Adventszeit Wie multikulturelle Kitas Weihnachten feiern

Wuppertal · Wuppertaler Einrichtungen gehen unterschiedlich mit dem Fest um. Schmuck und Bräuche gibt es überall.

 Katalin Lovas schaut sich mit Mathilda (2) die Geschenke an, die von der Decke des Kulturgartens baumeln.

Katalin Lovas schaut sich mit Mathilda (2) die Geschenke an, die von der Decke des Kulturgartens baumeln.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Noch ist es still in der „Piazza“ des Kulturkindergartens an der Nordbahntrasse im Mirker Quartier. Dort, wo jetzt große bunte Bausteine auf dem Boden verteilt liegen, werden nächste Woche 95 Kinder mit rund 15 verschiedenen Nationalitäten zusammen mit ihren Eltern und den Mitarbeitern Weihnachten feiern. Bei selbst gebackenen Plätzchen, Tee und Weihnachtspunsch sollen beliebte Weihnachtslieder wie „Dicke rote Kerzen“ oder „Tochter Zion“ durch den hohen Raum klingen. Die Kinder üben schon fleißig für ihren Auftritt zusammen mit einem echten Orchester. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie Wuppertaler Kitas mit Weihnachten umgehen.

Warum wird in einer Kita, in der viele Kinder keinen christlichen Hintergrund haben, überhaupt Weihnachten gefeiert und wie kann das funktionieren? Kindergartenleiterin Astrid Ippig berichtet, dass nichtchristliche Eltern, nachdem letztes Jahr Ramadan gefeiert wurde, auf sie zugekommen seien, weil sie nun wissen wollten, warum und wie Weihnachten gefeiert wird. „Kein Problem“, dachte sich Astrid Ippig, „dann stellen wir eben einen klassischen Weihnachtsabend mit Weihnachtsmusik und geschmücktem Tannenbaum nach.“ Nur ohne Rotkohl, Knödel und Gans, weil dies etwas aufwändig sei für so viele Gäste.

Wie Astrid Ippig betont, sei es ihr wichtig, das christliche Weltbild nicht als allein gültige Wahrheit darzustellen. Die Weihnachtsgeschichte über die Geburt Jesu werde in der Kita aber erzählt, weil sie zur Allgemeinbildung gehöre.

Evangelische Kita: 57 Prozent ohne christlichen Hintergrund

In der Evangelischen Kita am Wichelhausberg gibt es nicht nur Adventskerzen und andern Schmuck, hier wird Weihnachten als religiöses Fest begangen. Es gab bereits einen Nikolausgottesdienst mit dem Thema Teilen und Helfen und es wird noch einen Kinder-Weihnachtsgottesdienst mit einer kindgerechten Liturgie geben. Ein Pfarrer der Gemarker Kirchengemeinde hält die Gottesdienste in der Kita-Turnhalle.

Immerhin 57 Prozent der Kinder der Kita haben laut Doris Porsch keinen christlichen Hintergrund. Alle Eltern würden bei der Voranmeldung ihrer Kinder über die regelmäßig stattfindenden Gottesdienste informiert. Einige fürchteten manchmal, ihr Kind solle in der Kita bekehrt werden. Doch es gehe nicht darum, zu missionieren, sondern den Kindern die Chance zu geben, den christlichen Glauben kennenzulernen. Nächstenliebe sei im Übrigen der gemeinsame Nenner aller in der Kita vertretenen Religionen.

In der städtischen Kita Oberdörnen ist man laut Leiterin Katrin Altenkirch um Neutralität bemüht. Man pflege zwar die weihnachtliche Tradition, verzichte angesichts der kulturellen Zusammensetzung der Familien auf die Vermittlung christlicher Inhalte. Weil es für sie nicht relevant sei, hat Katrin Altenkirch auch keine Zahlen zur Religionszughörigkeit parat.

Zwar läsen sie den Kindern Bücher mit weihnachtlichen Bildern, aber ohne religiöses Gedankengut vor. Es gebe auch keine Krippe. Was sie aber gern tun: Sterne und Weihnachtsmänner basteln, im Sitzkreis um den Adventskranz Weihnachtslieder wie „In der Weihnachtsbäckerei“ singen und Schneemänner mit Zuckerguss backen – eben all das, was für ein gemütliches Miteinander sorgt. Außerdem gebe es einen Adventskalender: Jeden Tag werde ein anderes Kind ausgelost, das sich dann ein kleines Geschenk aussuchen dürfe.

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