Buchvorstellung Wie ein Hund durch die Kriegswirren half

Ernst Andreas Ziegler erzählt in „Friedrich und die blaue Decke“ ein wichtiges Kapitel seines Lebens.

 Ernst Andreas Ziegler (l.), sein Hund Zelda und Verleger Alfred Miersch.

Ernst Andreas Ziegler (l.), sein Hund Zelda und Verleger Alfred Miersch.

Foto: Ja/Wilfried Kuhn

„Diese Geschichte ist wahr. Alles ist wirklich so gewesen.“ So lautet der Untertitel der kleinen Erzählung „Friedrich und die blaue Decke“  von Junior Uni-Gründer Ernst Andreas Ziegler. Ausschlaggebend zur Niederschrift waren für ihn politische Ereignisse, die er mit Entsetzen verfolgte, wie der Einzug der Afd ins Parlament, unsägliche Aussagen von Alexander Gauland oder Björn Höcke. „Wir alle müssen dagegen Stellung beziehen“, so Ziegler. Dass die Geschichte so erlebt wurde, ist wichtig, zeigt es doch, wie fundamental politische und gesellschaftliche Entwicklungen das Leben beeinflussen können.

Ziegler offenbart dem Leser einen Einblick in seine Kindheit in Zeiten der Nazi-Diktatur. Die Geschehnisse im Dritten Reich, die sich so tragisch für die Familie und ihren Hund gestalten, stehen dabei mahnend für die Gegenwart, denn Flucht und Heimatverlust auf der einen Seite, Hetze und Ablehnung auf der anderen Seite, findet sich heute wieder.  „… ist es furchtbar, dass in Deutschland und in anderen Ländern erneut Rassisten und Nationalisten Hetzreden halten, gegen Fremde und Flüchtlinge demonstrieren….“  

Solchem Gedankengut will er entgegentreten, denn wohin es führen kann, hat Ziegler am eigenen Leib erfahren. Damals immer dabei war Friedrich, ein Hund, so lieb wie er groß war. Die Liebe zu dem Tier spürt man in jeder Beschreibung Zieglers. „Für uns Kinder war Friedrich der liebste und geduldigste Spielkamerad, den man sich nur denken kann.“ Er war ein ruhender Pol in der Zeit des Nationalsozialismus, die der Familie und Friedrich so viel Leid bringen sollte. „Eine schrecklichere Zeit kann es für Mensch und Tier nicht geben.“

Flucht in eine
Hütte im Wald

Ziegler wollte so kurz und eindringlich wie möglich schreiben „ohne jedes Wortgeklingel“.  So beschreibt er mit klaren Worten, in meist kurzen und knappen Sätzen, die Unmenschlichkeit der Ereignisse und die Folgen für seine Familie. Er erlebt die Tötung seiner kleinen Schwester durch Bombensplitter, flüchtet mit Mutter und Geschwistern in eine Hütte im Wald, immer dabei Friedrich. Er rettet sie vor einem Bombenangriff, ohne Vater leben sie Monate in der Hütte, die Nahrung bestand aus dem, was sie finden oder erbetteln konnten. Nach der Rückkehr in die Stadt gelingt es dem Jungen sogar die Großmutter ausfindig zu machen.

Zieglers Sprache ist knapp und sachlich und offenbart doch, oder vielleicht gerade deshalb, die ganze Tragik der Ereignisse.  „Wir haben sie nie wiedergesehen. Das war ihr letztes Lebenszeichen. Sie war verschleppt worden.“ Die Familie wird zu Flüchtlingen. Friedrich beschützt den Jungen bei seinen oft kilometerlangen Betteltouren. Die Städte wechseln und als endlich ein Zimmer gefunden wird, darf Friedrich nicht mit einziehen, der Vermieter duldet keine Hunde. Er kommt in ein Tierheim außerhalb der Stadt, seine geliebte blaue Decke darf er nicht mitnehmen.

„Weil viele für Daten und Fakten über die Nazi-Verbrechen kaum noch intellektuell erreichbar sind („Opa erzählt vom Krieg“), wollte ich ihre Gefühle packen, deshalb gebe ich diese so private mich so sehr geprägte wahre Geschichte preis“, so Ziegler. Und das gelingt gut. Das Ende in wenigen kurzen Sätzen und doch so gefühlvoll. Friedrich überlebte das Tierheim nicht, aus Kummer wurde er krank. „Wir haben bitterlich geweint.“

Die Erzählung ist im Nord Park Verlag in der Reihe „Die Besonderen Hefte“ erschienen und kostet 10,50 Euro. Sie beinhaltet Übersetzungen in die Sprachen der Partnerstädte Wuppertals, englisch, französisch, hebräisch, slowakisch, und polnisch.

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