Wintersport: Alpinen Rodelspaß gibt's auch im Tal

Schnee und Eis haben auch Vorteile — endlich kann in Wuppertal wieder gerodelt werden.

Wuppertal. Fröhliches Kreischen dringt durch den verschneiten Wald. Zwischen den Bäumen schimmert das Licht von brennenden Fackeln. Immer wieder sausen dick eingepackte Gestalten den erleuchteten Hang hinunter — auf dem Holzschlitten oder im Plastikbob, denn es ist Nachtrodeln angesagt auf der Wiese am Wilhelm-Raabe-Weg in Elberfeld.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit haben sich die Familien der umliegenden Häuser zur gemeinsamen Abfahrt getroffen. Eigens hierfür hat Andrea Hegemann die Fackeln gekauft, die sie und ihre Nachbarn am Rande der Piste in den Schnee gesteckt haben. Mehr als 30 Kinder und 15 Erwachsene rodeln durch die Nacht.

Immer mittendrin: Mischlingshündin Lissy — der Liebling der Kinder. Sie jagt den Schlitten hinterher oder lässt sich mitnehmen. Todesmutig springt der Yorkshire-Mix dann auf halber Strecke ab. Besitzer Carsten Stahlhuth schreckt das nicht: „Die hat Spanien überlebt — um die Lissy braucht man sich keine Sorgen zu machen.“ Und tatsächlich, mit ihrem orange Hunde-Fleece-Pullover kommt sie noch vor den Stahlhuth-Kindern, Cara und Benedict, wieder die Wiese hochgewetzt — und wird kurzerhand von den Nachbarskindern wieder mit hinunter genommen.

Carsten Stahlhuth und seine Familie wohnen erst seit etwas über einem Jahr am Mirker Hain und haben ihre Winterausrüstung bereits im letzten Jahr erheblich aufgestockt. „Das ist hier alpines Feeling pur“, sagt Carsten Stahlhuth. „Und das mitten in der Stadt“, fügt er hinzu. Nur die engsten Nachbarn seien es, die sich zum Rodeln verabredet hätten. Einen „super Zusammenhalt“ bescheinigt Stahlhuth der eingeschworenen Gemeinschaft zu der auch Lorenz Bahr, Stadtverordneter der Grünen, gehört. Mit seinen drei Kindern genießt der Politiker das Rodeln sichtlich.

Da schallt es auf einmal vom Hang: „Achtung, Platz da!“ Und schon ist er passiert, der erste Unfall. Ein paar Tränen fließen. Aber schnell ist alles wieder gut, denn nun wird die lange Abfahrt in Angriff genommen.

Wer den Aufstieg Richtung Westfalenweg nicht scheut, wird mit einer Rodelstrecke von beinahe einem Kilometer Länge belohnt. Der Schlitten nimmt mächtig Fahrt auf — Lenken ist dann gar nicht mehr so leicht, was sich dadurch bemerkbar macht, das von 15 Schlitten nur acht das Ziel erreichen.

Später am Abend trifft sich die Nachbarschaft dann noch zu einem Glühwein und Kinderpunsch — an der Schneebar von Familienvater Christoph: „Ich wollte immer mal eine Bar besitzen“, scherzt er und freut sich über den außergewöhnlichen Treffpunkt in seinem Garten. Bereits in der vergangenen Woche habe er die Theke aus Eis und Schnee mitten in seinem Garten errichtet. Während die Erwachsenen sich mit Glühwein aufwärmen, rösten die Kinder mit Lorenz Bahr Stockbrot über einem Lagerfeuer.

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