Bildung Wie Fünfjährige spielend einfach Englisch lernen

Wuppertal · In der Kita Spatzennest spricht Elke Benten mit hochmotivierten Vorschulkindern einmal die Woche über „Cows“ und „Dogs“.

 Mia, Lionell und Maybelle (v.l.) haben viel Freude am Englischunterricht mit Elke Benten.

Mia, Lionell und Maybelle (v.l.) haben viel Freude am Englischunterricht mit Elke Benten.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Welche Farbe darf es denn sein? Sechs Kindergartenkinder sitzen auf einem bunten Teppich und zeigen auf die bunten Klatschen, die Elke Benten mitgebracht hat. Lionel sagt „red“ und nimmt sich die rote Klatsche, Mia und Maybelle wollen lieber „pink“. Dann nennt „die Elke“ den Kindern die englische Bezeichnung eines Bauernhof-Tieres und die Fünfjährigen klopfen so schnell, wie sie können, auf eines der passenden Bilder, die vor ihnen auf dem Boden liegen. Elke ruft „Cow“ und die Kinder schlagen zu, dass es nur so klatscht. Die Vokabeln kennen sie schon nach drei Englisch-Stunden à 45 Minuten aus dem Effeff. Selbst Kniffe wie eine unregelmäßige Pluralbildung haben die Kinder schon drauf. Benten sagt: „one mouse, but a lot of...“. Die Kinder schreien wie aus der Pistole geschossen los: „mice“.

Seit fast 16 Jahren gibt es den Englisch-Unterricht an Grundschulen. Erst stand er in Nordrhein-Westfalen ab der dritten Klasse auf dem Lehrplan, später wurde der Beginn sogar auf die erste Klasse vorverlegt. Das steht mittlerweile schon wieder in der Diskussion. NRW denkt darüber nach, nicht mehr so früh mit der englischen Sprache zu starten, damit die Kinder sich zunächst auf das Wesentliche konzentrieren können: lesen, schreiben, rechnen.

Manche Eltern fragen sich
zunächst: Muss das sein?

Doch an einigen Kitas geht man den umgekehrten Weg und versucht, die Kinder noch früher an „good morning“ und „good-bye“ heranzuführen. So zum Beispiel an der Kita Spatzennest am Katernberg, wo fünfjährige und bei Bedarf auch jüngere Vorschulinder spielerisch bei Memory und im Gesang mit der englischen Sprache in Kontakt kommen.

Für Elke Benten, die eigentlich Krankenschwester ist, sich aber auf den Englisch-Unterricht mit Kleinkindern fortbilden ließ, gibt es gute Gründe dafür, Kinder so früh wie möglich an die Fremdsprache heranzuführen: „Es ist erstaunlich, wie schnell Kinder im jungen Alter eine Sprache lernen. Bis zum vierten Lebensjahr ist das Fenster im Gehirn dafür noch weit geöffnet.“ Die 56-Jährige ist selber guter Beweis dafür: So wuchs sie als Deutsche in Indien dreisprachig auf und lernte in jungen Jahren ohne große Verrenkungen Deutsch, Englisch und Indisch.

Ja, es gebe auch die Eltern, die dem frühen Englischunterricht skeptisch gegenüber stünden, so Benten. Muss das sein? Überfordert das die Kinder nicht? Benten, die fast 30 Kinder der Kita in Kleingruppen zum Sprechen animiert, berichtet aber davon, dass die Sorgen sich nach einer Zeit auflösen würden: „Es soll ja kein Druck aufgebaut werden. Was wir zusammen machen, ist sehr locker und ohne Stress.“

Die Kinder verstehen den „Unterricht“ ganz offensichtlich durch die ganzen Aktionen eher wie eine fröhliche Spielstunde. Beim Aufdecken der Memory-Karten wippen sie voller Spannung hin und her und wenn ihnen eine kurzzeitig vergessene Vokabel dann plötzlich wieder einfällt, wird die Antwort nicht selten zum Siegesschrei. Spatzennest-Leiterin Olivia Drees berichtet: „Die Kinder tauschen sich auch nach der Englischstunde noch über Vokabeln aus und korrigieren sich sogar gegenseitig.“

Bei dem Besuch einmal die Woche bringt Elke Benten ihren jungen Sprechern bei, wie man sich vorstellt, wie man zählt und wie die wichtigsten Farben und die Tiere des Bauernhofs heißen. Kompliziertere Themen oder sogar Grammatik sind kein Thema. Benten sagt: „Das ganze soll den Kindern Spaß machen und dabei einen schönen Nebeneffekt für später haben.“ Die Kinder sollen ihre Hemmung vor der unbekannten Sprache abbauen.

Zu richtigen Englisch-Sprechern wird im Kindergarten noch niemand. Um eine echte Zweisprachigkeit zu ermöglichen, muss ein Kind viel regelmäßiger die Sprache hören. Nur so kann es sich intuitiv die Sprachregeln herleiten. Aber ein guter Einstieg passiert am Spatzennest allemal. Maybelle, Mia und Lionel verschwinden vergnügt zum Mittagessen: „Good-bye!“

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