhnliches Schlagzeugset fallen dem Besucher beim Bochumer Quartett „Wir hatten was mir Björn“ schon ins Auge, bevor ihr Konzert überhaupt losgeht. Aber dafür boten die vier Musiker am Wochenende im gut besuchten Jazzclub im Loch eine angenehm überraschende, innovative und betörende Melange aus relaxtem Jazz mit einem gewissen Folk-Pop-Appeal.

Ganz behutsam mit feinen, leisen Posaunenklängen von Maria Trautmann und angenehmer, gehauchter Singstimme der Frontfrau Maika Küster steigen sie in den Abend ein und faszinieren das Publikum von der ersten Sekunde an. Jeder Ton sitzt und wird vielfach eher vorsichtig, nie aufdringlich und immer passend durch ganz dezente elektronische Sounds von Manuel Loos ergänzt und unterstützt.

Trautmann wechselt gerne mit der Posaune von leise und sanft, zu grunzend und schrill, setzt immer wieder das Blech als Rhythmusinstrument ein und leitet bei minimalistischen, ruhigen Stücken unerwartet und flankiert von der virtuosen und subtilen Kontrabassistin Caris Hermes und dem meist dezent im Hintergrund agierenden Schlagzeuger zu kräftig rockenden Passagen über.

Gegenseitig Raum geben, um die Stücke zu entwickeln

Das Drumset ist ein Novum, das man auf den ersten Blick nur an einem verbeulten Becken als solches erkennt. Manuel Loos trommelt sich auch nie in den Vordergrund, er unterstützt dezent, gelegentlich auch treibend meist mit Besen und Filzschlegeln und einem alten aufrechtstehenden Taschenkoffer, der die große Trommel ersetzt. Sie lassen sich für ihre Kompositionen Zeit und geben sich gegenseitig genug Raum, um die Stücke zu entwickeln. In der Mitte des Auftritts ist mit einer Dystopie ein aufregendes, düsteres Paradestück platziert.

Hier erinnert die Band und vor allem Küsters glockenklare Stimme in ihrer Eindringlichkeit, Reduziertheit und der minimalistischen elektronischen Unterstützung an die große Vokalistin Beth Gibbons von der englischen Trip-Hop-Gruppe Portishead. Es folgt ein mit verspielten Glöckchen, Echo, Elektroniksounds und einem Drumbeat von Loos eingeleiteter Track in bester Krautrockmanier. Viele sehr unterschiedliche Einflüsse werden kongenial eingesetzt und kombiniert, um daraus eine sehr eigenwillige, aber auch eigenständige in sich stimmige, spannungsgeladene und homogene Show zu zelebrieren. Alle Vier bewegen sich souverän, sympathisch und ohne Starposen auf der Bühne; obwohl Maika Küster meist im Mittelpunkt steht und die Show ganz dezent dirigiert.

Nach einer fröhlichen und beschwingten Zugabe mit Popfeeling verließ das begeisterte Publikum mit einem Lächeln auf dem Gesicht den Club, flankiert von dem Hinweis, dass wer mehr hören wolle, sich gerne das Album kaufen möge.

Übrigens hat die Band zeitweise überlegt, ihren ungewöhnlichen Namen zu ändern, dies aber verworfen, weil sie „den Triumph bescheuerten Politikern nicht gönnt“, wie sie selbst auf ihrer Homepage verrät.

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