Begrabt mein Herz in Wuppertal Wie sieht unsere Welt aus, wenn Greta 80 ist?

Kolumnist Uwe Becker hat sich Gedanken über die Zukunft gemacht.

 Uwe Becker, 1954 in Wuppertal geboren, ist Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins Italien und Mitarbeiter des Frankfurter Satiremagazins Titanic. Jeden Mittwoch schreibt er in der WZ über sein Wuppertal.

Uwe Becker, 1954 in Wuppertal geboren, ist Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins Italien und Mitarbeiter des Frankfurter Satiremagazins Titanic. Jeden Mittwoch schreibt er in der WZ über sein Wuppertal.

Foto: Joachim Schmitz

In meiner 111. Kolumne möchte ich mich eindringlich mit unserer Zukunft beschäftigen. Wie wird unsere Welt aussehen, wenn Greta Thunberg ihren 80. Geburtstag feiert? Ein schwieriges Thema, bei dem viele, viele Fragen gestellt werden können, aber es nicht für jede Frage schon befriedigende Antworten gibt. Wird unser bereits stark beschädigter Planet dann überhaupt noch existieren? Wird Greta Thunberg überhaupt so alt? Ist der WSV im Jahre 2083 noch existent und wird der Videobeweis dann endlich auch in der Kreisklasse zum Einsatz kommen?

Diese Fragen kann selbst Jörg Heynkes, der Speaker, Umweltaktivist und Zukunftsforscher vom Arrenberg, nicht hundertprozentig beantworten, aber ich befürchte, er wird es zumindest versuchen, wenn man ihn darauf anspricht. Spaß beiseite! Im Ernst: Ich möchte jetzt auch wieder sachlich werden, weil von alleine wird die Welt nicht besser, gesünder und digitaler, da muss schon mehr kommen, hier sind in erster Linie weltweit alle Politiker gefragt, die sich zwar immer an wunderschönen Orten zur Rettung der Erde treffen, aber am Ende nur satt und gut amüsiert wieder nach Hause fahren. Wenn man ehrlich ist, kann man dieses Verhalten ohne weiteres als hochkriminell bezeichnen.

Werfen wir nun wieder kurz einen Blick in unser Tal: Ich verrate Ihnen sicher nichts Neues, wenn ich mich hier als klarer Befürworter der geplanten Seilbahn zu erkennen gebe. Natürlich wäre es schade, wenn weniger Busse nach Cronenberg fahren, sollte die Seilbahn wirklich in Betrieb gehen. Meine Entscheidung zum „Ja“ für die Seilbahn habe ich mir nicht leicht gemacht, das können sie auch daran ermessen, dass mein eigener Sohn dort oben in Cronenberg lebt, aber leider nicht direkt an der geplanten Endstation der Seilbahn, sodass ich noch meilenweit zu Fuß gehen müsste, um sein Wohnhaus zu erreichen.

Auf der anderen Seite muss man auch die Frage stellen dürfen, was will der Cronenberger denn in Elberfeld, wo er es daheim auf dem Berg so schön hat? Wäre Cronenberg nicht so weit von Unterbarmen entfernt, dann würde ich, der begeisterte  Wanderer, sehr gern dort hinziehen. Im Grunde bin ich also mit meinem Herzen bei den Seilbahn-Gegnern, weil ich aber der großen Digitalisierung nicht im Wege stehen möchte, habe ich dem Bau dieses kleinen Schwarmmobils schweren Herzens zugestimmt, auch auf die Gefahr hin, dass jetzt der eine oder andere kluge Kopf sagen würde, eine Seilbahn hat mit der digitalen Transformation überhaupt nichts zu tun. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bei dem Thema, wie bei vielen anderen auch, nicht so ganz weit vorne bin, wie man heutzutage zu sagen pflegt.

Angela Merkel hat am Montag in der Junior-Uni mit Hilfe eines Föns einen Tischtennisball längere Zeit in der Luft gehalten. So etwas, das weiß selbst ich, gehört nicht zur digitalen Transformation. Jedenfalls ist es für die Kanzlerin kein Neuland, schließlich ist sie Physikerin und hat bestimmt noch mehr solcher Kunststückchen parat.

Kürzlich habe ich mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis nehmen müssen, dass der Verkehrsrowdy und Automobillobbyist, Andreas Scheuer, Elektro-Roller auf Gehwegen erlauben möchte. Diese Zusage hat er zwar wieder rückgängig gemacht, aber schlimm sind die Geräte trotzdem, zumal sich wohl keiner an das Verbot halten wird. Die Fahrradfahrer flitzen ja auch durch die Fußgängerzone, obgleich man hierfür ein Bußgeld bezahlen müsste, wenn man einem Polizisten über die Füße fährt.

Was Automobile betrifft, so gehöre ich zu ihren schärfsten Kritikern. Ich erneuere hier gerne meine Forderung, Privatautos zu verbieten. Aber immer langsam mit den jungen Pferden, denn jetzt kommen zunächst diese E-Roller, die unseren Alltag zwar nicht einfacher, dafür aber auch nicht schöner machen. Wer damit auf dem Bürgersteig fährt und dabei raucht und die Zigarette dann achtlos auf den Boden wirft, der muss mit einem Bußgeld von 25 Euro für die Kippe und 75 Euro für das verbotene Fahren auf dem Gehweg rechnen.

Für das Zehnfache kann man sich in 200 Jahren ein Flugtaxi bestellen, aus dem man aber unter Umständen am Döppersberg aus einer Höhe von 35 Metern abgeworfen wird, wenn der Roboter sauer ist, weil man ihm die Polstersitze vollgekotzt hat. Als großer Defätist kann ich nur hoffen, dass uns vorher eines dieser schwarzen Löcher verschluckt - fotografiert wurde es ja bereits.

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