Willy Berg: Trompeter-Leben im Zeichen der Superlative

Der 59 Jährige war einst der jüngste Kammermusiker Deutschlands – und hat sich von der Klassik verabschiedet. Zumindest fast.

Wuppertal. Willy Berg sammelte schon früh Superlative: Mit 19 Jahren war er der jüngste Musiker im Wuppertaler Sinfonieorchester, sieben Jahre später wurde der Trompeter zum jüngsten Kammermusiker Deutschlands ernannt.

Sein Musikstudium in Köln bei den Professoren Willy Neugebauer und Hellmut Schneidewind absolvierte der in Linz am Rhein aufgewachsene Junge mal eben als Jugendlicher und spielte dann ein halbes Jahr im Kurorchester von Bad Kissingen, bevor er nach Wuppertal wechselte. Seit 40 Jahren lebt und musiziert er jetzt hier - und das nicht nur mit dem Sinfonieorchester.

Zehn Jahre lang war der Trompeter Mitglied der Deutschen Bachsolisten. "Da haben wir ganz Europa bereist." Obwohl er als Aushilfe beim WDR-Sinfonieorchester große Dirigenten wie Karl Böhm kennenlernte, lobt er seinen derzeitigen Chef Toshiyuki Kamioka in den höchsten Tönen: "Er probt sehr genau, und man kann sich auch im Konzert auf ihn verlassen." Doch das Herz des Trompeters schlägt - gerade jetzt, nachdem er über Altersteilzeit aus dem Sinfonieorchester ausgeschieden ist - für die leichte Muse.

Vor 25 Jahren gründete Willy Berg die Bergischen Musikanten, ein Ensemble aus Orchester-Musikern, die gemeinsam volkstümliche Musik machen und schon in bekannten Sendungen wie den "Lustigen Musikanten" oder den "Heimatmelodien" aufgetreten sind. "Während des Karnevals bin ich fast täglich in Köln."

Die Bergischen Musikanten musizierten mit Größen wie den Höhnern und Bläck Fööss, mit Ted Borgh, Hugo Strasser und Heino. "Wir haben letzthin in der Kölnarena gespielt - das ist der nackte Wahnsinn."

Von der Klassik hat sich Berg inzwischen fast ganz verabschiedet. Nur wenn er im Norden ist, springt er mal bei der Deutschen Oper Berlin ein. Schließlich nutzt der 59-Jährige seinen inzwischen etwas lockereren Zeitplan, um gemeinsam mit seiner Frau im Wohnmobil durch die Lande zu fahren.

"Da übe ich aber trotzdem. Oft fahre ich mit dem Fahrrad in den Wald und setze mich zum Spielen auf eine Bank." Zu Hause hat sich Willy Berg im Keller seines Reihenhäuschens ein kleines Tonstudio eingerichtet. Sein neues Hobby ist es nun, Stücke für Blasensemble zu arrangieren und Medleys aus bekannten Melodien zu schaffen.

Ein eher klassisch gehaltenes Konzert bliebt jedoch weiterhin fest im Blick des erfolgreichen Trompeters: Schon jetzt freut er sich wieder auf das beliebte Weihnachtskonzert der Bergischen Musikanten in der Lutherkirche.

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